Vorfreude auf die Paralympischen Sommerspiele

In Peking treffen sich fast 4.000 Sportler aus 150 Nationen

27. August 2008


170 deutsche Athleten reisen ab Freitag zu den Paralympischen Sommerspielen in Peking. Die deutsche Mannschaft werde am Freitagnachmittag am Frankfurter Flughafen offiziell verabschiedet, teilte Markéta Marzoli vom Deutschen Behindertensportverband am Mittwoch in Duisburg mit. Die XIII. Paralympischen Sommerspiele finden vom 6. bis 17. September in Peking statt. Es sind Wettbewerbe für Menschen mit körperlicher Behinderung.

Nach Angaben des Internationalen Paralympischen Komitees nehmen an den Spielen rund 4.000 Sportler aus 150 Nationen teil. Die Athleten treten in 20 Sportarten und zahlreichen unterschiedlichen Klassen an. Insgesamt werden 472 Goldmedaillen vergeben.

Die meisten deutschen Sportler hätten bei den Paralympischen Spielen Medaillenchancen, sagte Christian Bode, Trainer der Tischtennismannschaft. Nur Athleten mit Erfolgschancen seien vom Nationalen Olympischen Komitee nominiert worden. Bode ist evangelischer Vikar in Achim bei Bremen. Neben ihm ist ein weiterer evangelischer Seelsorger in Peking dabei: der Bonner Pfarrer Rainer Schmidt ist Aktivensprecher und Tischtennisspieler. Beide wurden vom Rat der EKD gebeten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die seelsorgerliche Präsenz der EKD bei den Spielen zu gewährleisten.

Zu den in Peking teilnehmenden Athleten gehört auch Christoph Werner als Spieler der deutschen Rollstuhl-Rugby-Mannschaft. „Die Rollstuhl-Rugby-Spieler rempeln gerne. Damit versuchen sie, den Gegner zu stoppen oder zu ungenauen Würfen zu zwingen. Man darf nur nicht von hinten einem unfair reinfahren", berichtet er.

Werner aus dem nordhessischen Breitscheid freut sich vor allem auf die Eröffnungsfeier und den Einzug ins Stadion. "Da kann man eigentlich nicht realisieren, dass man mit dem Jubel selbst gemeint ist", sagt der 39-Jährige, der bereits bei zwei Paralympics dabei war. Er hofft auf viele Zuschauer beim Rollstuhl-Rugby, das Elemente aus verschiedenen Sportarten verbindet. Gestoßen wird wie beim Eishockey, gepasst wie im Handball, und der Ball muss wie im Basketball regelmäßig aufgetippt werden. Punkte gibt es, wenn ein Spieler mit dem Ball über die Ziellinie fährt.

Für Werner hört das Miteinander nicht auf dem Platz auf. Vielmehr würden sich die Spieler gegenseitig helfen - mit Erfolgen über den Sport hinaus: So schaffe es ein Mitspieler mittlerweile, sich selbst den Harnkatheter zu wechseln. Ein anderer traue sich wieder zu, alleine Auto zu fahren, etwa zum Training. Werner sagt: "So steigt auch die Achtung vor sich selbst." Für Basketball sei er zu stark gelähmt, erzählt Werner, der seit einem Autounfall vor 19 Jahren behindert ist.

Weniger eingeschränkt ist Nora Schratz aus Frankfurt am Main. Die 29-Jährige spielt in der Rollstuhl-Basketball-Nationalmannschaft. Sie will in Peking eine Medaille gewinnen. Schließlich habe sich das Team vier Jahre lang und allein im Jahr 2008 rund 60 Tage auf das Turnier vorbereitet. Neben vollen Hallen setzt Schratz auch auf unerwartete Erlebnisse: "Ich bin immer wieder sehr über Länder wie Papua-Neuguinea überrascht, die Behindertensportler zu den Paralympics schicken." Das zeige, dass auch dort Behinderte nicht versteckt würden. (mit epd)