Der Geist des Friedens im Glanz der Ringe

Paare auf Bildern aus den ersten Olympiatagen

12. August 2008


Sein persönliches Bild des Tages schickt der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber ab und zu von seinem Handy nach Deutschland. Passend zu den anderen Geschichten vom Rand der olympischen Spiele, die er per Handy nach Deutschland berichtet. An den ersten Wettkampftagen war dies auch eine Aufnahme der beiden Olympiapfarrer – evangelisch und katholisch –, Hans-Gerd Schütt und Thomas Weber auf der chinesischen Mauer. Dort in der Nähe, wo das Straßenrennen der Radfahrer zum Zerplatzen einer ersten deutschen Medaillenhoffnungen führte. Das Bild auf der Mauer, aber ohne Mauer dazwischen ist ein schönes Zeichen der ökumenischen Eintracht der beiden Seelsorger in der Teamkleidung der olympischen Mannschaft.

Für viele, die Bilder von den Spielen in Peking zu Hause im Fernsehen wahrnehmen können, gab es in den ersten Wettkampftagen ein anders Bild des Wochenendes: Zwei Frauen in rot-weißen Trainingsanzügen umarmen und küssen sich. Auch wenn die beiden Trainingsanzüge die gleichen Farben vereinen, ist doch deutlich, die beiden vertreten unterschiedliche Nationen. Es ist nicht die übliche Umarmung der Medaillengewinnerinnen nach der Siegerehrung auf dem höchsten Treppchen, denn die beiden, die Silber und Bronze gewonnen haben, lassen die Chinesin, die in diesem Wettbewerb der Schützinnen gewonnen hat, links liegen. Natalja Paderina (Russland) und Nino Salukwadse (Georgien) umarmen sich, weil sie damit im Geist der olympischen Spiele dem Kriegstreiben zwischen ihren Heimatländern widersprechen. So wird der Glanz der olympischen Ringe zum Geist des Friedens – entgegen der gewaltsamen und menschenverachtenden Auseinandersetzung im Kaukasus, die nahezu zeitgleich mit dem Sportfest in Peking begann. Ein Bild, das hoffentlich über den Tag hinaus ein Zeichen bleibt.

Ein Frauenpaar ziert auch das erste sportliche Bild des olympischen Spiele für alle, die auf deutsche Medaillen warten. Wer auf manche Sportler gebaut hat, die als Favoriten gehandelt wurden und vom Namen her bekannt waren, ist bei der deutschen Medaillenausbeute an den ersten Tagen enttäuscht worden. Aber ein Frauenpaar aus einer Sportart, die sonst eher übersehen wird, haben das erste Edelmetall geholt: Ditte Kotzian und Heike Fischer haben beim Kunstspringen vom Drei-Meter-Brett Bronze geholt. Damit die Bilder des Tages mit Frauenpaaren nicht in Überzahl geraten, haben es ihnen Patrick Hausding und Sascha Klein einen Tag später vom Zehn-Meter-Brett gleich in Silber nachgemacht.

Der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber weiß allerdings mehr zu berichten als die Bilder des Tages anzeigen, auch wenn die Sprachbarrieren Begegnungen mit den Einheimischen schwer machen. „Wenn die Chinesen in ihrer Sprache loslegen, erahne ich noch nicht einmal im Entferntesten, worum es geht,“ berichtet er nach Deutschland. Er weiß, wie wichtig deshalb Begegnungen mit Deutschen sind, die in Peking leben und arbeiten. Und manchmal wundert er sich, dass in öffentlich Verkehrsmittel wenig Rücksicht auf andere genommen wird. Nicht umsonst stehe deshalb als Hinweis an den Haltestellen – und das auch auf Englisch: „Civilly boarding“ – „Zivilisiert einsteigen“. Thomas Weber hat sonst noch einiges vom Rand der olympischen Spiele zu berichten. Als Seelsorger weiß er von dem Druck, der auf den Athletinnen und Athleten lastet, die teilweise enttäuscht sind davon, kein Edelmetall gewonnen zu haben. Was er bisher – auch über seinen Tagesablauf – zu berichten hat, ist im Internet zu hören – vier Folgen und immer werden es mehr.