Singen stärkt Verbundenheit mit Kirche

Gospels fördern Gemeinschaft zwischen Generationen und Konfessionen

19. Juni 2009


Der Gospel hat hierzulande in den letzten Jahren viele Anhänger gewonnen, es gibt eine regelrechte Gospelbewegung: Die Zahl der Gospelchöre wächst beständig, im kirchlichen Bereich haben sich Profilgemeinden mit dem Schwerpunkt Gospel (‚Gospelkirchen’) herausgebildet.

Mehr als 100.000 Menschen singen einer Studie zufolge in rund 3.000 deutschen Gospelchören. "In einem Gospelchor zu singen, ist auch für Menschen attraktiv, die sich sonst kaum am kirchlichen Gemeindeleben beteiligen", sagte der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer am Mittwoch in Karlsruhe bei der Vorstellung einer bundesweiten Gospelchor-Studie der EKD.

Gospelsängerinnen und -sänger sind danach im Schnitt 42 Jahre alt und damit deutlich jünger als die in Kirchengemeinden engagierten Menschen (52 Jahre), erläuterte Oberkirchenrätin Petra-Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD. Die Chormitglieder seien größtenteils weiblich (80 Prozent). Mehr als die Hälfte von ihnen (56 Prozent) habe mindestens die Fachhochschulreife, heißt es in der Studie "Begeisterung durch Gospelsingen".

Gospelsingen stärkt bei 44 Prozent der mehr als 8.400 befragten Frauen und Männer das Gefühl der kirchlichen Verbundenheit. Fast jeder Dritte (32 Prozent) fühlt sich laut Studie zudem in seiner Religiosität gestärkt.

Musikalisch bevorzugten die Gospelsängerinnen und -sänger eher moderne, rhythmusbetonte Stilrichtungen wie Pop, Musical und Rock. Klassische Musik werde weniger gehört. Volksmusik, Operette und Schlager träfen sogar überwiegend auf Ablehnung. Gospelsänger seien Angehörige des "Selbstverwirklichungsmilieus", sagte Ahrens.

Nachwuchssorgen gebe es bei den Gospelchören nicht. Sie wirkten integrierend nicht nur für Jung und Alt, sondern auch für Neueinsteiger sowie Sänger anderer Konfessionen, so Ahrens. Nicht nur die Freude am Singen und das Gemeinschaftsgefühl ist den Sängerinnen und Sängern wichtig. 84 Prozent sagten zudem, dass ihnen der Gospel "neue Kraft für den Alltag" gebe.

Die Studie zeige, dass die Gospelchöre in den Kirchengemeinden Ökumene lebten. "Sie integrieren und stiften Gemeinschaft zwischen Konfessionen und Generationen", sagte Landesbischof Fischer. Die Gottesdienstbesucher identifizierten sich wesentlich über die Musikstile. Daher müssten die Gottesdienste noch vielfältiger werden.

Die Studie weise nach, dass besonders jüngere Menschen, die im Gospelchor Begeisterung und Spaß erlebten, "der Kirche und dem Glauben näher kommen", sagte Oberlandeskirchenrat Hans Christian Brandy (Hannover). Gospelchöre seien Ausdruck einer fröhlichen und missionarischen Kirche. "Das wollen wir weiter fördern," so Brandy.

In Karlsruhe findet im September 2010 der fünfte Internationale Gospelkirchentag statt. Dazu werden über 5.000 Sängerinnen und Sänger erwartet.

Mehr Informationen zur Gospelstudie

Creative Kirche

Gospelkirchentag 2010 in Karlsruhe