Simbabwe: Deutscher Pfarrer erzählt

Gemeinde unterstützt Hilfsbedürftige

06. August 2007


Simbabwe hält derzeit zwei erschreckende Weltrekorde: Das südafrikanische Land hat weltweit die höchste Inflationsrate und die niedrigste Lebenserwartung. Für Frauen liegt diese bei durchschnittlich 34 Jahren. Diese Rahmenbedingungen gehören seit Februar zum Alltagsleben von Pfarrer Klaus-Peter Edinger. Der Theologe aus Ludwigshafen am Rhein ist Pfarrer in der Martin-Luther-Gemeinde in Harare. Bei der Frage, wie es sich denn mit einer offiziellen Inflationsrate von 4.500 Prozent leben lässt, lacht er nur. „Brot, Maismehl oder Benzin gibt es schon seit einer ganzen Weile keines mehr“, erklärt er während eines Deutschlandbesuches. Der Strom werde häufig abgestellt, ebenso wie das Wasser. Seine Frau Elke ergänzt: „Wenn wir merken, dass das Wasser schwächer fließt, dann sehen wir zu, dass wir alle verfügbaren Behälter füllen. Und dann können wir nur hoffen, dass wir das Wasser abkochen können, bevor wieder der Strom abgestellt wird.“

Rund 500 Deutsche oder mit Deutschen Verheiratete leben in Harare. Die deutschsprachige Gemeinde in der Hauptstadt des südafrikanischen Landes hat rund 330 Mitglieder. „Die Verbundenheit innerhalb der Gemeinde ist sehr stark“, sagt Pfarrer Edinger. Viele Mitglieder kommen aus dem Umland, lassen sich aber auch durch Benzinmangel und schwierige Anfahrtswege nicht vom Gottesdienstbesuch abhalten. Vor dem Sonntagsgottesdienst gibt es eine Bibelstunde, danach finden Gemeindekreise und Musikunterricht statt. Die Gemeinde ist auch diakonisch tätig: „Alle sechs Wochen kaufen wir eine Tonne Maismehl, die wir an Bedürftige verteilen.“

Besonders seit im März Versammlungen von Oppositionellen gewaltsam aufgelöst wurden, ist die Weltgemeinschaft auf die angespannte politische Situation in Simbabwe aufmerksam geworden. „Die Menschen sind von Tag zu Tag mit Überleben beschäftigt“, beschreibt Klaus-Peter Edinger die Stimmung. Die Arbeitslosigkeit liegt bei rund 80 Prozent, viele Kinder können nicht mehr zur Schule gehen, weil ihre Eltern das Schulgeld nicht mehr aufbringen können. Dabei war Simbabwe noch vor einigen Jahren ein Vorzeigeprojekt mit der höchsten Alphabetisierungsquote im südlichen Afrika.

Trotzdem rechnet Edinger nicht mit Unruhen oder gar einem Bürgerkrieg. „Es gibt in Simbabwe eine unglaubliche Toleranz, auch Schlimmes über sich ergehen zu lassen.“ Das Materielle werde nicht so hoch geschätzt wie zum Beispiel in Europa, das mache es leichter, mit Entbehrungen fertig zu werden. Vielen Menschen helfe ihr Glaube, Schwierigkeiten zu ertragen. Trotzdem sei es wichtig, dass das Ausland die Situation in dem Land aufmerksam beobachte. Wo Kontakte mit Gemeinden und Kirchen in Europa bestehen, sollen die nach Möglichkeit intensiviert werden. Wichtig ist es, den Christen in Simbabwe zu zeigen, dass sie nicht isoliert und allein gelassen sind. Auch zu Besuchen bei Partnern möchte Pfr. Edinger ermutigen. Edingers sehen ihren Aufenthalt in Harare auch als Zeichen der Solidarität mit der Bevölkerung. „Für uns ist klar: Nach unserem Urlaub wollen wir wieder nach Simbabwe.“