Das Licht Christi und Europa

EU-Kommissionspräsident besucht die EöV3

06. September 2007


Prominenter Besuch und persönliches Zeugnis – so könnte man die Plenarsitzung am zweiten Tag der 3. Europäischen ökumenischen Versammlung zusammenfassen. Beim Eröffnungsgebet stand die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor im Mittelpunkt (Lukas 9, 28-36). Timi Dorgu, junger Delegierter aus England, beschrieb in eindringlicher Weise, wie er den Begriff der Verklärung versteht. Verklärung sei eine Veränderung, die Gott verherrliche. Eine solche Veränderung habe er in seinem eigenen Leben erfahren. „Viele Menschen verbringen ihr Leben damit, nach etwas Ausschau zu halten, was sie glücklich und zufrieden macht, aber mein persönlicher Glaube genügt mir. So versuche ich, meine Zufriedenheit durch mein Leben zum Ausdruck zu bringen.“ Christen würden in einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft mitunter besondere Aufmerksamkeit erregen, dann bitte er Gott ihm zu helfen, „sein Wort mit denen, die um mich sind, furchtlos zu teilen.“

Auch auf institutioneller Ebene sei der Beitrag der Christen wichtig, betonte der Präsident der EU-Kommission, Jose Manuel Barroso, der am Donnerstag die EöV3 besuchte. Die Kirchen könnten einen ganz besonderen Beitrag zur europäischen Einheit leisten. Es gebe eine gute Tradition des Respektes und des Zuhörens zwischen den Kirchen und den europäischen Institutionen. “Wir müssen sehr genau auf die Stimme der Kirchen hören.”
Europa sei eine Gemeinschaft der Werte, betonte Barroso. Geographie und Wirtschaft reichten als Grundlage dieser Gemeinschaft nicht aus. “Europa braucht Ihren Beitrag”, rief Barroso den Delegierten zu. “Europa braucht Ihr Beispiel der versöhnten Verschiedenheit, der Einheit in Vielfalt.”

Richard Chartres, anglikanischer Bischof von London, griff in seinem Hauptvortrag das Motto der Versammlung auf: „Das Licht Christi scheint auf alle.“ Wenn man sich Nachtaufnahmen der Erde ansehe, erkenne man, dass das reiche Europa einer der am hellsten strahlenden Kontinente der Welt sei. „Welches Bedürfnis haben die Menschen in diesem blenden hellen Kontinent nach dem Licht Christi?“ fragte der Bischof. Das Licht Christi sei eine Hoffnung für die Menschen, die von Angst gelähmt seien, in einem Kontinent, der lieber Probleme löse statt Geheimnisse zu ehren. Zugleich betonte Chartres in seinem Vortrag die besondere Bedeutung der christlichen Tradition für die Werte Europas. Die Gleichheit aller Menschen sei nicht selbstverständlich, sagte Chartres, sondern leite sich ab aus der Perspektive Gottes auf die Menschen. “Der christliche Glauben hat diese Vision der Gleichheit aller Menschen hervorgebracht.”

Der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), Pastor Thomas Wipf, rief die Kirchen zu gemeinsamem Handeln für die Menschen in Europa auf. Theologische Differenzen müssten in theologischen Gesprächen erörtert werden, vor allem aber müssten die Kirchen sich den Menschen und ihren Nöten zuwenden. “Ich glaube, wir können viel erreichen, wenn wir mit einer Stimme sprechen – und es ist höchste Zeit, dass wir das tun.”