Im Abschied neue Wege entdecken

Ewigkeitssonntag hilft beim Loslassen

23. November 2007


Sie wollte nur für ein Wochenende von den Aufgaben im Beruf, als Hausfrau und als ehrenamtlich in der Kirche engagierte ausspannen. Ihr Mann musste an diesem Wochenende an einer Tagung teilnehmen. Er wird den Anruf nicht vergessen, mit dem Freunde ihm mitgeteilt haben, dass sie einfach umgefallen sei. Auch später gab es keine medizinische Erklärung für ihr Sterben, aber das Leben hat sich an diesem Wochenende grundlegend verändert.

Er ging zum Arzt, weil er sich zunehmend unwohl und nicht mehr so leistungsfähig fühlte. Die Diagnose nach manchen Fehleinschätzungen war erschreckend: Krebs. Im Mai hat er die Nachricht bekommen. Im August haben seine langjährige Lebenspartnerin und viele Freunde ihn auf seinem letzten irdischen Weg begleitet.

Sie waren beide zusammen gekommen, nachdem in den Jahren davor manche Beziehung gescheitert war. Gegenseitig gaben sie sich Mut und neue Lebensfreude. Dann die Erkenntnis: Bei ihr war eine alte Krankheit wieder ausgebrochen. Im Frühjahr haben sie geheiratet, im Spätsommer hat er seine todkranke Frau in ein Hospiz gebracht. Täglich ist er die fast 100 Kilometer von der gemeinsamen Wohnung zu dem Haus gefahren, in dem sie die letzen Wochen ihres Lebens liebevoll gepflegt wurde.

Drei Geschichten des zu Ende gehende Jahres – Geschichten von Menschen, die gestorben sind, und Geschichten von Menschen, die Abschied nehmen mussten. Am letzten Sonntag des Kirchenjahres – am Ewigkeitssonntag – erinnern sich die Christen und die Kirchengemeinden an die Menschen, die in diesem Jahr gestorben sind. Ihre Namen werden in vielen Gottesdienst verlesen.

Im Glauben an den Gott, der das Leben liebt, können viele nicht erklären, warum der Lebenspartner, die Mutter, die Tochter, der Sohn, der Onkel, die Tante, der Freund, der Kollege, der Chef so plötzlich oder auch als Folge einer langen Krankheit, durch einen Unfall oder auch völlig unerklärlich gestorben ist. Ob der Verstorbene alt und lebenssatt war, jung und mitten aus einem aktiven Leben gerissen, vielleicht sogar als Kind starb, das noch voller Zukunft steckte, jeder Tod hinterlässt eine Lücke, die nicht zu beschreiben und kaum zu fassen ist.

Christen vertrauen darauf, dass alle, die verstorben sind, geborgen sind in der Hand des lebendigen Gottes. Und Christen wissen, dass das Gott den Lebenden neue Kraft gibt, eigene Wege zu suchen. So wie Paul Gerhardt dies in einem seiner Gedichte ausgedrückt. Die Worte des vor 400 Jahren geborenen Dichters sind zu einem der bekanntesten Kirchenlieder geworden. Für viele die Abschied nehmen mussten, vertraute Worte, die auf neue Wege hinweisen. Der Musiker und Pro-Sieben-Popstar-Juror Dieter Falk hat der Melodie zu diesem Lied modernen Schwung gegeben, die immer noch an die alte Melodie von Johann Crüger und damit an den Text von Paul Gerhardt erinnert. Töne und Worte, die es ein bisschen erträglicher machen, an die zu denken, die in diesem Jahr verstorben sind,:

Befiehl du deine Wege
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.

Dem Herren mußt du trauen,
Wenn dir’s soll wohlergehn;
Auf sein Werk must du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Läßt Gott sich gar nichts nehmen,
Es muß erbeten sein.

Dein’ ew’ge Treu’ und Gnade,
O Vater, weiß und sieht,
Was gut sei oder schade
Dem sterblichen Geblüt;
Und was du dann erlesen,
Das treibst du, starker Held,
Und bringst zum Stand und Wesen,
Was deinem Rat gefällt.

Weg’ hast du allerwegen,
An Mitteln fehlt dir’s nicht;
Dein Tun ist lauter Segen,
Dein Gang ist lauter Licht,
Dein Werk kann niemand hindern,
Dein’ Arbeit darf nicht ruhn,
Wenn du, was deinen Kindern
Ersprießlich ist, willst tun.

Und ob gleich alle Teufel
Hier wollten widerstehn,
So wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurückegehn;
Was er sich vorgenommen,
Und was er haben will,
Das muß doch endlich kommen
Zu seinem Zweck und Ziel.

Hoff, o du arme Seele,
Hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
Da dich der Kummer plagt,
Mit großen Gnaden rücken;
Erwarte nur die Zeit,
So wirst du schon erblicken
Die Sonn’ der schönsten Freud’.

Auf, auf, gib deinem Schmerze
Und Sorgen gute Nacht!
Laß fahren, was dein Herze
Betrübt und traurig macht!
Bist du doch nicht Regente
Der alles führen soll;
Gott sitzt im Regimente
Und führet alles wohl.

Ihn, ihn laß tun und walten,
Er ist ein weiser Fürst
Und wird sich so verhalten,
Daß du dich wundern wirst,
Wenn er, wie ihm gebühret,
Mit wunderbarem Rat
Die Sach’ hinausgeführet,
Die dich bekümmert hat.

Er wird zwar eine Weile
Mit seinem Trost verziehn
Und tun an seinem Teile,
Als hätt’ in seinem Sinn
Er deiner sich begeben,
Und sollt’st du für und für
In Angst und Nöten schweben,
Frag’ er doch nichts nach dir.

Wird’s aber sich befinden,
Daß du ihm treu verbleibst
So wird er dich entbinden,
Da du’s am mind’sten gläubst;
Er wird dein Herze lösen
Von der so schweren Last,
Die du zu keinem Bösen
Bisher getragen hast.

Wohl dir, du Kind der Treue!
Du hast und trägst davon
Mit Ruhm und Dankgeschreie
Den Sieg und Ehrenkron’.
Gott gibt dir selbst die Palmen
In deine rechte Hand,
Und du singst Freudenpsalmen
Dem, der dein Leid gewandt.

Mach End’, o Herr, mach Ende
An aller unsrer Not,
Stärk unsre Füß’ und Hände
Und laß bis in den Tod
Uns allzeit deiner Pflege
Und Treu’ empfohlen sein,
So gehen unsre Wege
Gewiß zum Himmel ein.