Von Aachen bis Zwickau

Weihnachtsgottesdienste liegen im Trend

19. Dezember 2007


"Das Comeback des Jahres: Gott“ titelte die Welt am Sonntag und als überraschend interpretierte mancher, was die Bertelsmann-Stiftung in dem in der Woche vor dem 4. Advent veröffentlichen Religionsmonitor  herausgefunden hat: Die Deutschen sind - das klingt paradox - viel religiöser, als sie selbst glauben. 70 Prozent der über 18-Jährigen wurden nach vielen Fragen zu Religion und Glaube in diesem Monitor als religiös oder hoch-religiös eingeschätzt. Selbst in Ostdeutschland soll die Religion den Menschen nicht so entfremdet sein, wie immer wieder angenommen wurde.

Ob der katholische Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, recht hat, wenn er für Gott einen Song von Marius Müller Westernhagen in Anspruch nimmt: „Ich bin wieder hier, in meinem Revier, war nie richtig weg, hab mich nur versteckt“, lässt angesichts der Erinnerung an das Kind in der Krippe ein bisschen schmunzeln, kann aber letztendlich dahin gestellt bleiben. Der evangelische sächsische Landesbischof Jochen Bohl erkennt allerdings zurecht, dass der Generalverdacht, dass der Glaube einem selbstbestimmten Leben entgegen stehe, mit diesen Erkenntnissen entkräftet sei.

Weihnachten ist für alle Fälle eine Gelegenheit, eigenem Interesse an Religion auch durch einen Gottesdienstbesuch neuen – und vielleicht ungewohnten - Ausdruck zu geben. Viele Ortsgemeinden – ob evangelisch oder katholisch – bieten dazu zahllose Gelegenheiten. Für viele gehört der Kirchgang an den Festtagen selbstverständlich zum Weihnachtsfest, für andere ist das Christfest der Anlass, nach langer Zeit wieder einmal einen Gottesdienst zu besuchen.

„Gottesdienste gehören zu den wenigen Kultur-Events, die keinen Eintritt kosten, auch wenn Sie nicht Mitglied der Kirche sind. Man unterscheidet zwischen evangelischen und katholischen Gottesdiensten, aber beide sind sich im Grunde sehr ähnlich. Planen Sie etwa eine Stunde ein. Handys haben Sendepause,“ heißt es in den „Zehn Goldene Regeln für Gottesdienst-Neulinge“, die der Evangelische Pressedienst (epd) als Weihnachtsservice veröffentlicht hat. Doch dabei bleibt die Frage offen, wie findet jemand, der interessiert ist, einen Gottesdienst in der Nähe – sei er zu Hause, bei anderen zu Besuch oder im Urlaub. Der einfachste Tipp ist ohne Frage, zur nächstgelegenen Kirche zu gehen. Es wird über die Weihnachtsfeiertage keine Kirche geben, in der kein Gottesdienst angeboten ist. Der Schaukasten vor der Kirche informiert über die Zeiten, wann die Gottesdienste beginnen.

Aber auch ohne Spaziergang durch die winterliche Kälte lassen sich Gottesdienstorte und Gottesdienstzeiten herausfinden: Unter www.weihnachtsgottesdienste.de sind evangelische und katholische Gottesdiensten von Aachen bis Zwickau aufgeführt. Jedes Jahr stellen dort immer mehr Kirchengemeinden ihre Gottesdienstzeiten ein, die über eine Postleitzahlensuche einfach zu finden sind. Übrigens: Die zunehmende Zahl der Abfragen Jahr für Jahr bestätigt, was der Religionsmonitor der Bertelsmannstiftung vermuten lässt: Weihnachtsgottesdienste liegen im Trend.

Zehn Goldene Regeln für Gottesdienst-Neulinge

Millionen von Menschen gehen an Heiligabend in die Kirchen zum traditionellen Weihnachtsgottesdienst. Für alle, die sich bisher nicht getraut haben, hier zehn goldene Regeln für den Gottesdienst-Besuch:

1.) Gottesdienste gehören zu den wenigen Kultur-Events, die keinen Eintritt kosten, auch wenn Sie nicht Mitglied der Kirche sind. Man unterscheidet zwischen evangelischen und katholischen Gottesdiensten, aber beide sind sich im Grunde sehr ähnlich. Planen Sie etwa eine Stunde ein. Handys haben Sendepause.

2.) In katholischen Kirchen befindet sich am Eingang ein kleiner Wasserbehälter. Regelmäßige Kirchgänger tippen die Fingerspitzen hinein und berühren damit Stirn, Brust, linke Schulter und rechte Schulter. Das können Sie auch machen, müssen es aber nicht.

3.) In einigen Kirchen bekommen Sie am Eingang ein Gesangbuch. Eine Tafel zeigt das Lied und die Verse an. Viele Gemeinden verteilen an Weihnachten Liedzettel. Wenn Sie sich unsicher fühlen, singen Sie leise oder bleiben stumm.

4.) Sie können sich überall hinsetzen, wo ein Platz frei ist. Keiner denkt: "Was will denn der in unserer Kirche?"

5.) Sitzen, stehen oder knien? Machen Sie es einfach wie Ihre Nachbarn. Der Gottesdienst besteht aus Liedern, Gebeten, Lesung der biblischen Weihnachtsgeschichte und der Predigt. Der Ablauf heißt Liturgie. Regelmäßige Kirchgänger kennen die Rituale auswendig. Hören Sie einfach zu. Sie müssen nicht alles kennen.

6.) Im Zentrum des Gottesdienstes steht die Predigt. Sie dauert in der Regel eine Viertelstunde und geht aus von einem Bibeltext. Bitte am Ende nicht klatschen, Sie können aber mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin gerne später über die Predigt sprechen.

7.) Nach der Predigt folgt ein Werbeblock. In den "Abkündigungen" wird über die kommenden Veranstaltungen der Gemeinde informiert.

8.) Man kommt zwar umsonst hinein - aber nicht wieder hinaus. In der "Kollekte" wird meist für Hilfsprojekte etwa in der Dritten Welt gesammelt. Während des Gottesdienstes wird ein Beutel herumgereicht, oder am Ausgang steht ein Korb.

9.) Mindestens einmal im Gottesdienst wird gebetet. Ein Gebet ist ein Gespräch mit Gott. Das "Vater unser" ist das bekannteste Gebet (Internet: www.vater-unser.de)

10.) Schlusspunkt des Gottesdienstes ist der Segen, bei dem der Pastor oder die Pastorin meist die Hände hebt. Manchmal erklingt noch Orgelmusik. Bleiben Sie einfach sitzen und hören zu. Dann können Sie Ihrem Nachbarn noch ein "Frohes Fest" wünschen.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)