Die Weisen kommen – Gott ist Mensch geworden

Viele Christen feiern den 6. Januar als Höhepunkt des Weihnachtsfestes

04. Januar 2008


Während viele Christen in Deutschland ernsthaft darüber nachdenken, wie sie den Weihnachtsbaum aus dem Wohnzimmer bekommen, ohne dass danach das gesamte Treppenhaus mit einem grünen Nadelteppich ausgelegt ist, steht für viele Christen weltweit der Höhepunkt der Weihnachtszeit an. Das Epiphanias-Fest („Erscheinung“) am 6. Januar, das in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, ist einer der ältesten Feiertage der Christenheit. Für orthodoxe Christen ist dieser Tag, der in vielen Kalendern mit „Heilige Drei Könige / Dreikönigstag“ bezeichnet ist, immer noch das eigentliche Weihnachtsfest. In der Glaubenstradition des Westens hat sich das Erscheinungsfest mit der Geschichte der drei Männer verbunden, die sich irgendwo im Morgenland aufmachten und einem Stern folgten, um den „neugeborenen König der Juden“ zu finden. Ob es – wie die Legende behauptet – drei reiche Männer, Könige, waren, oder ob es weise Männer, Magier, waren, ist nicht so wichtig.

Auf ihrer Reise, bei der sie dem Stern folgen, stoßen sie zuerst auf den damaligen König Herodes, der über ihr Ansinnen erschrickt, „den neugeborenen König der Juden“ zu finden. Verstand er sich doch selbst als Herrscher über die entsprechenden Gebiete im Nahen Osten. Nachdem er Rat bei denen, die sich in den Weissagungen auskennen, eingeholt hat, schickt er die drei Männer nach Bethlehem. Dort finden sie das Kind in der Krippe, schenken ihm Weihrauch, Gold und Myrrhe und kehren zurück in ihre Heimat, ohne noch einmal bei Herodes vorbei zu schauen. Der lässt nach dem biblischen Bericht wenig später alle Kinder in Bethlehem umbringen, weil er Angst hat vor dem, der „nackt und bloß“ in der Krippe liegt. Da war Jesus mit seinen Eltern allerdings schon lang geflohen.

Ein spannender Stoff, aus dem auch Hollywood-Drehbücher gestrickt werden: Der zauberhaft-magische Aspekt, dass drei Männer einem Stern nachlaufen, Mord- und Totschlag und die unerklärlich soziale Spannung, dass drei vermutlich reiche Männer dieses total verarmte Kind, für das es keinen Platz in der Herberge gab, in einem Stall besuchen. Dass sich um diese biblische Geschichte, deren historischer Kern sich kaum belegen lässt, deshalb allerlei Legenden spannen, ist leicht zu verstehen: Im Frühmittelalter setzten sich für die drei Männer die Namen Caspar, Melchior und Balthasar durch und bald danach wussten alle, dass Caspar wohl ein bartloser Jüngling, Melchior ein bärtiger Greis und Balthasar ein Farbiger war. Schon in den Malereien in den Katakomben, in denen sich die Christen bei den ersten Verfolgungen versteckt haben, sind Szenen zu erkennen, wie drei Männer dem Kind in der Krippe begegnen. Und viele Menschen sind davon überzeugt, dass die sterblichen Überreste der drei Männer seit vielen Jahrhunderten im Kölner Dom beigesetzt sind.

Die Geschichte der drei Sterndeuter aus dem Osten ist einer der Belege, wie weit sich Volksfrömmigkeit und biblischer Text auseinander entwickeln können. Der Evangelist Matthäus hat die Geschichte vermutlich erzählt, um von allem Anfang an deutlich zu machen, dass Herodes und die Mächtigen Angst vor dem Neugeborenen hatten, dass die drei Männer mit ihren drei Geschenken zeigten, dass im Stall in Bethlehem ein König (Gold), der Messias (Weihrauch) und ein Mensch (Myrrhe) geboren wurde, und dass auch Heiden den als Mensch Geborenen als Gott anerkennen. Damit hat Matthäus wesentliche Botschaften seines Evangeliums in der Einleitung vorweg genommen.

Nichtsdestotrotz: Der 6. Januar, das Erscheinungsfest, der Besuch der drei Weisen aus dem Morgenland ist auf jeden Fall noch einmal Weihnachten, noch einmal die Botschaft, dass Gott Mensch geworden ist – und ob der Höhepunkt der Weihnachtsgeschichte der Besuch der Hirten ist, wie ihn der Evangelist Lukas berichtet und viele Christen ihn am Heiligen Abend erinnern, oder ob es die Huldigung der drei Männer aus dem Morgenland ist, die viele Traditionen um den 6. Januar ausschmücken, ist nicht entscheidend. Die Botschaft ist das wichtigste: Der „große Herr und starke König“ liegt in der Krippe – „nackt und bloß“. Der unser „Schutz und Schild“ ist, braucht den Schutz der Engel und der Hirten, den Besuch der Weisen aus dem Morgenland, die Wärme von Ochs und Esel, die Liebe von Maria und Joseph: Gott ist Mensch geworden – allen Menschen ein Bruder.