Wenn das Wasser über den Giebel des Hauses steigt

Die schlimmste Überschwemmung in der Geschichte

09. August 2007


Der 37 Jahre alte Nasib Ali lebt als Tagelöhner im Jamalpur Distrikt in Bangladesch. Zusammen mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern wohnt er am Ufer des mächtigen Jamuna Flusses. Durch zähen Fleiß hat er es geschafft, sein Lehmhaus mit einem Wellblechdach zu versehen. Als die Flut am Nachmittag des 23. Juli einsetzte, reagierten Nasib und seine Familie zunächst mit großer Gelassenheit. Überschwemmungen sind am Jamuna-Fluß nichts Außergewöhnliches. Nasib baute – wie sonst auch – in Brusthöhe eine behelfsmäßige Bühne, auf die er sich zusammen mit seiner Familie, einigen Hühnern und zwei Ziegen zurückzog. Doch diesmal war alles anders. Das Wasser machte an der Oberkante der schnell gezimmerten Bühne nicht Halt und zwang die Familie auf das Wellblechdach. Mit Entsetzen mussten sie mit ansehen, wie selbst dort der unaufhörliche Regen die Wasseroberfläche immer näher rücken ließ. Am ersten August war es soweit: Der First des Hauses wurde überspült. Mit einem Boot, das an einen Einbaum erinnerte, gelang es der Familie auf eine unweit gelegene Landschaftserhebung zu flüchten. Damit war ihr Leben fürs erste gerettet. Doch Lebensmittel und Wasser fehlten. Zwei Tage lang war die Familie ohne Essen. Jetzt steht das Wasser immer noch knietief über dem Dach des Hauses von Nasibs Familie. Die Kinder werden von Tag zu Tag schwächer. Sie leiden an Hautekzemen, Durchfall und Husten.

Nasib und seine Familie sind kein Einzelfall. Die Vereinten Nationen haben die momentane Überschwemmungssituation in Indien und Bangladesch als die „schlimmste in der Geschichte“ bezeichnet. Indien, Bangladesch und Nepal und weitere Regionen Asiens sind von Wassermassen überspült. Rund 50 Millionen sind in diesen Ländern obdachlos und auf der Flucht vor dem Wasser. Manche Quellen berichten schon von weit höheren Zahlen. Die „Diakonie Katastrophenhilfe“ hat mit sofortigen Nothilfemaßnahmen reagiert und bisher 300.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Dabei verschlimmert sich in Bangladesh die Lage von Tag zu Tag. Durch die extremen Monsunregenfälle ist schon mehr als die Hälfte des Landes überschwemmt. Hinzu kommen in den letzten Tagen die Wassermassen, die aus den Katastrophengebieten Indiens abfließen. Die Prognosen sagen: Selbst wenn der Regen zurückgehen sollte, wird sich die Situation in dem Land nicht entspannen.

Sowohl in Bangladesh als auch in Indien arbeitet die Hilfsorganisation der EKD „Diakonie Katastrophenhilfe“ mit Partnerorganisationen in den betroffenen Regionen zusammen. Eine frühzeitige Koordination und Bündelung von Kompetenzen vor Ort ist damit gewährleistet und erhöht die abgestimmten Reaktionsmöglichkeiten der Partner. Zunächst erfolgt die akute Nothilfe in Form von „Erste Hilfe Paketen“ – Reisflocken, Zucker, Milchpulver, Wasserreinigungstabletten, Salz und Elektrolyte – für über 20.000 Familien. Weitere Maßnahmen werden derzeit vor Ort geplant und vorbereitet. So ist beispielsweise schon jetzt geplant, wenn das Wasser zurückgegangen ist, spezielles Reissaatgut auf den Feldern auszubringen. Dieses wächst deutlich schneller. So soll verhindert werden, dass es zu den gegenwärtigen Problemen auch noch zu einer dramatischen Ernährungskrise kommt.

Auch in Nepal und Indonesien werden Soforthilfemaßnahmen über das Netzwerk „Kirchen helfen gemeinsam“ unterstützt. Sie sind konzipiert als „Erste Hilfe“-Maßnahmen in Form von medizinischer Versorgung, Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln, Kochgeschirr und Plastikplanen.

Die „Diakonie Katastrophenhilfe“ steht den Opfern der Flut in Asien in ihrer Not zur Seite. Sie wird die Menschen dort auch dann nicht allein lassen, wenn das Wasser wieder abgeflossen ist. Um diese Arbeit machen und nachhaltig anlegen zu können, ist die Hilfsorganisation der EKD auf Spendenmittel angewiesen.


Diakonie Katastrophenhilfe:
Postbank Stuttgart, Konto 502-707, BLZ 600 100 70