"Friedensethik in der Bewährung. Eine Zwischenbilanz"

Diskussionsbeitrag des Rates der EKD

17. Oktober 2001


"Friedensethik in der Bewährung. Eine Zwischenbilanz" ist ein neuer friedensethischer Diskussionsbeitrag des Rates der EKD. Er ist vor dem 11. September 2001 entstanden. Aber er behält auch nach den Terroranschlägen seinen Wert. In einer ausführlichen Vorbemerkung geht der Ratsvorsitzende, Präses Manfred Kock, auf die Situation nach dem 11. September ein und versucht eine vorläufige Bewertung.

Die EKD hatte nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation ihre friedensethische Position 1993/94 neu bestimmt. Vor allem die Konflikte auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien haben es jetzt nötig gemacht, sich Rechenschaft darüber zu geben, ob und inwieweit sich diese friedensethischen Ansätze und Konzeptionen bewährt haben. Der neue friedensethische Diskussionsbeitrag kommt zu dem Ergebnis, dass die 1993/94 entwickelten Koordinaten der evangelischen Friedensethik auch weiterhin in Geltung bleiben. Das kommt in der äußeren Gestalt schon darin zum Ausdruck, dass der neue Text als Ergänzung und Aktualisierung zu den 1994 veröffentlichten Orientierungspunkten "Schritte auf dem Weg des Friedens" konzipiert ist. Allerdings sind gegenüber dem Stand von 1993/94 an verschiedenen Stellen Ergänzungen und Weiterführungen nötig: so z.B. im Blick auf die Rolle der Vereinten Nationen und ihrer regionalen Organisationen, die Rolle und Förderung der Zivilen Friedensdienste oder die Regelungen des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland, die bisher lediglich als Ausnahmefall vorsehen, was längst zum friedenspolitischen Regelfall geworden ist.

In der Vorbemerkung weist der Ratsvorsitzende darauf hin, dass mit den Terroranschlägen vom 11. September eine Linie weitergezogen wird, die vom herkömmlichen Typ des Krieges und von der Anwendbarkeit herkömmlicher militärischer Mittel bei der Bewältigung von Krisen in zunehmendem Maße wegführt. Die Terrorismusbekämpfung kann sich nicht in erster Linie auf militärische Mittel, sondern nur auf eine Kombination politischer, wirtschaftlicher, polizeilicher, geheimdienstlicher und möglicherweise auch militärischer Maßnahmen stützen. Von zentraler Bedeutung wird die Ausrichtung des gesamten politischen Handelns auf die Überwindung friedensgefährdender Konflikte - wie vor allem in Israel und Palästina - und die Schaffung einer gerechteren internationalen Ordnung sein. Denn eine solche Politik bietet immer noch die besten Aussichten, Hass und Fanatismus als den gefährlichsten Brutstätten für terroristische Bewegungen das Wasser abzugraben.

Der Text "Friedensethik in der Bewährung. Eine Zwischenbilanz"