Gezackte weihnachtliche Vorfreude

Der Stern, der aus dem Mathematikunterricht kam

12. Dezember 2007


Es war der Hit des Jahres 2007, schon Anfang des Jahres haben DJ Ötzi und Nik P. sich in die Charts gespielt und das gesamte Jahr über waren die beiden gemeinsam oder jeder für sich mit der Botschaft zu hören: „Einen Stern, der deinen Namen trägt, hoch am Himmelszelt, den schenk´ ich dir heut Nacht.“ Eine – ohne dies abwertend zu meinen – Liebesschnulze mit eingängigem Rhythmus, der in keiner Disco und in keiner Bar in diesem Sommer fehlen durfte und sogar auf den Weihnachtsmärkten zwischen der üblichen Weihnachtsmusik immer wieder zu hören ist.

Jahreszeitlich bedingt haben Sterne in diesen Tagen Konjunktur, doch nicht die ab und zu neu entdeckten Sterne der Milchstraße, die irgendwelche Namen bekommen, sei es, um sie wissenschaftlich einordnen zu können, sei es um so etwas wie ewige menschliche Liebe beweisen zu können. Nicht die Sterne am Himmelszelt begeistern die Menschen, sondern die Sterne auf den Strassen, in den Fenstern und an Bäumen und Sträuchern – aufgehängt von den städtischen Elektrikern vielerorts mit Unterstützung der Feuerwehr, betraut mit der Aufgabe, die Stadt zu schmücken; gebastelt von tapsigen Kinderhänden, die Eltern, Tanten und Onkeln eine Freude machen wollen; filigran zusammengesetzt von handwerklich begabten Begeisterten, die den Wert von Selbst-Gebasteltem schätzen – oder auch einfach zu kaufen: auf den Weihnachtsmärkten und in vielen Läden und Geschäften, die ihr Sortiment jahreszeitlich bedingt verändert haben.

Es gibt kein Material aus dem keine Sterne gebastelt werden. Klassiker sind die Strohsterne und die zugeschnittene Silber- und Goldfolie, aber auch Streichhölzer, Ton, Holz, Papier, Glas werden – je nach Begabung und Fingerfertigkeit – eingesetzt. In all der Vielfalt gezackter weihnachtlicher Vorfreude, darf ein Stern in vielen Kirchen und zunehmend auch in Privathäusern nicht fehlen: der Herrnhuter Stern. Auch den gibt es im Normalfall nicht fertig gebaut zu erwerben, sondern er muss aus vielen Einzelteilen zusammen gesetzt werden. Ob der, der die Bauanleitung studiert, Zacke an Zacke befestigt, daran denkt, dass dieser Stern ursprünglich vermutlich eher der mathematischen Bildung als der Erbauung gedient hat? Zumindest wird erzählt, dass ein Mathematiklehrer der Herrnhuter Brüdergemeine seine Schüler zur Raumbestimmung einen solchen Stern mit 110 Zacken hat bauen lassen. Fächerübergreifenden Unterricht nennen Fachleute das heute, denn vermutlich hat der Mathematiker es sich nicht verkneifen können, auf die weihnachtliche Bedeutung des Sternes hinzuweisen. Heutzutage geht die Diskussion eher darüber, wie viele Zacken ein „echter“ Herrnhuter Stern hat, 26 seien üblich, so ist nachzulesen. Aber manchmal sind auch mehr der in ihrer Grundform drei- und viereckigen Zacken zu zählen. Eines ist aber allen Herrnhuter Sternen gemein: Die oberste Zacke fehlt. Die Lücke wird benötigt um den von innen durch eine Glühbirne beleuchteten Stern an der Decke aufzuhängen.

Sterne weisen übrigens deshalb den Weg zur Weihnacht, weil ein Stern, ein Komet den drei Weisen aus dem Morgenland, die nach dem Matthäusevangelium das neugeborene Jesuskind besucht haben, den Weg gewiesen hat. Und wahrscheinlich waren es auch leuchtende Sterne, die den Himmel taghell haben werden lassen, als den Hirten auf den Feldern in der Nähe von Bethlehem die Botschaft von der Geburt Jesu überbracht wurde.

Das alles sind allerdings Sterne, die keinen Namen brauchen. Denn anders als in dem Schlager, den schon 1999 Michael Stern – nomen est omen – auf den Markt der Stimmungshits gebracht hat, erinnern die Weihnachtssterne, dass die Liebe Gottes alle umfasst und die Namen aller „im Himmel geschrieben sind“.

Herrnhuter Brüdergemeine

Herrnhuter Sterne

Adventsinitiative der EKD "Advent ist im Dezember"