Glück und Freude, Enttäuschung und Leid liegen bei Olympia nah beieinander

Erfahrungen des Olympiapfarrers

22. August 2008


„Nur der vierte Platz“ heißt es und die Medien kritisieren den Sportler, dass er keine Medaille gewonnen hat. Olympiapfarrer Weber findet dieses Urteil zu einfach. Er hat mit Trainern und Sportlern gesprochen, die knapp am Medaillenrang vorbei geschlittert sind. Statt Verzweiflung konnte der Seelsorger beim Trainer Stolz heraushören auf den fünften Platz, den die von ihm betreute Sportlerin erreicht hatte. Auch damit gehört sie zu den weltbesten Sportlerinnen in ihrer Disziplin, auch wenn die Medien diese Platzierung nicht so werten.

Gerade für so genannte Randsportarten ist Olympia wichtig. So freut sich ein Sportler, dass sein Wettbewerb im Fernsehen übertragen wurde, denn so viel Aufmerksamkeit erhält sonst sein Sport nicht. Nur zu Olympia, wenn es um Medaillen geht, ist das Interesse einmal da, ist übertragen worden. Gäbe es die olympischen Spiele nicht, dann gäbe es auch unsere Sportart nicht mehr, kommentiert ein Trainer, aber mit dem Ziel Olympia bereiten sich die Sportlerinnen und Sportler intensiv vor.

Als Seelsorger kann der Olympia-Pfarrer zuhören und er kennt die Geschichten, was die Sportler aufgeben, um bei der Olympiade dabei zu sein. Viele Menschen denken, mit dem Sport ist gut Geld zu verdienen, denn wenn man so oft in der Zeitung steht, muss man auch reich sein. Dies trifft aber nur auf ganz wenige Sportler zu.  Viele von ihnen studieren und  auch wenn sie Sporthilfe erhalten, so leben sie doch wie normale Studenten. Andere sind bei der Bundespolizei oder Bundeswehr angestellt, einige haben auch mit ihrem Beruf für ein Jahr ausgesetzt. Olympia ist ein Wendepunkt für sie alle, meist haben sie sich ein Jahr vorbereitet, aber nach der Olympiade beginnt ein anderes Leben, zurück ins Studium oder in den Beruf, in dem man ein Jahr pausiert hat.

Dankbarkeit für das, was der Sport einem gibt, hört der Pfarrer bei vielen heraus, unabhängig davon, ob die Medaillenhoffnung aufging oder nicht.

Aber gute Vorbereitung und hartes Training können nicht Gold, Silber oder Bronze garantieren, den deutschen Ruderern machte ein Virus einen Strich durch ihre Rechnung. Die Ärzte entschieden auf Abbrechen und das deutsche Boot musste abgemeldet werden. Tiefe Enttäuschung bei den Sportlern, die ein Jahr lang auf diesen Wettkampf hingelebt hatten. Nun müssen  sie ohne die Chance um den Sieg rudern zu können wieder nach Hause. Werden sie in vier Jahren eine zweite Chance haben? Werden sie sich wieder ein Jahr zur Vorbereitung nehmen können? Und wie werden sie Zuhause empfangen, wie an ihrem Arbeitsplatz begrüßt, wo sie doch gar nicht gerudert sind?

Der Olympiapfarrer spricht mit Gewinnern und Verlierern, auch im Sport besteht das Leben aus Höhepunkten und Tiefpunkten, Glück und Freude, Enttäuschung  und Leid liegen nah beieinander, dies ist eine Erfahrung aus seinen Gesprächen.

Aber das Leben besteht aus mehr als nur Sport, viele Sportler haben ihre Familie dabei, häufig auch die Kinder, da noch Schulferienzeit in Deutschland ist. Als die deutschen Handballer verloren, kamen nach dem Spiel die Frauen und Kinder der Spieler aufs Feld und trösteten sie. Wichtiger als der Sieg sind Menschen, die zu einem stehen.