Konfirmation heißt Befestigung

Junge Menschen sagen Ja zu ihrer Taufe

10. März 2008


In den Wochen um Ostern lassen sich in Deutschland wieder rund 262.000 evangelische Mädchen und Jungen konfirmieren. Mit Hochzeit und Taufe gehört das in der Regel zwischen Palmsonntag und Pfingsten liegende Fest zu den gefragtesten kirchlichen Angeboten. Nahezu alle getauften evangelischen Jugendlichen eines Jahrgangs gehen im Alter von etwa 14 Jahren zur Konfirmation.

Früher war die Konfirmation ein biografischer Einschnitt. Viele Kinder verließen die Schule und traten eine Lehre an. Der Ritus wurde so auch zum Zeichen des Wechsels zwischen Kindheit und Erwachsenwerden und leitete die Ablösung von den Eltern ein. Obwohl heutige Konfirmanden noch lange Jugendliche bleiben, bleibt die Konfirmation ein Fest des Wandels - allerdings mehr im Blick auf körperliche und seelische Umwälzungen in dieser Lebensstufe.

Mit der Konfirmation - aus dem Lateinischen für "Befestigung" oder "Stärkung" - bestätigen die Jugendlichen ihre Taufe. Sie legen damit ein öffentliches Bekenntnis zum Christentum ab und werden in die Gemeinde aufgenommen. Sie dürfen damit auch offiziell am Abendmahl in allen evangelischen Kirchen teilnehmen. Einige Kirchen lassen Kinder auch vor der Konfirmation zum Abendmahl zu.

Konfirmierte dürfen auch das Amt eines Taufpaten ausüben. Zuvor haben sie je nach Gemeinde meist ein Jahr lang den Konfirmandenunterricht besucht. Die Konfirmation ist kein Sakrament wie die Firmung in der katholischen Kirche.

Als Begründer der Konfirmation gilt der aus dem Elsass stammende reformatorische Theologe Martin Bucer (1491-1551), der sie zunächst in Hessen verwirklichen konnte. Durchgesetzt hat sich die Konfirmation erst im Pietismus des 18. Jahrhunderts. Diese bis heute aktive christliche Bewegung betont vor allem die Bedeutung der persönlichen Frömmigkeit. In einigen Gegenden ging aus der Konfirmation die allgemeinbildende Volksschule hervor. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Feier in ganz Deutschland üblich.

An Wendepunkten des Lebens wie Taufe, Konfirmation und Hochzeit - spielt die Kirche nach wie vor eine wichtige Rolle. Die Kirchen erfüllen Umfragen zufolge damit weiterhin eine Rahmenfunktion für die Gesellschaft und für die Biografien der Kirchenmitglieder.

Viele erinnern sich auch noch später gern an ihre Konfirmation: Zu seiner Konfirmation am 6. April 1941 trägt Ludwig Harig eine Uniform der Hitlerjugend. "Ein Volk! Ein Gott! Ein Reich! Eine Kirche!". Die Worte des Gemeindepfarrers klingen dem 80-jährigen Autor und Hölderlinpreisträger noch heute im Ohr. In seinem autobiografischen Roman "Weh dem, der aus der Reihe tanzt" schreibt er: "Wir saßen stumm in unseren Reihen, die Burschen links, die Mädchen rechts, hinter uns die Erwachsenen in gleicher Gruppierung."

Wie alle Konfirmanden seines Jahrgangs erhält der Schriftsteller ein biblisches Motivbild mit gedrucktem Konfirmationsspruch. Es zeigt Albrecht Dürers "Ritter St. Georg", einen Kupferstich aus dem Jahr 1508, "der schon im Deutschen Lesebuch für Volksschulen als Reichsdruck Nr. 693" abgebildet war. Seinen Spruch bekommt Harig vom Pfarrer zugeteilt: "Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder."

Heute gebe es in der Sulzbacher Kirche keine starre Sitzordnung oder Platzkarten für den Gottesdienst mehr, sagt Karl-Heinz-Holzmann, Pfarrer der Gemeinde im Saarland. Auch die in Harigs Roman erwähnten individuellen Motivbilder seien seit etwa 30 Jahren passé. Statt beispielsweise das "Abendmahl" von Leonardo da Vinci erhielten nun alle Konfirmanden das gleiche Bild: die Innenaufnahme der Kirche. Auch die Sprüche könnten nun selber ausgesucht werden. "Ich verteile dafür eine Liste mit 150 Sprüchen", erzählt der Pfarrer.

SPD-Politikerin Renate Schmidt trägt bei ihrer Konfirmation ihr erstes richtiges Kostüm - "graublau mit Faltenrock und richtig erwachsen aussehend". Zitternd steht die damals 14-Jährige 1957 in der Moritzkirche in Coburg. "Ich hatte Angst vor der Prüfung und Angst vor dem Pfarrer, der uns jungen Leuten vielmehr einen drohenden und strafenden als einen liebenden Gott vermittelte", gesteht die Fränkin. Am Nachmittag ihres Feiertages genießt die 14-Jährige zum ersten Mal einen Segelflug. Der Preis: Fünf deutsche Mark.

Ihren Konfirmationsspruch hat Schmidt, die im vergangenen Jahr ihre Goldene Konfirmation beging, nicht vergessen: "Der Geist ist's, der da lebendig macht, das Fleisch ist nichts nütze." Diese Worte zu akzeptieren, sei für sie als frisch verliebter Teenager noch schwieriger gewesen als mit 64 Jahren heute, offenbart Schmidt. "Heute weiß ich aus Erfahrung, dass es wirklich der Geist ist, der lebendig macht."

TV-Moderator und Bestseller-Autor Peter Hahne bezeichnet seine Konfirmation als "ein Fest-machen bei Christus - ein Bekenntnis mit dem Herzen, nicht nur mit den Lippen". Sein Konfirmationsspruch "Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde" schenke ihm Gelassenheit und erinnere ihn daran, dass Jesus immer für ihn da sei. Der stellvertretende Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios und Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland feierte 1967 traditionell mit allen Verwandten bei "herrlichstem Sonnenwetter" zu Hause im westfälischen Leteln.

Im Vordergrund der Konfirmation steht der Unterricht, der sich im Lauf der Jahre geändert hat. Als eine Abwechslung zur oftmals anstrengenden Schule sieht die 13-jährige Nina-Kristin aus Dortmund den kirchlichen Unterricht, der auch bei ihren Gleichaltrigen nur "Konfi" heißt. "Der Konfi macht mir richtig Spaß", erzählt die Gymnasiastin und gerät dabei sogar ins Schwärmen, wenn sie an die Nachmittagsrunden am Donnerstag denkt. Dann geht es im Gemeindesaal der Dortmunder Lutherkirche locker zu.

Pfarrer Ralf Schlüter ist "immer gut drauf" und hat wohl den richtigen Dreh gefunden, mit den Teenies Gott und Glauben zu entdecken. Sie reden, singen, beten, spielen und lachen viel miteinander. Vor kurzem haben sie einen "Bibel-Kuchen" gebacken und gegessen. Von Feigen und Mandeln erzählt etwa der Prophet Nahum.

Das "Vater unser" können alle aufsagen - in der Konfi-Gruppe lernen sie auch, das Gebet pantomimisch zu sprechen: Bis "in alle Ewigkeit" verwandelt sich in eine Spirale und zum "Amen" falten die Mädchen und Jungen die Hände und nicken einmal mit dem Kopf. Mindestens 30 Mal müssen die Jungen und Mädchen aus der Gemeinde bis zu ihrer Konfirmation zum Gottesdienst in die Kirche kommen. Das ist bei etwa eineinhalb Jahren "Konfi"-Unterricht fast jedes zweite Wochenende.

Mehr Zeit für Schule und Freizeit hat Felix (13), der sich in der Münchner Lutherkirche auf die Konfirmation vorbereitet. Nur ein gutes halbes Jahr muss er alle zwei Wochen in den Unterricht. Dabei gefällt ihm ganz besonders das Zusammensein mit gleichaltrigen Mädchen und Jungen. Näher sind sie sich gekommen, wie Felix sagt, bei der Konfirmanden-Freizeit. Vor allem das gemeinsame Frühstück auf einem Baum vor dem Jugendbegegnungs-Heim hat ihn sehr beeindruckt.

Durch die gute Vorbereitung hat er auch keine Angst vor der "Konfirmandenprüfung". Im Gegensatz zu ihren Großeltern müssen sie nicht mehr stur Gesangsbuchverse auswendig lernen oder Passagen aus dem "Katechismus" vorsagen, sondern können diese Prüfung frei gestalten, als gemeinsamen Gottesdienst, als Talk-Show im Kirchenraum oder als Pantomime zwischen Kreuz und Altar. Wichtig dabei ist nur, wie der Vikar der Lutherkirche Daniel Dietzfelbinger sagt, dass alle Jungen und Mädchen mitmachen.