Calvin in der Kiste

Positive Bilanz zum Start des Calvinjahres

12. März 2009


Am 10. Juli jährt sich der Geburtstag des Genfer Reformators Johannes Calvin zum 500. Mal, ein Grund, den Schweizer Theologen in diesem Jahr in den Mittelpunkt zu stellen. Calvins Genfer Reformation entfaltete weltweit ihre Wirkung, sie war prägend für die Reformation in den Niederlanden, beeinflusste die theologische Ausrichtung der anglikanischen Staatskirche in England, wurde theologische Grundlage für die Reformation in Schottland und die Pilgerväter aus Großbritannien bringen calvinistisches Gedankengut in die Neue Welt. Auch in Deutschland waren die reformierten Glaubensflüchtlinge aus Frankreich – nach Calvins Wirkungsstätte in der Schweiz auch als „Hugenotten“ (Eidgenossen) bezeichnet – wirksam und prägten auch die Entwicklung Preußens maßgeblich mit, doch im allgemeinen Bewusstsein in Deutschland wird die Reformation mit der Person Martin Luthers verbunden, hinter der Johannes Calvin verblasst.

Daher will die EKD Akzente setzen und hat die Wirkungsgeschichte Calvins im Calvinjahr 2009 in den Mittelpunkt gestellt. Nach knapp drei Monaten lässt sich ein erstes Fazit dieses Calvinjahres ziehen. Die Resonanz, die das Jubiläumsjahr bisher erfahren hat, sei „überwältigend“, stellen der Calvinbeauftragte der EKD, Pfarrer Achim Detmers, und die Kulturbeauftragte des Rates der EKD, Petra Bahr, fest, denn die große Anzahl an bundesweiten Veranstaltungen, wie Vorträge und Symposien, zeigen, dass Johannes Calvin zu Unrecht in Deutschland bisher deutlich zu wenig beachtet worden war und seine Person und sein Werk nun auf große Beachtung stoßen. Besonders interessant seinen das klare Profil im calvinistischen Kirchenverständnis, seine Aussagen zur Wirtschaftsethik und seine seelsorgerlichen Bemühungen um eine bedrängte und verfolgte Kirche. Während das Calvin-Bild oft durch negative Assoziationen, Klischees und Vorurteile geprägt ist – etwa durch die strenge Kirchenzucht in Genf oder durch Stefan Zweigs Roman aus den dreißiger Jahren, der Parallelen zwischen dem Genf zur Zeit Calvins mit der Nazi-Diktatur in Deutschland zieht – besteht in vielen Gemeinden großes Interesse, Calvin neu zu entdecken. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die ersten 10.000 Exemplare des von der EKD und dem Reformierten Bund herausgegebenen Calvin-Magazins nach wenigen Wochen vergriffen waren und eine Wanderausstellung zum Calvin-Jahr von mehr als 150 Gemeinden und Institutionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz angefragt wurde.

Auch das Deutschen Historischen Museum in Berlin veranstaltet eine große Ausstellung im Jubiläumsjahr "Calvinismus. Die Reformierten in Deutschland und Europa", die am 31.März eröffnet wird und bis zum 500. Geburtstag des Reformates am 10. Juli auf 1100 Quadratmetern Ausstellungsfläche eine umfassende Sicht auf Calvin und den Calvinismus eröffnet. Eingebettet in diese Ausstellung ist eine Diskussionsreihe, die die Kulturbeauftragte des rates der EKD, Petra Bahr, durchführt. An fünf Abenden werden Prominente miteinander diskutieren und aktuelle Fragestellungen vor dem Hintergrund des Denkens Johannes Calvins beleuchten. Die Abende finden zu den Themen Disziplin, Geld, Widerstand, Bilderstreit und Demokratie und stehen unter der Überschrift  „Was tun, Herr Calvin? - Gegenwartsfragen im Licht des Calvinismus.“

In Gemeinden und Schulen wird Calvin aber durch die „Calvin-Kiste“ bekannt, die religions- und gemeindepädagogische Materialien für verschiedene Altersgruppen bereitstellt und die praktische Arbeit der Gemeinden im Calvin-Jahr unterstützt. So enthält die Kiste Ausstellungsplakate, Bausteine für Öffentlichkeitsarbeit, Gottesdienste und andere Veranstaltungen sowie Unterrichtsentwürfe, Magazine und Minibücher und eine multimediale DVD rund um Calvin mit einem 30-minütigen Präsentationsfilm, außerdem Power-Point-Präsentationen, Audio-Files, Kopiervorlagen und Bildmaterial.

Mit dieser Kiste kann Calvin auf einfache Weise überall in der Gemeindearbeit in den nächsten Monaten des Calvin-Jahres gut ankommen.