Ohnmachtsanfälle im Gottesdienst

Seebad Westerland bekam vor 100 Jahren eine größere Stadtkirche

09. Juni 2008


Die alte Kirche sei völlig überfüllt, und wegen der schlechten Luft gebe es "jeden Sonntag Ohnmachtsanfälle". So begründete Anfang des vorigen Jahrhunderts der Kirchenvorstand Westerland den notwendigen Bau einer neuen Stadtkirche. Am 10. Juni 1908 wurde St. Nicolai feierlich eingeweiht. Mit einer historischen Fotoausstellung in der Sylter Inselkirche beginnen an diesem Dienstag die Festlichkeiten.

Das alte Kirchlein St. Niels wird auch heute noch genutzt. 1635 wurde es im Osten der Stadt weitab vom Meer eingeweiht. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs Westerland rasant. Wurden 1885 noch 859 Einwohner gezählt, so waren es zehn Jahre später bereits doppelt so viele. 1905 erhielt Westerland die Stadtrechte.

Stärker noch stieg die Zahl der Kurgäste, seit Landvogt von Levetzow 1855 die ersten Badekarren aufgestellt hatte. Dabei war die Anreise recht beschwerlich und führte über das damals noch deutsche Hoyer per Schiff nach Munkmarsch bei Keitum. Erst 1927 wurde der Hindenburgdamm für den Bahnverkehr geöffnet.

180.000 Reichsmark musste die Gemeinde für ihre neue Stadtkirche aufbringen. Umgerechnet entspricht dies heute etwa acht Millionen Euro. Für 9.000 Reichsmark kaufte sie ein Grundstück. Was damals weite, leere Fläche war, ist heute in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof begehrte Top-Lage. Eineinhalb Jahre lang wurde an der Kirche gebaut. Die beiden Weltkriege überstand sie schadlos, doch Wind und Seeluft nagen stetig am Gebäude. So rosteten die Eisenglocken und wurden vor zwei Jahren durch drei neue Bronzeglocken ersetzt.

Der Festgottesdienst zum Jubiläum wird am 15. Juni um 10 Uhr mit Bischof Hans Christian Knuth gefeiert. Die Ausstellung mit rund 400 historischen Fotos ist vom 3. Juli an im Westerländer Rathaus zu sehen.

Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Westerland/Sylt