"Seht, wir sind ausgezeichnet!"

Evangelische Kirche verleiht seit zehn Jahren Siegel für vorbildliche Beschäftigungspolitik

28. April 2009


Noch halten sie das Gütesiegel "Arbeit plus 2009" nicht in den Händen, doch wo die Trophäe künftig ihren Platz haben wird, ist bei der Ludwigsburger Kreissparkasse längst klar: In einer Vitrine in der Hauptstelle der Bank, wo schon die Siegel 2002 und 2005 von einer vorbildlichen Beschäftigungspolitik künden. Bereits zum dritten Mal erhält das Geldinstitut die Auszeichnung der EKD, die seit zehn Jahren vergeben wird. Noch erfolgreicher ist nur die Sozial-Holding Mönchengladbach GmbH. Sie heimste das Zertifikat schon vier Mal ein.

Für Helmut Wallrafen-Dreisow ist die Sache klar: "Tue Gutes und rede darüber". Das wird der Geschäftsführer der Sozial-Holding Mönchengladbach am 19. Mai sicher wieder tun. Dann erhält sein Unternehmen zum vierten Mal das kirchliche Arbeitsplatzsiegel. Ein Einsatz, der sich lohne: "Wir verschaffen uns nicht nur Respekt in der Fachszene", so der Chef des auf Pflege, Altenhilfe und Beschäftigungsförderung spezialisierten Unternehmens mit 870 Beschäftigten. Das Siegel beweise Heimbewohnern und Angehörigen, "dass wir uns als Arbeitgeber gut um die Mitarbeiter kümmern". Auch für die Belegschaft habe das Zertifikat eine hohe Bedeutung. Es zeige, dass die Sozial-Holding in Krisenzeiten bei der Sozialpartnerschaft "auf dem gleichen Level geblieben ist".

Unternehmen, die das Arbeitsplatzsiegel der EKD erhalten wollen, werden vom Marburger Institut für Wirtschafts- und Sozialethik (IWS) unter die Lupe genommen. Teilnehmen können Firmen aus allen Wirtschaftsbranchen. Das Prüfverfahren kostet sie zwischen 2.000 und 3.500 Euro. Vereinzelt haben sich auch kirchliche Träger mit Erfolg dem Branchenvergleich unterzogen. Bisher gab es 65 Zertifizierungen, insgesamt 15 Unternehmen wurden mehrfach ausgezeichnet. Zu den Preisträgern gehören etwa der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport AG, die Debeka Versicherungen AG (Koblenz), die Münchner Allianz-Gruppe und die im Dezember 2008 geehrte Wittenstein AG aus dem fränkischen Igersheim.

Die Idee des Arbeitsplatzsiegels wurde 1997 geboren. Rainer Meusel, Unternehmer und Präsident des Kirchentages in Leipzig, fragte sich, "warum es eine Erfolgsnachricht ist, wenn ein Unternehmen drei Milliarden Gewinn macht und im selben Atemzug den Abbau weiterer 6.000 Arbeitsplätze ankündigt?" Er schlug deshalb in Kirchengremien vor: "Wer neue Arbeitsplätze schafft, sollte ein Gütesiegel erhalten."

Die Kreissparkasse Ludwigsburg erhält am 4. Mai die Auszeichnung zum dritten Mal. Das Vergabegremium unter der Leitung des Ratsvorsitzenden der EKD, Bischof Wolfgang Huber, lobte die stabile Beschäftigungsentwicklung des Geldinstituts mit knapp 1.800 Angestellten. Auch das große Engagement für Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter fand Anerkennung.

"Wir sehen uns als vorbildlichen Arbeitgeber und werben deshalb mit dem Siegel auch in Personalanzeigen", sagte Thomas Baum, Pressesprecher und Leiter des Vorstandsekretariats. Das Siegel fördere das positive Image der Kreissparkasse in der Öffentlichkeit und vermittele die Botschaft 'Seht, wir sind ausgezeichnet!'" Und es belege, dass es bei der Kreissparkasse "keine Mentalität des Hire und Fire gibt".

Die Botschaft, die die evangelische Kirche mit dem Siegel aussenden will, erläutert Bischof Huber so: "Wir wollen den häufigen Skandalmeldungen aus der Wirtschaft positive Entwicklungen gegenüberstellen und den Blick auf überzeugende Beispiele lenken." Das Arbeitsplatzsiegel bestätige Firmen, dass sie "eine menschengerechte Personalpolitik verfolgen". (epd)

„Arbeit Plus“ – Eine Initiative der EKD