Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Dr. Wolfgang Huber, wird 65

Sein Stellvertreter im Ratsvorsitz, Bischof Dr. Christoph Kähler, gratuliert

10. August 2007


Theologieprofessor für Ethik und Systematik, Kirchentagspräsident, Bischof in Berlin, EKD-Ratsvorsitzender, Autor, von vielen geschätzter Interviewpartner und kompetenter Gast in Talkshows: Wolfgang Huber feiert Mitte August seinen 65. Geburtstag. Auf dem evangelischen Internetportal http://www.ekd.de/ gratuliert ihm sein Stellvertreter im Amt des Ratsvorsitzenden, der thüringische Landesbischof Christoph Kähler:
 

Wolfgang Huber wird am 12. August 65 Jahre alt. Wahrlich ein Grund zum Feiern. Und doch ist dieser Sonntag anders als bei vielen anderen, die mit 65 aus ihrer beruflichen Tätigkeit verabschiedet werden. Der Tag gleicht – auch angesichts der staunenswerten Vitalität des Jubilars – eher einem der in jüngeren Jahren gefeierten runden Geburtstage und hat deshalb deren doppelten Charme. Die evangelische Kirche darf dankbar zurückblicken, feiern und sich über das freuen, was der Bischof, der Professor, der Kirchentagspräsident, der Bruder im Pfarramt bewegt, bedacht und angeregt hat. Zugleich kann sie erwartungsvoll nach vorne blicken auf den Fortgang von Entwicklungen, die Wolfgang Huber angestoßen hat und in den Ämtern als Bischof und Ratsvorsitzender der EKD weiter betreiben wird. In das dankbare Erzählen mischen sich immer noch gleichberechtigt die guten Wünsche für die kommende, gemeinsame Arbeit in den nächsten Jahren.

Mit dem Namen und der Person Wolfgang Hubers verbinden sich viele bemerkenswerte Beiträge: zur theologischen Diskussion, zur Diagnose und ebenso zur Erneuerung der Verhältnisse in der evangelischen Kirche und der Ökumene, zum Dialog der Religionen, nicht zuletzt zum öffentlichen Gespräch. Im Vordergrund seines Interesses steht derzeit vor allem der laufende Reformprozess, der unter dem Stichwort „Kirche der Freiheit“ auf allen Ebenen unserer evangelischen Kirche begonnen hat. Viele unter uns sind es mit dem Freund und Kollegen müde, dass evangelische Christen immer wieder bei der Kritik stehen bleiben und sich dabei nur zu gern gegen die eigene Kirche profilieren. Nichts gegen, sondern alles für das mündige, selbständige Urteil. Aber auch alles gegen eine bequeme Haltung, die nicht selbst auch an der eigenen Stelle aktiv verbessert, was kritikwürdig ist, und die gemeinsame Anstrengung dort sucht, wo viele anpacken müssen.

Dass der Berliner Bischof solche Erwartungen nicht nur auf andere richtet, sondern auch in eigener Person verwirklicht, lässt sich gut an seinem Lebenslauf ablesen. Es gibt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, kaum eine freiere Position als die eines evangelischen Theologieprofessors. Ausgestattet mit allen Sicherungen der Wissenschaftsfreiheit, im Gespräch mit vielen Kollegen aus anderen Fakultäten und angeregt durch junge, diskussionsbereite und damit anregende Studierende ist die eigene Arbeit relativ frei in der Wahl der Themen und Schwerpunkte. Das evangelische Nachdenken und die wissenschaftliche Rechenschaft über die Rede von Gott sind so Teilnahme an der Aufgabe der Kirchenleitung und doch zur gleichen Zeit ihr Beobachter und kritisches Gegenüber. Wolfgang Huber gab diese Stellung auf, aus der heraus er sich schon regelmäßig praktisch und konkret engagiert hatte. Dafür übernahm er Verantwortung für eine Landeskirche, die in sich alle Probleme der deutschen Einheit widerspiegelt, dazu – seit vielen Jahren – auch für die EKD.

Auch auf diesen Ebenen müssen die verschiedensten Auffassungen debattiert und bewertet werden. Aber hier zwangen und zwingen solche Aufgaben beständig zu Entscheidungen und damit zum Kompromiss und zur Integration verschiedener Richtungen. Das ist nicht immer leicht, sondern erfordert die Aufmerksamkeit sowohl für das beste Argument wie auch für unterschiedliche Menschen, ihre Ausdrucksweisen, Frömmigkeitsprägungen und Gaben. Kirche zu leiten fordert über eine gute Theologie hinaus die Kraft, Menschen zu gewinnen, und das Gefühl für die Möglichkeiten, die eigene Wahrheitserkenntnis umzusetzen. Pläne lassen sich verhältnismäßig leicht entwerfen; sie umzusetzen verlangt den größeren Teil der Kraft. Zu denen, die sich dieser Aufgabe mit Energie widmen, gehört Wolfgang Huber unzweifelhaft. Das alles in einer Gesellschaft, die sich der kulturellen Prägung aus ihren christlichen Wurzeln heraus erst wieder bewusst wird und werden soll.

Wer mit Wolfgang Huber zusammenarbeitet, wird immer wieder eine hohe Konzentration auf die Sache erleben, dazu eine große Aufmerksamkeit für Vorschläge und Anregungen, die in unterschiedlichster Form vorgebracht werden. Das alles ist nur möglich, weil er den immensen Anforderungen von ganz verschiedenen Seiten mit Belastbarkeit und Führungskraft begegnet. Solche Art der Leitung verbindet Menschen miteinander. Dabei übt er seinen Einfluss in einer gut evangelischen Weise vor allem durch das Wort aus: in Predigt, Vortrag, Diskussionsleitung und Gespräch. Dies gibt der Hörerin und dem Hörer die evangelische Freiheit, alles zu prüfen und viel Gutes zu behalten.

Als sein Stellvertreter im Ratsvorsitz hoffe und wünsche ich gemeinsam mit vielen anderen, dass Wolfgang Huber auch in Zukunft Gottes Geleit und Schutz erfährt. Dies ist in seinem Amt besonders nötig.