Deutsch beten in down under

Vom Leben einer deutschen Kirchengemeinde in Sydney

20. Juni 2008


Dietrich Rehnert ist viel in der Welt unterwegs: Fast 100 Länder hat er besucht. Wenn möglich schaut er auch bei den Pfarrerinnen und Pfarrern der deutschsprachigen Gemeinden im Ausland vorbei – nicht nur zu den Gottesdiensten, sondern auch zu einem Gespräch. Unter anderem hat er so die Kirchengemeinden in Paris, Barcelona, Helsinki, Edinburgh, London, Moskau, Peking, New York, Singapur und Bangkok besucht. Dietrich Rehnert ist sich nach diesen Erfahrungen sicher: „Pfarrer, die in Auslandsgemeinden gehen, sind generell besondere Persönlichkeiten, die das Fremde nicht scheuen, sondern als willkommene Herausforderung ansehen.“ Hängen geblieben ist er auf einer seiner Reisen vor zwölf Jahren in Sydney (Australien). Aus der deutschsprachigen Gemeinde dort, weiß er zu berichten:

„Als ich 1997 bei einer knapp achtwöchigen Backpackertour durch Australien in Melbourne an der dortigen deutschen lutherischen Dreifaltigkeitskirche vorbeikam, rechnete ich damit, das sie geschlossen ist. Ich fand die Kirche offen und eine Gruppe von Freiwilligen bei Pflege und Renovierungsarbeiten. Diese zeigten mir freundlich ihre Kirche und erwähnten auch die deutsche lutherische Kirche in Sydney.

In Sydney ging ich dann zum Gottesdienst und wurde anschließend, wie dort jeden Sonntag üblich, zu Tee, Kaffee und Imbiss ins Gemeindehaus eingeladen. Vom damals nicht von der EKD entsandten Pastor erfuhr ich, dass er schon mehrere Jahre keinen Urlaub habe machen können – mangels einer deutschsprachigen Vertretung. Als Prädikant bot ich mein Kommen nach Sydney an, um ihn zu vertreten. So geschah es im selben Jahr. In zehn Wochen durfte ich mehr als zwanzig Predigtdienste in den beiden Kirchen der Gemeinde und im von der Gemeinde gegründeten Seniorenheim übernehmen. Lichtbildervorträge, Bibelgesprächskreise, der Lunchkreis im Seniorenheim und Frauenkreise kamen hinzu. So konnte ich nach und nach das Leben der Gemeinde mehr und mehr entdecken, unterstützt von der damaligen hauptamtlichen Sekretärin des Pastors.

Bei privaten Einladungen und Begegnungen wurden mir der riesige Bereich deutlich, auf den sich die Mitglieder der Kirchengemeinde verteilen. Mit der Kirche in der Innenstadt im Mittelpunkt ergibt sich ein Kreis mit dem Radius von etwa 45 Kilometern: 90 Kilometer von einem Rand zum anderen.

Die intensive Zusammenarbeit mit der Gemeindesekretärin hatte für uns beide das Leben verändert: wir wurden vor gut sieben Jahren in unserer Martin Luther-Kirche getraut.

Inzwischen habe ich die Gemeinde auf vielfältige Weise erleben können, so unter anderem beim jährlichen Basar und Johannisfest und bei den ökumenischen Buschgottesdiensten zusammen mit der deutschsprachigen katholischen Gemeinde. In zahlreichen Gesprächen und archivarischer Arbeit habe ich viel von der Geschichte der Gemeinde gelernt, die sich ab 1866 in angemieteten Räumen zu Gottesdiensten traf. 1882 wurde der Grundstein der eigenen Kirche in der Innenstadt gelegt. Ein Jahr später wurde die Kirche durch Hermann Herlitz eingeweiht. Er stammte aus einer jüdischen Familie in Schlesien stammend und ließ sich später in London getauft.

In dieser Kirche haben wir nun in diesem Jahr das 125. Kirchweihfest voller Dankbarkeit für die Vergangenheit und Hoffnung auf die Zukunft gefeiert. Von der EKD entsandte Pastoren haben jeder für sich mit ihren unterschiedlichen Gaben und Schwerpunkten die Gemeinde bereichert und ihre sehr individuellen Spuren hinterlassen . Die Botschaft der Liebe Gottes in der Person Jesu Christi war immer das Zentrum, doch die deutschsprachige und kulturelle Identität spielten und spielen eine wesentliche Rolle. Das Vaterunser in der eigenen Muttersprache hat schon eine besondere und unverwechselbare Bedeutung.

Mit der katholischen Gemeinde verbindet uns nicht nur der in den 90er Jahren von einem EKD-Pastor gegründete ökumenische Kulturkreis, in dem in monatlichen Treffen Themen der Musik, Literatur, Geschichte, bildenden Kunst und Reisen neben anderen Themen angesprochen werden. Beide Theologen unterrichten das Fach Religion in der “German International School“ und laden erfolgreich zu Kinderbibeltagen und Kinderfreizeiten ein.

Jesu Wort, das in diesem Jahr die Jahreslosung ist: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ begleitet uns auch im fernen Sydney durch jeden neuen Tag.“

So weit der Bericht von Dietrich Rehnert aus der deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinde im fernen Sydney – am anderen Ende der Welt. Wer mehr über die deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Ausland erfahren will, findet Informationen im EKD-Internetangebot - ganz neu sind die Informationen zum Religionsunterricht an deutschen Schulen im Ausland

Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche Sydney