Angekommen – Peking vor der Eröffnungsfeier

Glanz der Ringe – Geist der Freiheit

07. August 2008


Der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber hat wenige Tage vor der Eröffnungsfeier sein Quartier in Peking bezogen. Er fühle sich wohl im Land des Lächelns, schilderte er im Gespräch mit Birke Schoepplenberg vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn). Orientierungsschwierigkeiten scheint der zwei Meter große Mann nicht zu haben, auch nicht zwischen den Hochhäusern, in denen Sportler und Trainer untergebracht sind. Grüner Rasen, blauer Himmel begrüßen ihn in Peking. Viele der Athleten und Funktionäre seien begeistert, wie sie untergebracht seien, fasst der Olympiapfarrer seinen ersten Eindruck und seine ersten Begegnungen zusammen.

Noch nicht alle Mannschaftsteile aus Deutschland sind zu diesem Zeitpunkt in Peking eingetroffen, manche sind noch im Trainingslager oder auf dem Weg. Aber für die Sportler, die wie die deutschen Ruderer schon vor Ort sind, um sich zu akklimatisieren, steht der Sport im Mittelpunkt. Dagegen dauern weltweit die Debatten an: Die Einschränkungen der Menschenrechte, die Internetzensur und die  ständige Bedrohung durch Smog über Peking ziehen mediale Aufmerksamkeit auf sich. „Zu Recht!“, meint der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber. Doch in der Einschätzung sind sich viele mit ihm einig: Wenn am 8. 8. 2008 um 8.08 Uhr (Ortszeit) die Eröffnungsfeier beginnt, werden sportliche Leistungen im Mittelpunkt des Interesses stehen und auch in der Berichterstattung stärker gewichtet. Und der übliche Rummel um olympische Spiele wird das seine tun, von anderem abzulenken, aber „die kritische Diskussion darf darunter nicht erstickt werden,“ fordert der Ratsvorsitzende in seiner wöchentlichen Kolumne in der BZ. „Denn die Spiele brauchen beides: den Glanz der olympischen Ringe und den Geist der Freiheit.“

Wolfgang Huber weist auf Sportlerinnen und Sportler hin, die schon jetzt ihre persönlichen Konsequenzen gezogen haben. Um sich nicht für eine glanzvolle Selbstdarstellung der chinesischen Führung vereinnahmen zu lassen, werden einige nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen. „Sie demonstrieren den olympischen Geist der Freiheit.“ Dies schreibt der Berliner Bischof in seiner Kolumne. Für Sportlerinnen und Sportler hat Thomas Weber auch 200 schwarze Armbänder von der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann mit nach Peking genommen, um das Thema Menschenrechte aufzugreifen: "Ich werde die Sportler, mit denen ich ins Gespräch komme, darauf ansprechen.“ In bestimmten Zonen sei es jedoch verboten, solche Bänder zu tragen. Die Armbänder sind mit dem Bibelvers "...dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen" bedruckt.

Und die Frage nach Teilnahme an der Eröffnungsfeier stellt sich für ihn nicht. Der Olympiapfarrer gehört eh nicht zu dem Aufgebot, das ins Stadion einziehen darf. So hat er vor dem Start der Spiele in Peking einen deutschsprachigen Gottesdienst besucht. Zusammen mit seinem katholischen Kollegen, Hans-Gerd Schütt, dem Sportbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, hat er einen katholischen Gottesdienst besucht, an dem – so berichtet Thomas Weber – auch deutschsprachige Protestanten teilgenommen haben. Wie in vielen Auslandsgemeinden: Die ökumenische Zusammenarbeit zwischen den deutschsprachigen Auslandsgemeinden läuft reibungslos und gut.