Zeichen setzen für ein gerechtes Europa

16. Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ startet in Ulm

28. Februar 2009


„Hoffnung für Osteuropa“ eröffnet am 1. März 2009 die 16. Spendenaktion mit einem feierlichen Gottesdienst im Ulmer Münster. Gastgeberin dieser bundesweiten Eröffnung ist die Evangelische Landeskirche in Württemberg. Unter dem Motto „Zeichen setzen für ein gerechtes Europa“ rufen die evangelischen Kirchen in diesem Jahr dazu auf, insbesondere Menschen im Osten Europas zu unterstützen, die sich sozial engagieren und dafür sorgen, dass Alte, Kranke, Behinderte und sozial Schwache nicht unter die Räder der jungen Marktökonomien dieser Länder kommen. „Sie tragen dazu bei, ihren Gesellschaften Werte wie Barmherzigkeit und Gemeinwohlorientierung ins Herz zu pflanzen – Tugenden, die Europa dringender denn je braucht“, so Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin der Spendenaktion beim Diakonischen Werk der EKD.

Mit dem Verschwinden des „Eisernen Vorhangs“ vor knapp 20 Jahren begann in Europa ein Umbruch, der das Leben der Menschen in den ehemaligen Ostblockstaaten tiefgreifend veränderte und bis heute prägt.

Der Kollaps der politischen Strukturen brachte wirtschaftliche Systeme und soziale Sicherungen zum Zusammenbruch. Vielen Millionen Menschen wurde buchstäblich die Existenzgrundlage entzogen. Unzählige wurden in tiefe Armut gestürzt. Viele können bis heute nicht an dem Wirtschaftsaufschwung teilhaben, der allmählich entsteht, weil ihre Kräfte nicht ausreichen, die Regierungen keine Mittel haben oder nicht in den Aufbau sozialer Sicherungen investieren.

Die Osterweiterung der Europäischen Union (EU) führte im Mai 2004 zum Beitritt von Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, der Slowakei, von Ungarn und Slowenien; im Januar 2007 folgten Bulgarien und Rumänien. Damit verbunden sind neue Hoffnungen auf mehr Wohlstand und mehr soziale Sicherung in diesen Ländern. Doch Erfahrungen zeigen: Die EU kann keine schnelle Hilfe bringen. Die Gesetze von Binnenmarkt und Wettbewerb schaffen neue Verlierer. Leidtragende bleiben vor allem Kranke, Behinderte, Alte, Kinder und Familien.

Nicht zu schweigen von den Menschen, die in den neuen Schwellenländern zur EU, auf dem Balkan, in Georgien, Moldawien, der Russischen Förderation und Ukraine oder in Weißrussland weiter in unvorstellbarer Armut leben. Die zerbrechliche politische Stabilität in vielen Regionen sowie ethnische und konfessionelle Konflikte verschlimmern ihre Not.


Zwei Beispiele aus der praktischen Arbeit der Aktion:

Trainingscamps als Chance für Russlands Ureinwohner

„Der Herzschmerz ist immer in meiner Seele. Was für eine Zukunft erwartet uns? Wird die Welt uns in 20 Jahren noch kennen?“ Diese Fragen stellen sich viele Ureinwohner in der Russischen Föderation. Ihr Überleben hängt an einem seidenen Faden. Armut, Krankheit, Hoffnungslosigkeit und Diskriminierung bestimmen ihren Alltag. Ihre Sprachen sterben aus, ihre Lebensweise und Kulturen gehen verloren. Alkoholismus und Selbstmord sind häufige Folgen. Die massive Umweltzerstörung ihrer traditionellen Lebensräume trägt entscheidend dazu bei. Denn das Land der Ureinwohner wird heute weiträumig verpachtet: an Öl- und Gasunternehmen, Forstwirtschaft, Fischerei- und Tourismusindustrie. Dann können die Indigenen dort nicht mehr jagen, nicht fischen, nicht sammeln und auch ihre Herden nicht weiden. „Aber davon leben wir doch!“ – Der Aufschrei der wenigen, die ihren Mut und ihre Hoffnung noch nicht verloren haben, wird selten gehört. Auch an den Gewinnen der Industrie werden sie kaum beteiligt. Kein Wunder, ist die Armut in ihren Dörfern groß. Oft reicht das Geld nicht einmal für das Nötigste.  Um Russlands Ureinwohner zu stärken, unterstützt „Hoffnung für Osteuropa“ Informations- und Fortbildungszentren für die Urvölker, die in Karelien, Krasnojarsk, Kemerowo und in der Republik Altai leben. Bei sechswöchigen „Trainingscamps“ lernen sie ihre Rechte kennen und wie sie sich in der Öffentlichkeit und bei den Behörden besser Gehör verschaffen können.

Ein Hospiz für Sibiu - Damit unheilbar kranke Kinder und Erwachsene bis zuletzt in Würde leben können

Mit Spendenmitteln von „Hoffnung für Osteuropa“ konnte in Sibiu/Hermannstadt, Rumänien, ein Hospiz errichtet werden. Ortrun Rhein, die seit der Eröffnung im September 2006 Direktorin des Hauses ist und bereits seit vielen Jahren das nahe gelegene Alten- und Pflegeheim „Dr. Carl Wolff“ der Hermannstädter Diakonie leitet, ergriff die Initiative. Denn die Not todkranker Menschen und ihrer Angehörigen ist in Rumänien groß. Zur Finanzierung des weiteren Betriebs bittet "Hoffnung für Osteuropa" dringend um weitere Spenden, denn für die Menschen dort ist das Hospiz zum Symbol der Hoffnung und neuen Lebensmutes geworden.