16.000 für ein Halleluja

Erstes gesamtdeutsches Posaunenchortreffen in Leipzig

02. Juni 2008


Nicht die vier Fäuste, sondern 32.000 Hände und 16.000 Münder schmetterten das Halleluja zum Lob Gottes in den wolkenlosen Himmel. Aus dem Zentralstadion in Leipzig klang am Wochenende nicht der Jubel über erzielte Tore und sportliche Höchstleistung, sondern vielstimmige, aber in der Vielstimmigkeit geordnete Jubelklänge stiegen über der Stadt auf: 16.000 Blechbläserinnen und Blechbläser aus allen Teilen Deutschlands haben sich zum ersten gesamtdeutschen Treffen versammelt.

Das ist zuerst einmal – weltlich gesehen – ein neuer Weltrekord. Mit 16.000 Musikern hat beim Abschlussgottesdienst der größten Bläserchor der Welt gespielt. Mit einem eigens für den Posaunentag komponierten Stück brachten die Bläser das vollbesetzte WM-Stadion zum Beben. Die letzte Bestmarke im Guinness-Buch der Rekorde stammte nach Veranstalterangaben aus dem Jahr 1997 und lag bei 289 Bläsern, wohl wissend, dass bei den württembergischen Posaunentagen, die alle zwei Jahre in Ulm stattfinden, der Posaunenchor beim Abschlusstreffen schon immer in vierstelliger Besetzung aufgespielt hat.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, bezeichnete in seiner Predigt im Abschlussgottesdienst zum Deutschen Posaunentag die Musik als wichtiges Instrument für die Verkündung von Gottes Wort. Zugleich forderte er ein klares Bekenntnis der Christen zu ihrer Religion: "Ohne Bekenntnis gibt es auch keine Toleranz gegenüber anderen."

Drei Tage lang hatte der Posaunentag unter dem Motto "OhrenBlickmal!" Leipzig mit mehr als 150 Konzerten in eine Stadt der Blechklänge verwandelt. Die offizielle Eröffnungsveranstaltung lockte am Samstag bei Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen bis zu 60.000 Menschen auf den Augustusplatz im Stadtzentrum. "Das ist Gänsehautgefühl pur", sagte eine Besucherin aus dem westfälischen Kierspe.

Der Posaunentag war das erste gesamtdeutsche Treffen seit der Gründung des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland 1994. Der Dachverband vereint die Posaunenwerke der Landes- und Freikirchen. Derzeit gehören ihm mehr als 120.000 Bläser an. Posaunenchöre entstanden im 19. Jahrhundert in den evangelischen Gemeinden und sind vor allem in Niedersachsen, Sachsen und Westfalen verankert.

Von Swing und Jazz bis Gospel reicht das Programm, jeder dritte Teilnehmer ist unter 30 Jahre alt. "Ich spiele im Posaunenchor, weil es Spaß macht", sagt der 19-Jährige Johannes Mendel aus Könnern in Sachsen-Anhalt. Mit grünen Flip-Flops, weiten Bermuda-Shorts, gegeltem Haar zieht der Trompeter durch die Stadt.

Damit entspricht er keineswegs den landläufigen Vorstellungen eines Posaunenchor-Mitglieds. Und so bringt das größte deutsche derartige Treffen der vergangenen 50 Jahre manch staubiges Image über die traditionsreiche Musik ins Wanken. Da die Bläsergemeinschaft Jung und Alt vereint, gibt es laut Obmann Silaschi auch keine Nachwuchssorgen: "In vielen Posaunenchören haben wir eine sehr aktive Nachwuchsarbeit."

Die kirchlichen Posaunenchöre entstanden im 19. Jahrhundert. Die Wurzeln liegen in Sachsen: Vermutlich waren es die Herrnhuter Brüder, die den ersten evangelischen Bläserchor gründeten. Der Begriff "Posaunenchor" tauchte erstmals in Aufzeichnungen der Brüdergemeine von 1764 auf. Schon Martin Luther (1483-1546) hatte bereits die Blasmusik in das Gotteslob einbezogen.

Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden

Deutscher Evangelischer Posaunentag

Evangelischer Posaunendienst in Deutschland