Wege durch die Trauer

Gefühle sind wichtig und müssen durchlebt werden

30. März 2009


Tod und Trauer sind im Kirchenjahr hauptsächlich mit dem Monat November verbunden. Volkstrauertag – obwohl kein kirchlicher Feiertag im eigentlichen Sinne - und Ewigkeitssonntag erinnern an die eigene Sterblichkeit und Endlichkeit. Auch die Natur legt diese Stimmung nahe, verwelkte und abgefallene Blätter bebildern die Vergänglichkeit des Menschen.

Die Passionszeit, in die der Frühlingsbeginn fällt, ist vielschichtiger. Die Natur erwacht zum Leben, während die Passionszeit auf das Gedenken an Jesu Tod und Kreuzigung zuläuft.

Vor dem Hintergrund der Passion Jesu jedoch die Trauer um liebe Menschen zu sehen und zu bedenken, bettet das eigene Erleben in andere Zusammenhänge ein. Vor diesem Hintergrund mag es mehr als zufällige Terminplanung sein, dass mitten in der Passionszeit die Herausgeber von Trauernetz.de - dem zentralen deutschsprachigen evangelischen Internetangebot für Trauernde – nun ihre Inhalte auch als Buch und Audio-CD vorstellen.

"Ich glaube nicht an personifizierte Mächte des Bösen, nicht an gefallene Engel, Teufel, Geister oder Dämonen. Und doch, jetzt, wo das Sterben und der Tod eines von mir so geliebten Menschen mein Leben verdunkelt, jetzt spüre ich: Da sind Kräfte und Mächte in mir, die mich niederdrücken und gefangen halten..." Diese Zeilen haben der rheinische Präses Nikolaus Schneider und seine Frau Anne geschrieben - für das Buch "Ich will euch trösten. Wege durch die Trauer". Das Ehepaar Schneider, dessen jüngste Tochter mit 22 Jahren an Leukämie gestorben ist, berichtet von Gefühlen wie Traurigkeit und Zorn, Resignation und Verzweiflung, von dem eigenen Wollen und Wünschen, "widerständigen Mächten", Mächten, die gleichsam einmauern.

Wer einen Menschen verliert, erlebt ganz verschiedene Gefühle, das ist auch die Erfahrung der Buchherausgeber und trauernetz.de-Verantwortlichen. Sie alle sind wichtig und müssen durchlebt werden. Dazu hilft dieses Buch mit seinen Texten und Bildern, die sorgfältig aufeinander abgestimmt sind. Auch die Musik, darunter einfühlsame Klaviermusik, trägt zu dem Begleiter durch Zeiten der Trauer.

Das Buch ist eine Sammlung aus biblischen Worten, Gedanken, Gedichten, Gebeten, Bildern und Musik, die Empfindungen und Gefühle von Trauernden aufnehmen. Es ist entstanden aus der jahrelangen Arbeit auf trauernetz.de. Zahlreiche Rückmeldungen von Trauernden haben gezeigt, dass Worte und Musik zu verschiedenen Traueremotionen als hilfreich empfunden werden und einen Raum für die eigene Trauer eröffnen.

"Doch es gibt - Gott sei Dank! - auch die andere Erfahrung", so Anne und Nikolaus Schneider weiter in ihrem Beitrag. "Menschen um mich herum durchbrechen die Mauern dieser Mächte. Mächte kommen mir nahe in ihren verständnisvollen Worten und mit ihren zärtlichen Berührungen. Menschen werden mir zu guten Mächten..." Und so gelinge auch, wenn auch mit verwundetem Herzen, wieder neu zu glauben.

Wer Trauer Raum gibt und diese nicht unterdrückt, öffnet sich auch für neue Erfahrungen, die helfen, mit der Trauer zu leben. Dabei geht es nicht um ein billiges Nun-geht-es-weiter, sondern um eine neue Dimension, die das Leben gewinnen kann.

Auf das Ende der Passionszeit, auf Karfreitag, folgt Ostern. Ostern macht sichtbar, der Tod behält nicht das letzte Wort über unser Sterben. So wie Jesus nicht im Tode geblieben ist, können auch wir neues Leben gewinnen.

Dies ist kein billiger Trost, sondern ein Weg durch die Trauer, den jeder gehen kann und muss - diese Hoffnung und Einladung auf den Weg der Trauer drückt auch der Buchtitel aus: Ich will euch trösten. Wege durch die Trauer

Ein Zeichen dieser Hoffnung, die auch durch die Zeit der Trauer tragen kann, sind die ersten Knospen, die in der Passionszeit sprießen.