Der Berliner Dom wird wieder gekrönt

Restaurierungsarbeiten am Kuppelkreuz fast abgeschlossen

15. August 2008


„Da fehlt doch etwas.“ Augenfällig fiel Touristen in den letzten anderthalb Jahren der Unterschied zwischen den gekauften Ansichtpostkarten und dem tatsächlichen Bild des Berliner Doms sofort auf. Kein verstecktes Suchbild wie in den Rätselheften für die Bahnfahrt zum Besuch der Bundeshauptstadt, sondern offensichtlich war: Kein goldenes Kuppelkreuz, eine Laternenbekrönung! Nur wer näher herantrat, konnte entdecken: Was oben an der Kuppel fehlte, stand – vom Eingang aus gesehen – rechts neben der Kirche.

Die Schreckensnachricht kam Anfang Dezember 2006: Unter dem vergoldeten Kupferblech des Kuppelkreuzes hat sich der Rost breit gemacht und als Zahn der Zeit an der Stabilität der fast 15 Meter hohen Konstruktion genagt. Die Konsequenz war unstrittig: Kuppelkreuz und Laternenbekrönung mussten runter. Gesagt, getan – und die Laterne wurde eingerüstet. Doch schnell war vor anderthalb Jahren deutlich, dass die Restaurierung eine besondere Herausforderung bedeutete. Seit dem Frühjahr wird daher auf dem Bauhof an der Nordseite des Berliner Doms ein neues Kreuz errichtet. Äußerlich entspricht es dem alten, unter der Oberfläche wurden jedoch wesentliche Änderungen vorgenommen, um eine dauerhafte Konstruktion zu schaffen. So besteht die tragende Konstruktion aus besonders hochwertigem Edelstahl. Die Blechverkleidung wurde in bewährter Dachdeckertechnik aufgebracht, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.

In der dritten Augustwoche ist es soweit: Das goldene Kuppelkreuz wird samt Laternenbekrönung wieder auf die Kuppel des Berliner Doms gehoben. Die letzten Bauteile an der Laternenbekrönung montiert. Alle wichtigen Schweißverbindungen wurden untersucht, das Kreuz mit einem Kran angehoben, um Formstabilität und Gewicht zu prüfen – alles ist in Ordnung. Nun fehlen nur noch wenige Verkleidungsbleche und etwas Blattgold. An der eingerüsteten Laterne über der Kuppel wurde das Plexiglasdach entfernt und die Träger für das Kreuz entrostet und instandgesetzt. Auch hier fehlen nur noch wenige Ausbesserungsarbeiten. Auf dem Bauhof wartet bereits die Konstruktion für ein neues Glasdach, welches unmittelbar vor der Montage des Kreuzes mit dem Autokran aufgesetzt werden soll.

Die letzte Herausforderung ist es nun, das zwölf Tonnen schwere Kreuz auf die Kuppel zurück zu bringen. Mit einem Autokran soll es in etwa 100 Meter Höhe abgesetzt werden. Doch geringe Winde auf dem Gelände rund um den Dom und im Berliner Lustgarten können in dieser Höhe schon die Stärke problematischer Böen haben. Die Witterung wird mit entscheiden, wann der Berliner Dom wieder gekrönt sein wird.

Mit dem Kuppelkreuz erhält die Bundeshauptstadt eines seiner unverwechselbaren Wahrzeichen zurück, auch wenn es in seiner noch jungen Geschichte in dieser Form nicht immer über dem Kuppelbau strahlen konnte. Seit dem 15. Jahrhundert war dies immer wieder der Ort für die zum Berliner schloss gehörende Kirche. Der heutzutage dort stehende wurde im 19. Jahrhundert geplant und erst 1905 eingeweiht. Damals war die Domkuppel mit 114 Metern das höchste Gebäude in der Stadt und überragte den bis damals höchsten Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, von dem seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch ein Stumpf in halber Höhe steht. Bei einem Brandbombenangriff 1944 wurde die gesamte Kuppel zerstört – erst Mitte der 70er Jahre wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. 1983 wurden die Außenarbeiten abgeschlossen, zehn Jahre später die Predigtkirche wieder eingeweiht.

Das wieder aufgerichtete Kreuz sei auch ein Zeichen dafür, dass der Glaube an den gekreuzigten und wieder auferstandenen Christus in dieser Stadt sichtbare und lebendige Orte hat, heißt es in einer Pressemitteilung des Domkirchenkollegiums: „Unter dem Kreuz wird für diese Stadt gebetet und gearbeitet. Unter diesem Kreuz setzen sich Menschen dafür ein, dass Barmherzigkeit, Mitgefühl und Toleranz Wohnrecht haben in der Mitte der Stadt. Das goldene Kreuz auf der Domkuppel Berlins ist ein Versprechen für die Stadt.“