„Christian Global Forum“ in Kenia

Weltkirchenrat zieht nach Ökumene-Tagung positive Bilanz

13. November 2007


Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat nach dem am Wochenende in Kenia zu Ende gegangenen "Globalen Christlichen Forum" eine positive Bilanz gezogen. Die Konferenz sei ein "historischer Durchbruch" gewesen, erklärte der Weltkirchenrat. Vertreter aus mehr als 70 Ländern, Mitglieder der historischen protestantischen Kirchen, der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche sowie aus Pfingst- und evangelikalen Kirchen, waren in der vergangenen Woche in der Nähe von Nairobi zusammengekommen.

Nach Angaben des Weltkirchenrates haben sich nie zuvor Abgesandte aus so vielen christlichen Traditionen versammelt wie auf der Konferenz in Kenia. Das Treffen diente vor allem der Annäherung zwischen der explosionsartig wachsenden pfingstkirchlichen und charismatischen Bewegung und den traditionellen Kirchen.

Im Plenum saßen Vertreter des Vatikan neben der lutherischen Pfarrerin aus Zimbabwe, Sieben-Tage-Adventisten aus Frankreich kamen mit orthodoxen Priestern aus Syrien und Russland ins Gespräch, die kanadische Offizierin der Heilsarmee saß gemeinsam mit Evangelikalen aus Australien und Pfingstlern aus Brasilien in der Bibelarbeit. 245 Teilnehmende aus allen Erdteilen vertraten die orthodoxen, die katholischen, die historischen protestantischen, die evangelikalen und die Pfingstkirchen. Damit kamen im kenianischen Limuru vom 6. bis 9. November erstmals Vertreter und Vertreterinnen aller christlichen Strömungen zusammen.

Allein die Vorbereitungszeit des Forums von fast einem Jahrzehnt weist darauf hin, wie wenig selbstverständlich noch heute die Begegnung zwischen den verschiedenen christlichen Strömungen ist. So initiierte und unterstützte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) einen Prozess, um die traditionellen Kirchen mit den „neuen“ Kirchen evangelikaler und pentakostaler Prägung miteinander in einen Dialog zu bringen. Bisher stehen sich diese Kirchenfamilien eher skeptisch bis ablehnend gegenüber.

Die „neuen“ Kirchen kritisieren an den traditionellen Kirchen deren festen Strukturen und Hierarchien. Zudem werfen sie ihnen zu große Liberalität, Modernismus und politische Verzerrung der biblischen Aussagen vor. Daher gehen sie zu diesen Kirchen und deren Initiativen zumeist auf Distanz. Dies gilt auch bezüglich der klassischen ökumenischen Bewegungen. Zugleich haben diese „neuen“ Kirchen oft auch Ablehnung und Ausgrenzung seitens der „mainline“-Kirchen erlebt und fühlen sich entsprechend verletzt. Nachdrücklich verweisen sie darauf, dass sie schnell wachsen, und dies vor allem in Südamerika, Afrika und Asien.

Den traditionellen Kirchen ist die starke Betonung des Heiligen Geistes in der Theologie und dem Leben der evangelikalen und vor allem Pfingst-Gemeinden verdächtig. Durch die fehlende bzw. sehr „flache“ Struktur der „neuen“ Gemeinden sind diese nur bedingt mit den gewohnten Kirchenstrukturen kompatibel und den historischen Kirchen fehlt es an Verbindlichkeit auf Seiten des Gegenübers. Theologisch scheint bei den evangelikalen und pentakostalen Kirchen vieles ungeklärt. Ihre fehlende Dialogbereitschaft ist für die traditionellen Kirchen oft brüskierend.

Aufgrund der gegenseitigen Vorbehalte ist der Prozess, der zum „Christian Global Forum“ führte, und der laut dem Willen aller Beteiligten auch fortgesetzt werden soll, auch unabhängig vom ÖRK oder anderen Kirchenorganisationen. Um möglichst viele Kirchen und Gruppen in den Prozess einladen zu können, verzichtet das „Global Christian Forum“ möglichst auf Strukturen und beschränkt sich auf ein Organisationskomitee und einen Sekretär. Um Beteiligung statt um Mitgliedschaft wird geworben.

Um die erste Begegnung zwischen den beiden „Lagern“ zu erleichtern, wurde in Limuru der Begegnungscharakter betont. Unter dem Motto „Unser Weg mit Jesus Christus, dem Versöhner“ erzählten sich die Teilnehmenden in erfreulicher Offenheit von persönlichen Glaubenserfahrungen. Die Bibelarbeiten und Kleingruppengespräche dienten als vertrauensbildende Maßnahmen. So stellten die Vertreter der traditionellen Kirchen am Ende der Tagung fest, dass die Ablehnung von Strukturen bei den „neuen“ Kirchen gesunken ist und diese Gemeinschaften zunehmend erkennen, dass auch sie von den Erfahrungen und Traditionen der „älteren Geschwister“ profitieren können. Von den Repräsentanten der evangelikalen Gemeinschaften und Pfingstkirchen wurde anerkannt, dass es auch in den historischen Kirchen ein lebendiges Glaubensleben und eine ernstzunehmende Spiritualität gibt.

Auch die EKD war in Limuru vertreten. Sie sieht drei Motive für ihre Beteiligung: Zum einen stellt sich auch für Deutschland die Frage nach einem intensiveren Dialog auf verbreiteter Basis der verschiedenen christlichen Strömungen. Zum anderen will die EKD wahrnehmen, in welchem Kontext ihre Partnerkirche und die deutschsprachigen Auslandsgemeinden in aller Welt handeln. Und schließlich bleibt zu prüfen, wie dieser neue Dialog sich mit bereits bestehendem ökumenischen Engagement verbinden lässt.

Die Teilnehmenden des „Global Christian Forums“ sprachen sich für eine Fortsetzung des Prozesses aus. Dabei sollen nach der Weltkonferenz nun vor allem auf regionaler, nationaler und lokaler Ebene Treffen anvisiert werden. Einigkeit bestand darin, dass weder eine neue Organisation entstehen soll, noch dass bestehende ökumenische Bewegungen durch die Forum-Initiative ersetzt werden können. So bietet das „Global Christian Forum“ eine neue Perspektive für das wachsende Verständnis unter den Kirchen und eine weitergehende Umsetzung der Einheit der Christen.

Pressemitteilung des ÖRK vom 14. November

Botschaft des Globalen Christlichen Forums an unsere Brüder und Schwestern in Christus auf der ganzen Welt (auf Englisch)

Globales Christliches Forum

Message from the Global Christian Forum to Brothers and Sisters in Christ Throughout the World