Maismehl für Simbabwe

„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ Lk.18,27

23. Januar 2009


Bericht von Pastor Mario Lucchesi über eine erste Lebensmittelhilfslieferung von Namibia nach Simbabwe:

„Beim Weltkongress der Auslandspfarrer im Juli 2008 in Berlin hatte ich erstmals Kontakt mir Klaus Peter Edinger, dem deutschsprachigen Pfarrer in Harare (Simbabwe). Damals zeichnete sich schon ab, dass Simbabwe auf eine Hungersnot zusteuert. Wir kamen überein, dass die Kirchen im südlichen Afrika versuchen sollten, mit Nahrungsmitteln zu helfen, wenn dies nötig sein würde. Als sich gegen Ende des Jahres die Situation zuspitzte, berieten wir im Pfarrkonvent unserer Kirche (Deutsche Ev.-Luth. Kirche in Namibia), was wir unternehmen könnten.

Durch persönliche Kontakte und nach vielen Telefonaten konnte eine Kirchenälteste der Gemeinde, Ilona Bolleurs aus Tsumeb, eine Transportfirma und einen Maismehllieferanten gewinnen, die sich bereit erklärten, zu sehr günstigen Konditionen den Transport zu übernehmen. Besonders kam uns zustatten, dass nach wie vor große Mengen Zucker aus Simbabwe nach Namibia importiert werden. So können die Sattelschlepper, die ohnehin zwischen Simbabwe und Namibia unterwegs sind, auf der Hinfahrt unsere Maismehllieferung laden. Auf diese Weise konnten die Transportkosten sehr gering gehalten werden.  Dennoch übersteigen die Kosten dafür die finanziellen Möglichkeiten unserer kleinen Gemeinden. So schickte ich einen Hilferuf an Bischof Wolfgang Huber, den Bischof meiner Heimatkirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Nach wenigen Tagen kam die freudige Nachricht, dass umgehend 10.000 € bereitgestellt werden.

Nach einigem Papierkrieg (Export- und Importgenehmigungen) konnte der Transport am 8. Januar 2009 endlich losgehen. An der Grenze zu Simbabwe wurde der Transport jedoch aufgehalten. Es hieß, es müssten noch diverse Schreiben vorliegen, zum Beispiel dass die Lutherische Kirche in Simbabwe die Lebensmittelspende überhaupt haben möchte…. Viele hatten uns gewarnt, dass wir die Lebensmittel nie über die Grenze bekommen würden. Das schien sich nun doch zu bestätigen. Ilona Bolleurs kam die Jahreslosung in den Sinn: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ - Jetzt kann nur noch Gott helfen. Nach vielen Stoßgebeten und Handy-Gesprächen, die Ilona Bolleurs mit dem Fahrer, dem Grenzbeamten und dem Büro der Simbabwischen Kirchenleitung führte, stellte sich heraus, dass der Beamte nur die übliche, relativ kleine Bestechungssumme haben wollte. Nun konnte die letzte Hürde genommen werden und am 10. Januar kamen die 34 Tonnen Maismehl endlich in Bulawayo an.

Der Bischof unserer Kirche, Erich Hertel, flog einen Tag später selbst nach Bulawayo und berichtet wie folgt:

„Die Ladung wurde nach einem vorher ausgearbeiteten System sofort auf kleinere Lastwagen des Lutheran Development Service (eine Unterabteilung der Evangelisch- Lutherischen Kirche in Zimbabwe (ELCZ)) verladen und an die entsprechenden Zielorte weitertransportiert; insgesamt 6 Empfangsstellen, davon sind einige Missionsstationen/-hospitäler der Kirche. Ich habe eine genaue Auflistung aller 680 gelieferten Säcke. Ich selber bin zusammen mit Bischof Moenga (Präsident von LUCSA) am 12. Januar nach Mnene gefahren, wohin 223 Säcke geliefert worden waren. Mnene ist die älteste Missionsstation der ELCZ mit Hospital, Schule für Ausbildung von Krankenschwestern, Grundschule, Sekundarschule, Kirchengebäude und Gemeinde. Hier hatten wir unter Beteiligung von Bischof Shava (Presiding Bishop der ELCZ) und der lokalen Pastoren eine bewegende Feier in der Halle, wo sich die Angestellten von Hospital und Schulen um die 223 Säcke versammelt hatten und mehrere Reden gehalten wurden, bevor wir symbolisch die Ladung übergaben. Die Freude und der Dank waren unglaublich. Es gab keinen Mais dort mehr, die Menschen litten Hunger und Patienten konnten deshalb seit einiger Zeit nicht mehr aufgenommen werden. Das alles hat sich jetzt geändert. Bischof Ramashapa (Presiding Bishop von ELCSA) war am gleichen Tag nach Manama gefahren, wo 129 Säcke landeten und berichtete Ähnliches.

Am Dienstag saßen wir mit einigen Vertretern der Kirchenleitung der ELCZ zusammen. Als Ergebnis kann ich sagen, dass zumindest bis Mitte des Jahres, wenn dann (hoffentlich) geerntet wird, Aktionen, die "Leben retten", am wichtigsten sind. So jedenfalls die Aussage der Kirchenleitung. Danach kann man über längerfristige Projekte nachdenken, aber im Augenblick geht es darum, hungrigen und sterbenden Menschen etwas zu essen zu geben. Ich habe nichts versprochen, aber angedeutet, dass wir in unsere Kirche das uns Mögliche tun möchten, um weitere Gelder zu sammeln.

Insgesamt kann ich sagen, dass unsere Aktion über die Maßen glatt und problemlos verlaufen ist und die Organisation vor Ort bestens war. Ich kann nur empfehlen, im Falle weiterer Aktionen diesen Weg wieder zu nehmen. Die Offiziellen der Kirche sind verlässlich und haben Erfahrung. Bischof Moyo war eine enorme Hilfe im Herstellen der Kontakte und hat jeweils prompt geantwortet, wenn wir ihn brauchten.“

Ich glaube, der Hilfstransport ist auch eine geistliche Erfahrung. Mit Gottvertrauen können wir eine Menge in Bewegung bringen. Und die Menschen in Simbabwe, die am Verhungern sind, erfahren im wörtlichen Sinn „am eigenen Leib“, was es heißt, auf Gott zu vertrauen: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ Der Geist Christi, der mit dem Sattelschlepper mitgefahren ist, und die Erfahrung, von der Welt nicht vergessen zu sein ist vielleicht für die Menschen ebenso wichtig wie das Maismehl selbst.

Mario Lucchesi, Otjiwarongo/Namibia