Christi Himmelfahrt – Tag der Arbeit

Wenn unterschiedliche Bedeutungen zusammen kommen

30. April 2008


„Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.“ So beschreibt in einem Satz das Markusevangelium die Himmelfahrt Christi. Das feiern viele Christen am Donnerstag. Vierzig Tage nach Ostern, so die christliche Tradition, nimmt der Auferstandene von seinen Jüngern Abschied. Zehn Tage später feiern Christen dann die Ausgießung des Heiligen Geistes – oder anders ausgedrückt: Himmelfahrt „ist Teil eines dramatischen Geschehens, in dem Gott den Opfertod Jesu Christi anerkennt, indem er Christus erhöht. Die Himmelfahrt schließt jene symbolischen vierzig Tage ab, in denen der Auferstandene den Jüngern begegnet, und bildet den Übergang zu Pfingsten, wo Christus den Jüngern seinen Geist anvertraut,“ so der Ratsvorsitzende in einem Interview mit der Tagszeitung „DIE WELT“.

Die Jünger mussten Abschied nehmen. Es wiederholt sich jener schmerzliche Abschied, der mit Jesu Tod verbunden war. Allerdings klingt nachösterlich an Himmelfahrt die Zusage an, dass Christus mit seinem Geist bei den Jüngern bleibt. Es ist auch die Erfahrung des offenen Himmels, der dann an Pfingsten konkret wird.

In diesem Jahr schwingen an Himmelfahrtstag auch noch andere Töne mit. Zum ersten Mal seit 1913 fällt der Himmelfahrtstag auf den 1. Mai, auf den „Tag der Arbeit“. Und zudem klingt bei vielen die relativ junge Tradition eines Vatertages mit an. Sie ziehen – häufig genug in der jugendlichen Erwartung, erst irgendwann einmal selbst Vater zu werden – mit Leiterwagen und Bierfass los.

Die verschiedenen Bedeutungen dieses einen Tages im Jahr 2008 sind nicht gegeneinander auszuspielen: Die einen gehen in den Gottesdienst und feiern, dass der Himmel nahe gekommen ist und sich geöffnet hat, andere erinnern sich auf Kundgebung an die besondere Bedeutung der Arbeit im menschlichen Leben. Mancher wird es schaffen, das eine mit dem anderen zu verbinden. Und wer am Himmelfahrtstag die Natur erleben will, muss ja nicht unbedingt die Sinne mit vergorenem Getränk trüben, sondern kann auch zu einem der „Gottesdienste im Grünen“, die an vielen Orten an diesem 1. Mai ihre Saison eröffnen.

Kalenderkundige haben festgestellt, dass erst in 160 Jahren Christi Himmelfahrt wieder auf einen 1. Mai fällt. Aber vielleicht macht der eine oder andere in diesem Jahr an welchem Ort auch immer – beim Gottesdienst in der Kirche, bei der Gewerkschaftskundgebung, bei einer hoffentlich sonnenreichen Wanderung durch die Natur, beim Gottesdienst im Grünen, beim Jazzfestival, beim Treffen mit Freunden oder zu anderer Gelegenheit – die Erfahrung, die der Liederdichter Piet Jansens in wenige Zeilen gefasst hat: „Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf.“

WELT-Interview mit Bischof Wolfgang Huber über die Dramatik der Himmelfahrt und die Bedeutung der Feiertage

EKD-Linksammlung zu Christi Himmelfahrt

„Christi Himmelfahrt und der 1. Mai: Wo Himmel und Arbeit zusammenkommen“ – Erklärung der Evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

SAT.1 „So gesehen“ zu Himmelfahrt und Vatertag

Gottesdienste in freier Natur