"Wie Daniel in der Löwengrube"

Neuer EU-Spot "Stop Cyber-Mobbing"

17. April 2009


Mobbing ist Teil des Schulalltags

"Das Bild 'Daniel in der Löwengrube' hat mich sehr angesprochen", schrieb eine Schülerin in einem öffentlich zugänglichen Forum auf einer kirchlichen Internetseite, "weil ich in derselben Situation bin. In meiner Klasse habe ich zwar Freunde, aber es werden ständig dumme Witze über mich gemacht."
Mobbing gehört zum Schulalltag. Rund zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler machen Mobbingerfahrungen, vor allem in Grundschule und Sekundarstufe I. Zu diesem Ergebnis kommen verschiedene Untersuchungen übereinstimmend. Hinter dem Rücken der Jungen und Mädchen wird schlecht über sie gesprochen, sie werden vor anderen lächerlich gemacht, man ruft ihnen kränkende Spitznamen oder Schimpfworte nach.

Neue Medien - neue Möglichkeiten für Mobbing

Die neuen Medien bieten den Heranwachsenden Spielräume, wie sie keine Generation zuvor hatte. Und sie schaffen für die, die andere aufs Korn nehmen wollen, auch neue Möglichkeiten zu Übergriffen: Unter Cybermobbing oder Cyberbullying versteht man die Nutzung moderner Kommunikationsmittel, von Internet und Handy, um anderen zu schaden.

In Schüler-Communitys "werden beispielsweise Diskussionsgruppen gegründet, die allein der Lästerei über eine bestimmte Person - sei es ein Mitschüler, ein Lehrer oder ein anderer Internet-Teilnehmer - dienen", so eine Mitarbeiterin von Jugendschutz.net. Die Demütigungen und Drohungen finden in Form von Fotos, Bildern oder Textnachrichten statt, und zwar weniger mit dem Handy, sondern vor allem in Online-Netzwerken. Bei einer gezielten Befragung berichtete ein Viertel der Studienteilnehmer, dass im Freundeskreis "schon jemand in einer Community fertig gemacht" wurde.

Die meisten Netzwerke und Plattformen betreiben inzwischen einen Beschwerdedienst, der rund um die Uhr erreichbar ist. Doch das allein genügt nicht: Jungen und Mädchen, die betroffen sind, brauchen Unterstützung. Und die Täter brauchen klare Rückmeldungen, dass solches Verhalten nicht akzeptiert wird.

Herausforderung für Bildungsarbeit und Medienpädagogik

Die EKD und die katholische Deutsche Bischofskonferenz haben bereits vor Jahren die mit den neuen Informationsmedien verbundenen Chancen und Risiken wahrgenommen. Mit großer Vorausschau weist der gemeinsame Text „Chancen und Risiken der Mediengesellschaft“ schon 1997 hin:

"Die rasche Veränderung der Medien stellt eine enorme Erweiterung der Spielräume für menschliches Handeln dar. Sie eröffnet deshalb auch bisher unbekannte Möglichkeiten des Mißbrauchs und radikalisiert so das Verantwortungsproblem."

"Zentrale Bildungsaufgabe" sei es, "die einzelnen Angebote selbst in kritischer und ethisch verantwortbarer Weise erstellen, beurteilen und nutzen zu können. … Bildungsarbeit und Medienpädagogik sind aufgefordert, auf die ethische Dimension der Medienentwicklung aufmerksam zu machen und Ziele wie Methoden ethischer Orientierung zu vermitteln."

EU-Spot "Stop Cyber-Mobbing"

Anlässlich des Safer Internet Day 2009 hat die Europäische Union einen kostenlosen Spot zum Thema "Cyber-Mobbing" zur Verfügung gestellt, um auf dieses aktuelle Thema aufmerksam zu machen. In 60 Sekunden bringt "Stop Cyber-Mobbing" zum Ausdruck, was beim Cyber-Mobbing passiert: Über das World Wide Web greifen die Täter in die geschützte Privatsphäre des Opfers ein, stellen eine Beleidigung nach der nächsten ins Netz. Das Gelächter ist groß, das Opfer den Beschimpfungen scheinbar hilflos ausgesetzt.

Der Spot ermutigt, solche Fälle zu melden und sich gegen Cyber-Mobbing zu wehren:

Für eine "Kultur des Hinschauens": Informationen und Handreichungen

"… Ich versuche nicht herauszufinden, warum sie Witze machen, weil das nichts ändern würde, sondern ich lerne es zu ertragen, indem ich selbst Witze über mich mache. So tun die Sticheleien der anderen nicht mehr so weh. Am Anfang ist es zwar schwer sich selbst zu 'mobben', aber es hilft", so schreibt die zu Beginn erwähnte Schülerin weiter.

Sie sollte nicht gezwungen sein, sich selbst lächerlich zu machen. Kränkendes Verhalten in der Klasse sollte angesprochen und abgestellt werden.  "Das lassen wir an unserer Schule nicht zu!", heißt es in der Selbstverpflichtungserklärung, die beim Informationsportal Klicksafe zum Herunterladen bereitsteht: "Wir verpflichten uns zu einem fairen, respektvollen und offenen Miteinander, im Klassenzimmer wie auch im www."

Eine Kultur des Hinschauens, ein Verhaltenskodex für die Schulgemeinschaft und das regelmäßige Ansprechen des Themas "Wie wir miteinander umgehen" sind anerkannte und wirksame Gegenmittel gegen Mobbing und Cyberbullying. Auch dies wird immer wieder durch Untersuchungen bestätigt.

Als Unterstützung für pädagogisch Tätige hat die religionspädagogische Plattform der EKD weiterführende Inhalte  und Handreichungen für die Bildungsarbeit zu diesem Thema bereitgestellt.

EU-Spot "Stop Cyber-Mobbing"

Gemeinsamer Text „Chancen und Risiken der Mediengesellschaft“

„klicksafe“ – Die Initiative für mehr Sicherheit im Netz

rpi virtuell – „Cybermobbing“