Sri Lanka: Sicher vor dem Meer leben

Öko-Dorf für Tsunami-Opfer in Sri Lanka eingeweiht

18. Juli 2007


Durch den Tsunami haben sie alles verloren. Zweieinhalb Jahre, nachdem die verheerende Flutwelle die Küste von Sri Lanka verwüstet hat, beginnt für Jayanthi Jayasekara und ihre Familie ein neues Leben. "Mit dem Einzug ins eigene Haus ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen", sagt die 43-Jährige. Sie wohnt in einem neu erbauten Öko-Dorf nahe der Stadt Galle an der Westküste.

Genau ein Jahr nach der Grundsteinlegung ist das "Eco-Village" am Mittwoch offiziell eingeweiht worden. Das Umsiedlungsprojekt ist eine Kooperation von Diakonie, baden-württembergischer Landesstiftung, Stuttgarter Umweltministerium und weiteren Geldgebern. Anfangs sei das 2,5 Millionen teure Vorhaben mit Skepsis verfolgt worden, sagt der Projektmanager der Diakonie, Stefan Schröer, und schaut über die 90 neuen Häuser, das Gemeindezentrum mit Kindergarten, Medizinstation, Bibliothek und Markthalle.

"Es ist einfach Häuser hinzubauen. Weit schwieriger ist es, dass das Dorf als soziales Gebilde funktioniert", sagt der Bauingenieur. Deshalb seien die Familien bewusst ausgesucht worden. Alters- und Berufsstruktur sollten ausgewogen sein. Alle Familien lebten zuvor am Meer. Nach dem Tsunami wies die Regierung einen Sicherheitsstreifen von 55 Metern aus, der unbewohnt bleiben muss.

Jayanthi wird immer noch von Albträumen verfolgt. Und sie hat Angst vor dem Meer. Sie hat viele Tote gesehen, ihr Cousin starb bei der Flutwelle. Die meisten im Dorf hätten Kinder oder Eltern verloren, sagt sie. Und sie ist froh, sechs Kilometer entfernt von Galle zu leben. Auch wenn ihr Mann von seinem Monatslohn als Wachmann in Höhe von 70 Dollar allein 30 Dollar für die Fahrt zur Arbeit in der Stadt ausgeben muss. Dass sie ihr Hochzeitsfoto aus den Trümmern retten konnte, wertet Jayanthi als gutes Omen. Sie will als Schneiderin Geld verdienen. Und engagiert sich im Dorfkomitee.

Die Bauarbeiten in dem bergigen und schwer zugänglichen Gelände waren nicht einfach. Allein 1.800 Kubikmeter Steine wurden gesprengt. Entstanden ist ein rundum ökologisches Dorf mit Solaranlage, Solarlampen, Wasserleitungsnetz mit Wasserturm, Mülltrennung und Kompostiereinheiten. Das neue Dorf sei in der Umgebung akzeptiert, sagt Projektbetreuerin Pia Hollenbach. Häuser würden nachgebaut, und es gebe eine Warteliste.

Das Ausmaß der Zerstörung durch den Tsunami war enorm. In Sri Lanka wurden 120.000 Häuser zerstört oder beschädigt. Im Distrikt Galle waren es mehr als 14.000. Rund 70.000 Menschen waren dort nach Angaben der Diakonie von der Flut betroffen und leben zum Teil heute noch in Übergangslagern. 4.000 Menschen starben. 300 werden vermisst.

Für die Vertreterin der Diakonie, Hannelore Hensle, die frühere Leiterin der Katastrophenhilfe, ist es in "Eco-Village" noch ein langer Weg zu einer tragfähigen Gemeinde. Die Freude über die Einweihung wurde getrübt durch die Sorge um die Menschen im Norden und Osten Sri Lankas. Dort stocken die Hilfsprojekte, weil der Bürgerkrieg zwischen Zentralregierung und Tamilen wieder aufflammte.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)