Die ganze Welt zu Gast in Lübeck

Hochrangige Kirchenvertreter sind zu Gast in der Hansestadt.

23. September 2008


Seit Sonntag ist Lübeck zum „Nabel der Welt“ geworden – zumindest zum für die Kirchen aus aller Welt, die im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) zusammengeschlossen sind. Bis zum 26.September wird der 25köpfige Exekutivausschuss des ÖRK in der Hansestadt tagen.

Zumeist finden die Sitzungen dieses Gremiums, das in der Regel zweimal jährlich zusammentritt und zwischen den Tagungen des Zentralausschusses die Leitung des Weltkirchenrates ausübt, wenig Aufmerksamkeit. Diesmal werden aber die Blicke aus aller Welt sich auf Lübeck richten. Grund dafür ist, dass in Lübeck Entscheidungen hinsichtlich der Nachfolge des scheidenden Generalssekretärs Samuel Kobia fallen werden.

Zwar wird ein regulärer Nachfolger erst auf der Zentralausschusssitzung im kommenden August gewählt werden. Jedoch wird der Exekutivausschuss einen Interims-Generalskretär bestimmen, der den ÖRK ab Januar für voraussichtlich ein Jahr führen wird. Weiterhin wird sich der Exekutivausschuss damit befassen, das Profil der Position des Generalsekretärs zu schärfen und damit Weichen für die Neubesetzung stellen. Somit wird das Interesse vieler Christinnen und Christen aus aller Welt diese mit Lübeck verbinden und die ganze Welt gedanklich ein bisschen zu Gast in dieser Stadt sein.

Neben dieser Personalfrage wird sich der Exekutivausschuss aber auch mit der weltweiten Nahrungsmittelkrise und Gesundheitsfrage, dem anhaltenden Konflikt in Darfur und der Lage in Sri Lanka beschäftigen. Weitere Aufgaben sind die Aufsicht über die ÖRK-Programme, die Haushaltsprüfung und die Ernennung von Programmverantwortlichen. Von über den ÖRK hinausgehendem Interesse werden auch die Überlegungen bezüglich einer Neugestaltung der Vollversammlung des Weltkirchenrates sein.

Mit dem Beschluss, regelmäßig auch außerhalb des Ökumenischen Zentrums in Genf zu tagen, zeigt der Exekutivausschuss sein Interesse, die Mitgliedskirchen des ÖRK besser kennenzulernen und Kontakte zu stärken. Daher gehört zur Tagung des Gremiums ein zweitägiges Besuchsprogramm, in dessen Rahmen die Ausschussmitglieder vor allem die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche, aber auch die pommersche und mecklenburgische Landeskirche und die Arbeit des in Hamburg ansässigen Evangelischen Missionswerks ein wenig kennenlernen können.

Die Tagung des Ausschusses nehmen die nordelbische Kirche und die EKD, die alle evangelischen Landeskirchen im ÖRK vertritt, zum Anlass, die Gäste aus aller Welt und zahlreiche Vertreter der Ökumene-Arbeit aus Deutschland am heutigen Dienstag zu einem Empfang einzuladen. Grund zum Feiern besteht, denn der ÖRK feiert in diesem Jahr sein 60.Gründungsjubiläum.

Und auch am Mittwochabend wird gefeiert: Der ÖRK ehrt seinen ehemaligen Generalsekretär und Ehemann der Lübecker Bischöfin, Philip Potter, für seine Verdienste in der Ökumene. Philip Potter ist es mitzuverdanken dass heute weltweit mehr als 560 Millionen Christen in 349 Kirchen aus über 110 Ländern Mitglieder im ÖRK sind. Zu ihnen zählen die Mehrzahl der orthodoxen Kirchen, zahlreiche Kirchen aus den historischen Traditionen der protestantischen Reformation wie Anglikaner, Baptisten, Lutheraner, Methodisten und Reformierte, sowie viele vereinigte und unabhängige Kirchen. Während die meisten ÖRK-Gründungsmitglieder europäische und nordamerikanische Kirchen waren, setzt sich die heutige Mitgliedschaft vorwiegend aus Kirchen in Afrika, Asien, der Karibik, Lateinamerika, dem Nahen und Mittleren Osten sowie dem pazifischen Raum zusammen.

Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)