Was haben BAKU und Birmingham gemeinsam - Kirchenvorstände in der Diaspora

Erfahrungsaustausch zwischen europäischen Auslandsgemeinden und der EKD

18. Februar 2008


Wieder einmal hat der Hauch der weiten Welt durch das Kirchenamt der EKD in Hannover geweht. Zu Gast waren vom 14. bis 17. Februar etwa 50 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher aus den deutschsprachigen Gemeinden im europäischen Ausland. Menschen, die nicht nur bereit sind, sich in ihrer Freizeit für ihre Gemeinde vor Ort zu engagieren, sondern die sogar für ein verlängertes Wochenende nach Deutschland reisen, um sich zu beraten, auszutauschen und zu informieren.

Für das Kirchenamt geht es vor allem darum, diesen Kirchenvorständen als Dienstleister zur Seite zu stehen. „Wir wollen die Ehrenamtlichen unterstützen und ihnen helfen bei der wichtigen Aufgabe, die sie für ihre Gemeinden übernommen haben. Ihnen steht kein Rentamt oder Bausachverständiger des Kirchenkreises in Reichweite zur Verfügung“, erklärt Antje Heider-Rottwilm, Leiterin der Europa-Abteilung. Rund 57 Deutschsprachige Evangelische Gemeinden gibt es in Europa, in die die EKD Pfarrerinnen und Pfarrer entsendet. Vor allem für die so genannten Expatriats sind sie eine wichtige Anlaufstelle, also für Menschen, die für kurze oder auch längere Zeit im Ausland arbeiten. „Die Gemeinden sind wichtig als Netzwerk, das hören wir in den Gesprächen sehr oft“, so Antje Heider-Rottwilm. „Und sie bieten mit ihren stattlichen Kirchen oder auch bescheidenen Gemeindehäusern ein Stück Zuhause – selbst für Menschen, die in Deutschland eher kirchenfern waren.“

Die ehrenamtlichen Kirchenvorstände spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des Gemeindelebens. Entscheidungen, die die Gemeindeverwaltung, Geldangelegenheiten oder Organisationsfragen angehen, treffen sie gemeinsam mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin. Dazu ist einiges an Fachwissen erforderlich. Und so sitzt die große Gruppe am Freitagnachmittag bei strahlender Sonne diszipliniert im verdunkelten Tagungsraum und lauscht konzentriert den Präsentationen von Experten des Kirchenamtes zu Fragen der Ökumene, der Personalführung, der Finanzen und der Ausbildung von Ehrenamtlichen Immer wieder kommen Rückfragen und interessante Gespräche zustande. Und ebenso wichtig ist der Austausch untereinander: Das Gefühl der Zusammengehörigkeit ist groß. Das drückt sich auch in der Kollekte aus, die die europäischen Gemeinden in diesem Jahr für die kleine evangelische Gemeinde in Baku am Kaspischen Meer sammeln.

Die Fragen und Bedürfnisse in den einzelnen Gemeinden sind zum Teil ähnlich: Themen wie Finanzplanung, Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliederpflege beschäftigen alle gleichermaßen, zumal die Gemeinden im Ausland sich hauptsächlich unmittelbar aus den Spenden und Beiträgen ihrer eigenen Mitglieder finanzieren. Angesichts vieler anstehender Neubesetzungen der Pfarrstellen wurden auch Verfahrensfragen geklärt; denn eine erfolgreiche Gemeindeentwicklung im Ausland hängt besonders von einer guten Zusammenarbeit von qualifizierten Pfarrerinnen und Pfarrern mit den Kirchenvorständen ab.

Deswegen stand m Mittelpunkt der Tagung in diesem Jahr das Thema „Die geistliche Verantwortung des Kirchenvorstandes für Pfarramt und Gemeinde“. „Uns ist wichtig, diesen Aspekt hervorzuheben“, sagt Matthias Kaiser, im Kirchenamt unter anderem Referent für Nord- und Westeuropa. „Kirchenvorstände haben viele Stärken und Gaben und sind bereit, den Pfarrer oder die Pfarrerin in ihrem geistlichen Auftrag zu unterstützen und zu ergänzen.“ Die Morgen- und Abendandachten mit liturgischen Elementen aus der Ökumene in Europa und der Abendmahlsgottesdienst am Sonntag in der Kapelle des Kirchenamtes vertieften die geistliche Gemeinschaft. Mit der Zusage aus Psalm 139, 9: „Nähme ich die Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, würde auch dort deine Hand mich halten und dein Rechte mich führen“ kehrten die Teilnehmenden wieder in ihre Gemeinden zwischen Teneriffa und Kaliningrad zurück.

Die deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Ausland