Religion stärkt die Gesellschaft

Religion als Ressource sozialen Zusammenhalts?

16. Dezember 2008


Christlicher Glaube hat über eine spirituelle Bedeutung hinaus ungemein praktische Konsequenzen. Wer sich an christliche Gebote hält, der kommt besser durchs Leben. Und gesellschaftliche Gruppen, die sich an die Gebote halten – z. B. „Was Du nicht willst, das Dir man tu, das füg auch keinem anderen zu“ –  haben mehr Erfolg als andere.  Moderne statistische Erhebungen zeigen diese Erkenntnisse immer deutlicher. So z. B. der „European Social Survey“ oder die Langzeitstudie „Leben in Deutschland“, in der Wissenschaft „Sozio-oekonomisches Panel“ (SOEP) genannt. 

Wer regelmäßig einen Gottesdienst besucht, hat einen größeren Freundeskreis und pflegt mehr Kontakte zu seinen Nachbarn als nicht religiöse Menschen, hat auf Basis der SOEP-Daten der Sozialwissenschaftler Richard Traunmüller herausgefunden, der am Lehrstuhl für vergleichende Politik der Universität Konstanz tätig ist. Protestanten engagieren sich häufiger ehrenamtlich und in Vereinen als Katholiken und Muslime. Danach erleichtert die evangelische Kirche mit ihren flachen Hierarchien breites gesellschaftliches Engagement. Katholiken und Muslime hingegen knüpfen eher informelle Netzwerke, das heißt, sie setzen eher auf Verwandtschaft und Freundschaft.

„Die Kirche bietet eine organisatorische Plattform für vielfältige Aktivitäten. Ob Chor, Elternkreis oder Schuldnerberatung - das wirkt positiv in die Gesellschaft und fördert dass, was man als das ,Soziale Kapital’ eines Menschen beziehungsweise einer Gesellschaft bezeichnet“, sagt Traunmüller zu recht. Diese positiven Effekte von Religion gelten allerdings in dieser Form nur für die großen Glaubensgemeinschaften, nicht aber für religiöse Splittergruppen oder Sekten.

Man muss allerdings ehrlicherweise auch zugeben, dass die christlichen Kirchen zwar den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, aber die Kluft zwischen arm und reich, zwischen gebildet und weniger gebildet, wird auch hier nicht überwunden, denn in den Gemeinden finden sich nicht nur gleich gesinnte sondern auch gleich gestellte. Die EKD hat in ihrer Denkschrift  zur „Gerechten Teilhabe“ zuletzt 2006 an prominenter Stelle auf dieses Problem hingewiesen. (Von Gert G. Wagner, Vorsitzender der Kammer für Soziale Ordnung der EKD)

Hintergrund:

Richard Traunmüller, Religion als Ressource sozialen Zusammenhalts? Eine empirische Analyse der religiösen Grundlagen sozialen Kapitals in Deutschland, SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research, No. 144, Berlin 2008.