Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen

Schwarze Bänder gegen Menschenrechtsverletzungen

23. April 2008


Welch grandiose Vision drückt der Dichter des 85. Psalm aus: Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne; dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen; dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; dass uns auch der HERR Gutes tue und unser Land seine Frucht gebe; dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe und seinen Schritten folge“ – einfach ausgedrückt: Der Psalmdichter vertraute vor hunderten, vermutlich tausenden von Jahren darauf, dass Gott allen hilft, die ihm seinen Respekt erweisen und er schenkt den Menschen Güte und Treue, Gerechtigkeit und Friede. Eine unvorstellbare Hoffnung, verbunden mit dem tiefen Wissen: Gerechtigkeit ist ohne Friede nicht denkbar, Frieden ohne Gerechtigkeit genau so wenig.

Es ist schwarz, aus Silikon und passt um jedes Handgelenk. Und es trägt als Aufschrift das Zitat aus dem 85. Psalm: "...dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen - Olympia 2008". Mehrere Tausend Armbänder, bedruckt mit einem "Hoffnungsvers der Bibel", will die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann vor den Olympischen Spielen an Sportler und Sportbegeisterte verschenken. 2.000 Bänder wurden bereits verschickt. Aktive und Zuschauer sollen damit in Peking und auch anderswo gegen Menschenrechtsverletzungen protestieren. "Wir dürfen nicht wegschauen, weder aus politischer noch aus ökonomischer noch aus religiöser Rücksichtnahme", sagt Käßmann.

In Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst verschenkt die Landesbischöfin, die auch Mitglied des Rates der EKD ist, und ihre Landeskirche die schwarzen Bändchen und schreibt dazu jedem Beschenkten: „Das Armband soll eine Geste der Solidarität mit den unterdrückten Menschen in Tibet und in China sein. Ich freue mich, wenn Sie das Armband als Zeichen des Protestes gegen Menschenrechtsverletzungen vor und während der Olympischen Spiele und der Paralympics 2008 in Peking tragen.“ Wer die Menschenrechtsarbeit in China unterstützen will, kann dem Evangelischen Entwicklungsdienst eine Spende zukommen lassen. Die Entwicklungshilfeorganisation der EKD arbeitet vor Ort mit der Menschenrechtsorganisation „Asia Human Rights Commission” zusammen.

Andere Landeskirchen planen sich an der Aktion zu beteiligen. In der Zwischenzeit wurden 16.000 Armbänder in Auftrag gegeben. "Die Nachfrage übersteigt alle Erwartungen", sagte Projektmitarbeiterin Claudia Schubert am Dienstag in Hannover. Die Bänder sollen ein Zeichen der Solidarität mit den unterdrückten Tibetern, anderen Minderheiten und Kirchen in China sein. Die Spiele dürften nicht dazu benutzt werden, eine Mauer des Schweigens um die Verletzungen der Menschenrechte zu ziehen und durch bunte Bilder die Diktatur auch noch zu stärken, sagte die Landesbischöfin.

Seit einigen Jahren werden die kostengünstig herzustellenden Silikonarmbänder in unterschiedlichen Farben auch dazu genutzt, politische oder gesellschaftliche Botschaften zu signalisieren. Begonnen hat damit die Lance-Armstrong-Foundation in USA. Die Stiftung des erfolgreichen Radrennfahrers, der eine Krebserkrankung überwunden hat, wollte mit gelben Armbändern die Solidarität mit Krebskranken ausdrücken. Auf Initiative des französische Fußballnationalspieler Thierry Henry mit der Unterstützung eines großen Sportartikelherstellers mahnte ein doppeltes Armband, weiß und ein schwarz ineinander verschlungen, mit der Aufschrift „Stand Up – Speak Up“ über fünf Millionen mal gegen Rassismus. In Deutschland machte sich Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff für diese Initiative stark.

Langzeitwirkung bis 2015 erhoffen sich die Vereinten Nationen und viele Musiker und Künstler von den weißen Armbändern mit der Aufschrift „Deine Stimme gegen die Armut“ oder „Keine Entschuldigung 2015“, die dazu auffordern das die von den Vereinten Nationen ausgerufenen Milleniumsziele, bis 2015 die weltweite Armut zu halbieren.