Soziale Fragen in Afrika

Delegation des Rates auf dem südlichen Kontinent

09. September 2008


Die Landfrage sorgt ständig für Unmut im südlichen Afrika. Noch immer ist ein Großteil der fruchtbaren Flächen in der Hand von Weißen. Aids erschüttert die Länder an der Südspitze des Kontinents. Und in Äthiopien will die Regierung das Engagement der Zivilgesellschaft beschränken. Das sind nur drei Themen, denen sich die Delegation des Rates der EKD auf einer Afrika-Reise zuwenden will. Unter der Leitung des Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber sind wechselnde Mitglieder des Rates fast zwei Wochen in Namibia, Südafrika und Äthiopien unterwegs, begegnen Kirchenvertretern, treffen Regierungspolitiker und schauen nach Entwicklungsprojekten des Evangelischen Entwicklungsdienstes und von „Brot für die Welt“.

Im südlichen Afrika ist kaum ein Thema so brisant wie die Frage des Landbesitzes. In Namibia sind gut 40 Prozent der Agrarflächen in der Hand von ein paar tausend Großbauern - fast immer sind sie Nachkommen der deutschen Kolonialfarmer oder der später angesiedelten weißen Südafrikaner. Mehr als 200.000 schwarze Kleinbauern hoffen jedoch auf Land und warten teils schon seit Jahren auf ihre Umsiedlung. Das Konzept, dass Großfarmer freiwillig Land verkaufen sollen, hat in Namibia wie in Südafrika wenig an der ungleichen Landverteilung geändert.

Mit Versöhnungs- und Verständigungsprojekten versuchen zahlreiche Kirchengemeinden in Namibia und Südafrika, eine befürchtete Eskalation zu vermeiden. So war es aus gleichem Anlass in Simbabwe zu gewaltsamen Vertreibungen weißer Farmer gekommen. Für den Frieden mühen sich die Kirchen auch an anderer Stellen. Sie treten gegen die Fremdenfeindlichkeit ein, nachdem bei Unruhen in südafrikanischen Slums Tausende Afrikaner aus Nachbarländern vertrieben worden waren. Die EKD-Delegation wird deshalb auch das Township Alexandra besuchen, wo die Lage besonders kritisch war.

In Südafrika steht auch der Kampf gegen Aids im Mittelpunkt des Interesses der Ratsdelegation. Der Rat der EKD hat vor wenigen Monaten einen Text zur weltweiten Herausforderung an Gesellschaft und Kirche durch die Viruskrankheit veröffentlicht, nun werden einzelne Ratsmitglieder sehen, wie das Engagement der kirchlichen Gruppen und der Entwicklungsprojekte aussieht, die mit Menschen arbeiten, die mit HIVoder Aids leben. Gerade in Südafrika, wo der Staat von Aids-Aktivisten wegen seines schwachen Engagements in diesen Gesundheitsfragen kritisiert wurde, sind zunehmend Kirchengemeinden eingesprungen, um Aufklärung zu betreiben, HIV-Kranke zu behandeln und Aids-Waisen zu betreuen. Die Kritik der Zivilgesellschaft an der Regierung hat aber auch dazu geführt, dass diese ein ehrgeiziges Programm zur Bekämpfung von Aids beschlossen hat und dieses nun – wenn auch sehr spät – umgesetzt wird. Südafrika gehört zu den Ländern, die am stärksten unter der Immunschwäche leiden. Mehr als jeder fünfte Erwerbstätige im Alter von 19 bis 49 ist HIV-positiv.

Auf der dritten Station der Reise – in Äthiopien – stehen andere Fragen auf der Tagesordnung. Wie es der Rat sich auf all seinen Reisen zur Aufgabe gemacht hat, wird er dort vornehmlich danach fragen, wie mit den Menschenrechte und der Demokratie umgegangen und wie die Zivilgesellschaft gestaltet wird.

EKD-Text „Für ein Leben in Würde. Die globale Bedrohung durch HIV/Aids und die Handlungsmöglichkeiten der Kirche“