Auf dem Kreuzweg: Zur Seite stehen – tätig helfen

Drei Frauen weinen – Veronika wischt den Schweiß ab

19. März 2008


Menschen begleiteten Jesus auf dem Weg vom Palast des Pilatus, wo er verurteilt worden war, zur Schädelstätte, wo er hingerichtet werden sollte. Er trug das Kreuz die „Via Dolorosa“ entlang: „Es folgte Jesus eine große Menschenmenge“, weiß das Lukasevangelium. Und weiter heißt es: „und darunter Frauen, die um ihn klagten und weinten.“

Die Tradition der biblischen Geschichtenerzähler hat daraus drei Frauen gemacht. Über ihre Identität steht dort sonst nichts, aber warum sollen es nicht drei der Frauen gewesen sein, denen Jesus im Lauf seines kurzen Lebens begegnet ist: seine Mutter, Maria von Magdala, vielleicht eine der Frauen, die er geheilt hat, die Sünderin, deren Steinigung er verhindert hat, oder die Frauen, die nach anderen Evangelien unterm Kreuz gestanden haben. Vielleicht waren es sogar die Frauen, die am Ostermorgen als erste entdeckten, dass das Grab leer, Jesus Christus auferstanden war.

Letztendlich ist es nicht entscheidend, wer diese Frauen waren, „die um ihn klagten und weinten“. Sie ragen heraus. Sie fallen auf. Sie schwimmen gegen den Strom – und wenden sich damit Jesus zu. Sie haben keine Macht, den Weg, den Jesus geht, zu verhindern. An diesem Tag haben andere die Macht und die Gewalt, ihre Entscheidung durchzusetzen. Diese Frauen haben auch keine Argumente, keine klugen Worte mehr, denn abschließende, letzte Worte haben schon andere gesprochen.

Doch diese Frauen tun, was sie in dieser Situation tun können: Sie zeigen ihre Tränen. Sie klagen um Jesus. Sie lassen Jesus ihre Liebe spüren. Das erfordert Mut. Das braucht Courage. Damals in Jerusalem. Heute an vielen Orten in der Welt. Es kann immer noch gefährlich sein zu sagen, was man denkt. Es ist noch gefährlicher, seine Gefühle zu zeigen. In diesem Augenblick wird das Gesicht sichtbar. Die Maske fällt.

Von einer anderen Frau am Rand des Kreuzweges weiß die Legende: Veronika. Sie habe, so wird erzählt, ihr Tuch genommen, und Jesus den Schweiß abgewischt. So wie Veronika haben viele Menschen etwas für Jesus getan – andere haben gegen ihn gehandelt. Die einen haben Geschenke gebracht, als er neugeboren im Stall lag; haben ihn in ihr Haus aufgenommen, als er mit seinen Jüngern unterwegs war; haben ihn begleitet, den langen Weg nach Jerusalem oder auch nur eine kurze Strecke.

Als es gefährlich wurde, sind viele von diesen weg gerannt. Einer seiner Freunde hat ihn verraten. Einer seiner Freunde hat ihn verleugnet. Einige schwiegen, hielten sich im Hintergrund, schauten zu – und die Legende erzählt von dieser einen Frau. Mutigen Schritts geht sie auf Jesus zu. Sie wischt ihm den Schweiß – und wahrscheinlich auch das Blut – aus der Stirn: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“