Wo Evangelische am orthodoxen Termin Ostern feiern

Deutschsprachige evangelische Gemeinde in Amman feiert Dreifach-Fest

29. April 2008


Drei Anlässe hatte die zur Propstei Jerusalem gehörende evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Amman am letzten Aprilwochenende zu feiern: die Einweihung neuer Gemeinderäume, die Einführung einer neuen Pastorin und das Osterfest. Letzteres mag irritieren, haben evangelische Christen doch weltweit in diesen Jahr bereits Mitte März Ostern gefeiert.

Die Antwort auf diese Irritation liegt in der politisch-gesellschaftlichen Wirklichkeit Jordaniens. Dort herrscht bezüglich des kirchlichen Festkalenders ungewohnte Einmütigkeit. Alle Konfessionen, egal ob evangelisch oder orthodox, katholisch oder orientalisch geprägt, feiern zum gleichen Termin. Auf Anordnung des haschemitischen Königs ist für alle Kirchen als Weihnachtstermin der „westliche“ 25. Dezember festgelegt worden, anders als in orthodoxen Kirchen üblich der 6. Januar. Dafür feiern alle Christen in Jordanien Ostern gemäß dem orthodoxen Kalender, was immer einige Wochen nach dem westlichen Osterfest stattfindet – in diesem Jahr also Ende April.

Für die deutschsprachigen Ammaner Gemeinde war es in diesem Jahr ein besonderes Auferstehungsfest. Denn an diesem Tag wurden die neuen Gemeinderäume durch einen Gottesdienst in Betrieb genommen. Der Gottesdienst der Gemeinde begann zunächst in der Kirche zum Guten Hirten der arabisch-lutherischen Partnerkirche hat die deutschsprachige Gemeinde in den letzten Jahren ein Zuhause gefunden. Davor war die anglikanische Schneller-Schule – ursprünglich eine deutsche Gründung – ihre Anlaufstelle gewesen. Daher war es mehr als nur eine Geste, dass den Gottesdienst mit dem dreifachen Festanlass auch der anglikanische Pfarrer Hanna Mansour und der lutherische Ortspfarrer Samer Azar mit gestalteten. Auch der für die deutschsprachigen Katholiken in der Region zuständige römisch-katholische Priester, Monsignore Schrödel aus Kairo, feierte mit.

Der zweite Teil des Gottesdienste wurde dann in den neuen Räumen der deutschsprachigen Gemeinde gefeiert. Diese sind durch einen Ausbau des archäologischen Instituts der EKD, dem Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes, entstanden. Mit hohem Einsatz der Gemeinde im Heiligen Land sind dort ein Gottesdienst- und Gruppenraum, ein Büro und eine Pfarrwohnung entstanden. Diese hat nun die neue Pastorin der Ammaner Filialgemeinde, Heidi Kuhfus-Pithan, mit ihrem Ehemann bezogen. Die lippische Theologin wurde vom Kirchengemeinderat, von Jens Nieper aus dem Kirchenamt der EKD und dem Jerusalemer Propst Uwe Gräbe gemeinsam in ihr neues Amt eingeführt. Sie wird für ein Jahr im jordanischen Gemeindebereich tätig sein.

Die EKD bietet in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen deutschen Nachwuchstheologen und –innen weltweit Einsatzorte im Ausland an. Dort können diese jungen Pastorinnen und Pastoren – in der Regel für ein Jahr – in Form eines Sondervikariats Erfahrungen im Bereich des ökumenischen Lernens sammeln.

Die deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Ausland