Winterliche Sportwettkämpfe

Gottesdienst zur Rennrodelweltmeisterschaft

22. Januar 2008


Auf einer kleinen Plastikschale mit zwei Stahlkufen stürzen sie sich ins Tal. Unterwegs auf der etwa einen Kilometer langen Strecke erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern: Rennrodelweltmeisterschaft im thüringischen Oberhof. Doch bevor die Weltmeisterschaft offiziell eröffnet wird, feiern Sportler, Zuschauer und Organisatoren einen ökumenischen Gottesdienst. Gestaltet wird der Gottesdienst in der evangelischen Kirche von Oberhof von den beiden Sportpfarrern Christoph Reichstein (evangelisch) und Richard Hentrich (katholisch) zusammen mit dem Posaunenchor aus Zella-Mehlis. Die 40. Rennrodel-WM dauert bis zum 27. Januar.

Weltmeisterschaften im Wintersport finden in diesen Wochen allenthalben statt: Gerade eben trafen sich die Schnellsten auf dem Eis zur Spurt-WM im niederländischen Heerenveen, in wenigen Wochen laufen und schießen die Biathleten im schwedischen Östersund um die Wette, die Bobfahrer treffen sich in Altenberg und die Skiflieger in Oberstdorf – und all die anderen, die gerade keine Weltmeisterschaft haben, toben ihre Leistungsstärke in den nach unterschiedlichen Disziplinen sortierten Weltcup aus.

Zwischen all den Vorbereitungen und dem Training, zwischen Wettkämpfen, Siegehrungen, Interviews und den vielen Reisen auch noch Zeit für einen Gottesdienst? Auch bei den Gottesdiensten anlässlich von großen Sportereignissen wird es sein, wie beim Sonntagsgottesdienst in der eigenen Gemeinde: Die einen kommen, die anderen nicht – aber eingeladen sind alle. "Wir wollen deutlich machen, dass uns die biblische Botschaft in allen Lebenssituationen etwas zu sagen hat – also auch im Sport", betont Christoph Reichstein, der für den Gottesdienst in Oberhof verantwortlich zeigt.

Zusammen mit seinem katholischen Kollegen will er bei dem Gottesdienst anlässlich der Rodel-WM das Rennrodeln symbolisch in den Texten des Gottesdienstes vorkommen lassen. So soll es darum gehen, dass das Leben für viele Menschen meist in vorgezeichneten Bahnen verläuft, dass es auf einen guten Start ankommt und auf die richtige Technik. In dem Gottesdienst sollen Seligpreisungen aus sportlicher Sicht zu hören sein, wie etwa: "Glücklich, wer im anderen immer den Menschen sieht, nicht nur den Gegner." oder "Glücklich, wer ohne Neid den zweiten Platz einnimmt." Außerdem erbitten die Gottesdienst-Teilnehmer im Gebet einen guten und fairen Verlauf der Weltmeisterschaft.

Das gilt auch für all die zu Hause am Fernseher die Sportereignisse verfolgen: Bei aller Begeisterung für die Erfolge der deutschen Sportler, und die sind beim Rennrodeln nicht gerade selten, gilt doch zuerst und vor allem um die Begeisterung für den Mut, die Risikobereitschaft, das sportliche Talent und die Ausdauer aller, die sich dem Kampf um Weltmeistertitel und Medaillen stellen.

Und dann ist es nicht so schlimm, wenn im Biathlon mal ein Schuss daneben geht, wenn der Rodler aus Südtirol schneller ist und wenn der Österreicher oder der Pole weiter durch die Lüfte fliegt. Natürlich drücken die deutschen Fernsehzuschauerinnen und Fernsehzuschauer den deutschen Sportlerinnen und Sportler die Daumen – aber wichtiger als Sieg und Platz ist allemal ein fairer und guter Wettkampf und die Gewissheit, dass die, die heute Gegner sind, morgen sich noch in die Augen schauen können.