"Sorge vor einer weiteren Eskalation der Gewalt"

EKD-Ratsvorsitzender zu den Militäraktionen gegen Ziele in Afghanistan

08. Oktober 2001


Die Streitkräfte der USA und Großbritanniens haben am 7. Oktober begonnen, Ziele in Afghanistan anzugreifen. Die Auswirkungen und die politischen Folgen der Aktionen sind im Augenblick nicht überschaubar. Die Verantwortlichen sind mit ihrer Entscheidung ein hohes Risiko eingegangen. Noch ist nicht erkennbar, ob diese jetzt gewählten Mittel dem Ziel der Bekämpfung des Terrorismus tatsächlich dienen, und ob eine Schonung der afghanischen Zivilbevölkerung in dem bekundeten Maße überhaupt möglich ist.

In dieser Stunde überwiegt bei mir die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Gewalt. Bei der Bekämpfung der Terrororganisation, die hinter den Anschlägen vom 11. September steht, und ihrer Unterstützer darf es nicht um Rache und Vergeltung, sondern allein um Bestrafung der Schuldigen und Gefahrenabwehr gehen.

Die Entwicklung in Afghanistan mahnt uns Christen, im Gebet für den Frieden nicht nachzulassen. Ich bitte die evangelischen Gemeinden und die evangelischen Christen in unserem Land, in Andachten und Gottesdiensten und auch im persönlichen Gebet die Hilfe und den Trost Gottes zu suchen. Wir denken auch an die Millionen Flüchtlinge in und um Afghanistan. Ihre Not droht nun noch schlimmer zu werden. Bitte unterstützen Sie die Hilfsmaßnahmen, die auch von der Katastrophenhilfe des Diakonischen Werkes der EKD eingeleitet wurden. Mein persönliches Mitgefühl gilt auch den in Afghanistan inhaftierten Entwicklungshelfern, deren Schicksal jetzt ungewisser ist denn je.

Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger: Setzen Sie auch Zeichen der Gesprächsbereitschaft mit den muslimischen Nachbarn. Wir wissen uns mit unseren Partnerkirchen in der Welt, auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, darin einig, dass der Islam als Weltreligion für den Terror nicht verantwortlich ist.

Gott hält diese Welt in seinen Händen. Das ist der Trost, auch in diesen Zeiten der Gewalt und der Angst. Dieser Trost ermutigt uns, entschlossen und mit langem Atem weiter zu gehen auf dem Weg zur Überwindung von Krieg und Gewalt.

Hannover, den 08. Oktober 2001
Pressestelle der EKD

Das Diakonische Werk der EKD bittet um Spenden unter dem Stichwort „Afghanistan“ auf das Konto 797979 bei der Evangelischen Darlehensgenossenschaft, BLZ 100 60 237

Bild: Metallkreuze aus Patronenhüllen als Symbol zur Überwindung von Gewalt. Sie können beim Deutschen Nationalkomitee des LWB bestellt werden (LWB@diakonie.de).