Advent im Kosovo

EKD-Delegation besucht deutsche Soldatinnen und Soldaten

18. Dezember 2007


„Es ist bald wieder Weihnachten und schon wieder ohne Dich... Ich denke die ganze Zeit an dich“, so ist in der Feldzeitung für die Bundeswehr auf dem Balkan zu lesen. Auf der letzten Seite können Familienmitglieder aus Deutschland ihre Angehörigen im Auslandseinsatz grüßen. Mehr als 2.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten werden in der nächsten Woche Weihnachten im Kosovo feiern. „Das Fest der Liebe ohne die Lieben“ hat es der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, während seines Besuches im Feldlager Prizren zusammen gefasst.

In Prizren liegt Schnee. Die Besucher des Advents-Gottesdienstes im Feldlager schälen sich aus den warmen, olivgrünen Anoraks, dankbar über die Wärme in der „Oase“, einer geräumigen, mit Teppich ausgelegten Holzhütte, die von der evangelischen und der katholischen Kirche betrieben wird. Dort können die Soldaten auch Kaffee trinken, Zeitung lesen, zusammen sitzen. Am Sonntag ist ein Teil der Hütte abgetrennt als Gottesdienstraum.

Ein junger Soldat sucht sich einen Platz in den Stuhlreihen. Als er sich hinsetzen will, merkt er, dass er noch sein Gewehr auf den Rücken geschnallt hat. Etwas verlegen nimmt er es ab und legt es neben sich. Zusammen mit dem evangelischen Militärbischof Peter Krug besuchte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber, am Wochenende des 3. Advent die KFOR-Einheiten im Kosovo. In seiner Predigt dankte Wolfgang Huber den Soldatinnen und Soldaten für ihren Einsatz. „Diese Tage sind von Ungewissheit darüber bestimmt, wie es zwischen Serbien und dem Kosovo weitergeht", sagte Huber. Die Zielsetzung bleibe unerschütterlich: "Es geht um einen gerechten Frieden." Dem gelte auch das Tun der deutschen Soldatinnen und Soldaten. "Mit unserem Besuch wollen wir auch unseren Dank dafür zum Ausdruck bringen, dass Sie diesen Dienst auf sich nehmen. Was Sie hier tun, dient der Erfüllung der biblischen Bitte: Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens." Während der Fürbitte kann man draußen Hubschrauber starten und landen hören.

Ein Hubschrauber bringt die deutsche Delegation am nächsten Tag auch zum serbisch-orthodoxen Kloster Decani im Nordwesten des Kosovo. Rund 30 Mönche leben in diesem Kloster. Der Abt ist erst 44 Jahre alt. Er spricht leise, erzählt vom Leben der Mönche. Die wichtigste Aufgabe jeden Tag sei der Gottesdienst, morgens von 5 bis 8 Uhr und abends von 18 bis 19.30 Uhr. Seit 600 Jahren leben und beten an diesem Ort christliche Mönche. Während des Kosovo-Krieges organisierte das Kloster humanitäre Hilfsaktionen und nahm Flüchtlinge auf – ohne zu fragen, ob es Albaner oder Serben waren. Wer Hilfe suchend an die Klostertüren klopft, der wird aufgenommen, so die alte Regel. Der Raum, in dem der Abt die Delegation empfängt, dient auch als Klassenzimmer: Die Mönche haben angefangen, albanisch zu lernen. Beim Abschied überreicht der Abt den Gästen ein Buch über die Kunstschätze des Klosters. Auch die schwer bewaffneten Feldjäger, die die deutsche Delegation überallhin begleiten, bekommen eins.

Ihn habe besonders beeindruckt zu sehen, mit welcher Freundlichkeit die Bevölkerung den KFOR-Soldaten begegnet, sagt der Ratsvorsitzende. Als die EKD-Delegation mit einem Einsatz-Batallion in der Innenstadt von Prizren auf Patrouille gegangen ist, werden die Soldaten von Passanten gegrüßt, Autos warten geduldig, bis der umfangreiche Trupp mit den deutschen Ehrengästen passiert hat, Kinder winken. „"Der Satz: ‚Die KFOR ist ein Vertrauensfaktor’ hat hier für mich konkrete Gestalt gewonnen", so Huber.

In den Gesprächen mit den Soldatinnen und Soldaten wurde auch immer wieder deutlich, welche wichtige Rolle die Militärseelsorge spielt, besonders bei den Auslandseinsätzen. Monatelang auf engem Raum zusammen zu leben, weit weg von Familie und Freunden und immer wachsam gegenüber den Entwicklungen vor Ort – das bedeutet eine Anspannung, in der es gut ist zu wissen: Mit dem Militärdekan kann man über alles reden.

Im Feldlager Prizren wird es zu Weihnachten sogar ein Krippenspiel geben. Die Vorbereitungen für die Gottesdienste laufen. Und nicht nur die Festtagsgrüße in der Feldzeitung können eine Brücke zwischen Einsatzort und Heimat schlagen. "Wir werden ganz besonders zu Weihnachten mit unseren Gedanken bei Ihnen sein“, so Bischof Huber. „In vielen Gemeinden in Deutschland werden Sie bedacht. Und Sie sollen wissen: Da sind Menschen, die für Sie beten."