Vorkämpfer der Reformation

Der Württemberger Erhard Schnepf verteidigte den Glauben

22. Oktober 2008


Erhard Schnepf (1495-1558) gehört zu den Wegbereitern der Reformation. Der streitbare Lutheraner hat sich sein Leben lang aus Überzeugung kompromisslos für seinen Glauben eingesetzt: in Reichsstädten, in Hessen, in Nassau und in Württemberg. Am 1. November 1495 wurde er geboren, an seinem 63. Geburtstag ist er vor 450 Jahren in Jena gestorben.

Der Schuhmachersohn aus der Reichsstadt Heilbronn studierte erst in Erfurt, ab 1511 in Heidelberg zuerst Jura, später Theologie. Für die Sache der Reformation soll er sich entschieden haben unter dem Eindruck der Heidelberger Disputation - dem berühmten Streitgespräch, bei dem Martin Luther im April 1518 seine Überzeugung öffentlich verteidigte. Tatsache ist, dass Schnepf schon zwei Jahre später als 25-Jähriger im württembergischen Weinsberg evangelischer Prediger war. Dort ist heute das evangelische Gemeindehaus nach ihm benannt.

Er wurde 1522 vertrieben, wirkte im Sinne des neuen Glaubens im Kraichgau und später in der Reichsstadt Wimpfen; dort heiratete er die Bürgermeisterstochter Margaretha Wurzelmann. Ende 1525 führte Schnepf in Nassau die Reformation in Weilburg ein. Landgraf Philipp von Hessen berief ihn 1527 als Professor und Prediger an die neu gegründete Universität Marburg.

Als der württembergische Herzog Ulrich im Jahre 1534 sein angestammtes Land zurückerobert hatte, beauftragte er den Lutheraner Schnepf und den mehr von der Schweiz her geprägten Reformator Ambrosius Blarer (1492-1564) damit, die Reformation in seinem Lande zu verwirklichen. Beide Männer konnten sich in der am 2. August 1534 unterzeichneten Stuttgarter Konkordie - der ersten evangelischen Vereinbarung dieser Art überhaupt - auf ein gemeinsames Abendmahlsverständnis zumindest vorerst einigen.

Dennoch kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem überzeugten Lutheraner Schnepf und dem mehr vermittelnden Blarer. Der konnte sich zwar beim "Uracher Götzentag" am 10. September 1537 durchsetzen - was die bis heute überwiegend einfachen evangelischen Kirchengebäude in Württemberg zur Folge hatte. Er wurde aber ein Jahr später ausgebootet und entlassen. Schnepf, schon seit 1535 Hofprediger in Stuttgart und Generalsuperintendent aller württembergischen Kirchen, prägte die Landeskirche inhaltlich nun im Sinne des Luthertums.

Im Jahre 1548 wurde er - seit 1544 Theologieprofessor und Pfarrer in Tübingen - wegen seines Widerstandes gegen das Augsburger Interim entlassen. Diese von Kaiser Karl V. erlassene Verordnung sollte nach dem von der evangelischen Seite verlorenen Schmalkaldischen Krieg (1546/1547) die Rekatholisierung protestantischer Gebiete vorbereiten. Schnepf wurde Professor an der neu gegründeten Universität in Jena; er war damit auch Pfarrer an der Stadtkirche und Leiter der Superintendentur.

In seinen letzten Jahren verfeindete sich Schnepf immer mehr mit bisherigen Mitstreitern und Weggefährten, auch mit aufrechten Reformatoren wie etwa Johannes Brenz oder Philipp Melanchthon. Er war ein kompromissloser Lutheraner, der standhaft an seiner Überzeugung festhielt und in Glaubenssachen keine Zugeständnisse machen konnte. Im sogenannten Sächsischen Konkordienbuch hielt er seine Sicht der rechten Lehre fest, er starb aber vor der Herausgabe des Werkes am Tage seines 63. Geburtstages. (epd)