manna - Raum für Leib und Seele

Eine Anlaufstelle für Menschen in Armut mitten in Heidelberg

13. März 2009


Im Alten Testament (2. Mose 16) wird davon berichtet, wie die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten befreit werden. Doch der Weg durch die ägyptische Wüste ist lang. Als sie in der Wüste keine Nahrung mehr finden, werden die Israeliten missmutig und unruhig, denn sie haben Angst zu verhungern. Aber Gott lässt sie nicht im Stich, denn er lässt Manna auf sie regnen: kleine süße Brotkrumen, die morgens wie Reif auf dem Boden liegen. So bekommen die Israeliten Kraft für ihren weiteren Weg.

“manna“ heißt auch eine Anlaufstelle in der Heidelberger Innenstadt, die seit 2005 für alle Menschen offen ist, die mit wenig Geld auskommen müssen. Ziel ist es, Menschen in Armut Wert zu vermitteln. Dies geschieht in erster Linie durch eine freundliche Begrüßung an der Tür durch ehrenamtliche Mitarbeiter. Bei Gesprächen kann über alles geredet werden: die Lebensgeschichte, konkrete Sorgen und Ängste, Tagespolitik, Witze,... . Damit "manna" ein freundlicher Raum ohne Ausgrenzung bleibt, gibt es strenge Hausregeln: kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Hunde, keine Gewalt. Das Gewaltverbot wird umfassend ausgelegt: Auch zu lautes Sprechen ist zum Beispiel nicht erlaubt. Bei konkreten Notsituationen werden Gäste in diakonische Hilfseinrichtungen vermittelt.

Es gibt ein Frühstücksangebot, das bewusst zwar äußerst preiswert, aber nicht umsonst angeboten wird. Niemand soll sich als Almosenempfänger fühlen. Zu „manna“ gehört eine Homepage für Arbeitslose aus der Region mit einem kommentierten Verzeichnis von 130 Links zu Jobbörsen, Wohnungsmärkten und Beratungsangeboten. Außerdem werden Kurse angeboten, in denen sich die Besucher/innen qualifizieren können: So gibt es Kurse in EDV, Englisch, Malen. Gleichzeitig finden Diskussionen und Informationsveranstaltungen zu Themen wie Gemeinschaft, Sucht und Arbeitslosigkeit statt. Auch werden praktische Hinweise zum Leben mit einem Hartz IV- Budget vermittelt.

Um 12 Uhr gibt es täglich eine Andacht. Anfangs wurde diese vom Pfarrer gehalten, später von den ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, dann auch ergänzt von „manna“-Gästen. Dabei sind die Formen dieser Andacht so vielfältig wie auch ihre Besucher. Z.B. spricht ein früherer Griechisch-Dozent das Vaterunser auf Griechisch. Oder ein Gast, der taub ist und ein schweres Alkoholproblem hat, sagt anderen Gästen auf den Kopf zu, dass Jesus sie lieb hat.

„manna“ ist eng in die Evangelische Kapellengemeinde Heidelberg eingebunden, von der der Treffpunkt auch getragen wird. Sie ist speziell als Diakoniekirche konzipiert. Die Gottesdienste der Diakoniekirche werden auch auf die „manna“-Gäste ausgerichtet. Die Gäste kommen in die Bibelstunde, zu Gemeindeausflügen, zu Gemeindefesten und werden hier herzlich empfangen. Inzwischen gab es einige Gemeindeeintritte von Gästen, Taufen und eine Erwachsenen-Konfirmation.

Jetzt ist „manna“ als Projekt des Monats auf der Internetplattform „Kirche im Aufbruch“ im Rahmen des EKD-Reformprozesses ausgezeichnet worden.

Projekt des Monats: manna - Raum für Leib und Seele

Kirche im Aufbruch

manna – Raum für Leib und Seele