"Geiz ist nicht geil"

"Verschwendung" ist das Motto der evangelischen Fastenaktion

28. Januar 2008


Statt des klassischen Verzichts auf Schlemmerei könnte es diesmal in der Fastenzeit viele üppige Dinner geben. Denn die Fastenaktion der evangelischen Kirche "Sieben Wochen ohne Geiz" ruft zur Verschwendung auf: Verschwende deine Menschlichkeit - mehr Zeit und Liebe geben, mehr Lob und Zuneigung schenken! Am Aschermittwoch (6. Februar) wird die bundesweite Aktion "Sieben Wochen Ohne" mit einem Gottesdienst in München eröffnet.

Das Kuratorium habe sich für das Thema "Verschwendung" entschieden, "weil die Menschen in unserer Welt dringend einen Frühling der Herzen brauchen", so Arnd Brummer, der im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) für die Aktion zuständig ist. Das ständige Kalkül einer gewinnorientierten Gesellschaft töte jede spontane Geste. Niemand sollte mit seinen materiellen, seelischen und geistigen Gaben geizen. "Dann taut das Eis in den Herzen", hofft Brummer.

Ziel der Aktion sei es, eingefahrene Gewohnheiten zu durchbrechen und großzügig mit den eigenen Ressourcen zu sein. "Seien Sie verschwenderisch mit Ihrer Gastfreundschaft, mit Einladungen, dem Angebot Ihrer eigenen Fähigkeiten und Ihrer Barmherzigkeit", empfehlen die Initiatoren. Bis zum Ostersonntag sind die Teilnehmer aufgerufen, verschwenderisch zu sein - mit ihrer Zeit für Freunde, mit ihrem Geld für eine gute Sache, mit ihrer Liebe für die Nächsten.

Fasten in klassischer Manier bedeutet für viele Christen, während der 40 Tage bis zum Osterfest auf Alkohol, Zigaretten oder Fernsehen zu verzichten. Eine Forsa-Umfrage 2006 ergab, dass jeder fünfte Deutsche sich in der Passionszeit bei Genussmitteln einschränkt. "Das sollte man auch ruhig in diesem Jahr machen", so Frauke Grothe von "Sieben Wochen Ohne". Doch nach reformatorischem Verständnis könne die Passionszeit mehr als nur periodischer Genuss-Verzicht bedeuten.

Traditionell halten die Fastenwochen Christen dazu an, ihre Alltagsgewohnheiten zu überdenken und ihre Lebensgestaltung bewusst zu verändern. Das Ziel der Fastenaktion sei die Konzentration auf das Wesentliche, meint Projektkoordinatorin Grothe. Sie rät, die Veränderung des Lebensstils über die Fastenzeit hinaus auszudehnen: "Was man erst mal sieben Wochen geschafft hat, kann man auch weiterhin tun." Zwei Millionen Menschen nahmen 2007 an "Sieben Wochen Ohne" teil.

Um den Teilnehmern das Durchhalten zu erleichtern, bieten viele Kirchengemeinden Fastengruppen an. Im Internet-Forum der Aktion haben sich bereits 38 Gruppen eingetragen. Auch können Fastende in dem Forum ihre Erfahrungen austauschen.

Der Einzelne kann Unterstützung auch per Post beziehen: Drei Briefe wird "Sieben Wochen Ohne" an Programm-Teilnehmer verschicken. Für die tägliche Reflexion bietet der Fastenkalender Texte zum Nachdenken an. Prominente Autoren haben diese Denkanstöße zum Thema "Geiz" verfasst, unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU).

Die Kalenderfotos von Silke Wernet und ausgewählte Bibelzitate laden zu meditativen Momenten ein. Gleich auf dem ersten Kalenderblatt findet sich das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas-Evangelium 10, 29-37). Es ruft dazu auf, mildtätig zu handeln - in Nächstenliebe selbstlos den Bedürftigen zu helfen.

Evangelische Fastenaktion "Sieben Wochen Ohne"