Meißen zeigt: Anerkennung ist möglich

Lehrstück für gelingende Ökumene

12. Juli 2007


Die neueste, von Papst Benedikt XVI. ausdrücklich unterstützte Verlautbarung der Glaubenkongregation, dass die wahre und einzige Kirche die römisch-katholische Kirche sei und dass die reformatorischen Kirchen allenfalls „kirchliche Gemeinschaften“ seien, übersieht die vielen ökumenischen Schritte außerhalb des Vatikans, in denen Kirchen, bei Wahrung von durchaus wesentlichen Unterschieden, sich trotzdem gegenseitig als Kirchen anerkennen. Dies ist zum Beispiel in der Meißener Erklärung der Fall, die zwischen der Kirche von England und der Evangelischen Kirche in Deutschland 1991 unterzeichnet wurde.

Grundlage dafür ist die gegenseitige Anerkennung als Kirchen, „die zu der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche Jesu Christi gehören und an der apostolischen Sendung des ganzen Volkes Gottes wahrhaft teilhaben“. Ferner wird anerkannt, dass das Wort Gottes authentisch gepredigt und die Sakramente der Taufe und des Abendmahls recht verwaltet werden. Die Ämter werden als von Gott gegeben und als Werkzeuge seiner Gnade anerkannt.

Eine volle Austauschbarkeit der Pfarrerinnen und Pfarrer sowie der Bischöfinnen und Bischöfe ist noch nicht möglich. Grund dafür ist das historisch gewachsene Bischofsamt in der anglikanischen Kirche, das in mancher Hinsicht mit dem römisch-katholischen Verständnis der kontinuierlichen Übertragungen der apostolischen Vollmacht auf die leitenden Geistlichen (Sukzession) vergleichbar ist. Trotz dieses "Handicaps" sind jedoch beide Kirchen bereit, sich als Kirchen anzuerkennen. Zugleich arbeiten sie auf der Basis der Meißener Erklärung intensiv daran, diese Differenz theologisch und geistlich aufzuarbeiten und zu überwinden. Dies geschieht zwischen Experten beider Seiten, aber auch auf der Ebene von lokalen Partnerschaften zwischen Gemeinden, Kirchenkreisen, Landeskirchen und Diözesen. Die bisher erreichte Kirchengemeinschaft schließt insofern Differenzen überhaupt nicht aus. Im Gegenteil, durch den Konsens werden auch die Differenzen sichtbar und zum Gegenstand eines weiteren Klärungsprozesses gemacht.

Der rege Austausch und die weit reichende Zusammenarbeit zwischen der Kirche von England und der Evangelischen Kirche in Deutschland ist im gerade erschienenen Fünf-Jahres-Bericht (2002-2006) der gemeinsamen Meißen-Kommission dokumentiert. Er ist ein Lehrstück für gelingende Ökumene von Kirchen, die die  Zugehörigkeit zur „Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche Jesu Christi“ teilen. Diese Kirche ist eine Kirche, der wir uns glaubend zuordnen und die durch die Früchte ihrer Arbeit die eine Kirche Jesu Christi bezeugt. Der Bericht ist als epd-Dokumentation erhältlich.

Die Meißener Erklärung

Kirche von England