Auszeit im Kloster

"Abschalten, Kraft auftanken und Selbstbesinnen"

14. Juni 2007


Zeit. Vielleicht das kostbarste Gut, das wir heute besitzen. Keine Zeit zu haben, ist inzwischen fast zum Normalzustand geworden. Selbst Urlaub und Freizeitgestaltung nehmen manchmal Formen an, bei denen von Erholung und Entspannung keine Rede sein kann. Doch manche Menschen entziehen sich ab und zu dem Alltags-Stress und quartieren sich für ein paar Tage im Kloster ein. Um abzuschalten, Kraft aufzutanken, zu sich selbst zu finden. Vielleicht, um sich einmal intensiv mit sich und dem eigenen Leben auseinander zu setzen, auch in spiritueller Hinsicht. "Kloster auf Zeit" nennt sich das, und die Zahl der Menschen, die sich auf diese Form der Rückbesinnung einlassen, wächst.

Aber Klöster - gibt es so etwas in der evangelischen Kirche überhaupt? Ja, gibt es. Im Bereich der evangelischen Kirche existieren über 80 sehr unterschiedliche geistliche Gemeinschaften. Die meisten nehmen auch Gäste auf, die eine längere oder kürzere Zeit mit leben wollen. Allerdings sind diese Kommunitäten verschieden groß und verschieden geprägt, und die Anzahl der Gäste, die sie aufnehmen können, ist stets begrenzt. Wer also eine Auszeit im Kloster plant, sollte möglichst früh bei einer evangelischen Bruder- oder Schwesternschaft nachfragen, ob sich eine gastweise Aufnahme für einen gewünschten Zeitraum ermöglichen lässt.

„Kloster auf Zeit“ - dieses verbreitete und stark nachgefragte Angebot vieler Kommunitäten und geistlicher Gemeinschaften im Raum der evangelischen Kirche ist zunehmend auch bei jungen Menschen begehrt. Es wird wahrgenommen als eine Chance, einzukehren vor Gott, um geistliche Erfahrungen zu machen und Lebensfragen zu klären. Diese Anfragen haben den Rat der EKD dazu veranlasst, eine Arbeitsgruppe einzusetzen. Sie hat einen Text vorbereitet, der die großen Herausforderungen und Möglichkeiten dieser Form evangelischer Spiritualität darstellt. Diesen Text hat sich der Rat zu eigen gemacht und seine Veröffentlichung in der Reihe "EKD-Texte" unter dem Titel  „Verbindlich leben. Kommunitäten und geistliche Gemeinschaften in der Evangelischen Kirche in Deutschland – Ein  Votum des Rates der EKD zur Stärkung evangelischer Spiritualität“ beschlossen.

Die evangelischen Kommunitäten und geistlichen Gemeinschaften - so kennzeichnet es der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, in seinem Vorwort - sind „ein Schatz der evangelischen Kirche, den es zu fördern und zu festigen gilt", weil „die evangelische Spiritualität auf Gemeinschaften angewiesen ist, die dem gemeinsamen geistlichen Leben gewidmet sind." Dabei zeige sich, dass die evangelischen Kommunitäten und geistlichen Gemeinschaften eine zukunftsträchtige Form des geistlichen Lebens sind, insofern sie als Kraftorte des Glaubens und als Leuchttürme evangelischer Spiritualität nicht nur intensive geistliche Arbeit mit ökumenischer Weite verbinden, sondern in ihrer Mischung aus Autonomie und Alternative auch das Potenzial haben, als Stadtkloster oder Eremitage auf dem Lande so etwas wie „kommunitäre Profilgemeinden" zu bilden. In einem konstruktiven Verhältnis mit den parochialen Strukturen der evangelischen Kirche verbunden können sie segensreich wirken.

Dem Text ist eine Liste mit vielen evangelischen Kommunitäten und geistlichen Gemeinschaften einschließlich diakonischer Gemeinschaften angefügt, die parallel im Internet auf www.ekd.de ständig aktualisiert wird.

EKD-Pressemitteilung „Verbindlich leben“ – evangelische Spiritualität stärken

EKD-Text 88 „Verbindlich leben. Kommunitäten und geistliche Gemeinschaften in der Evangelischen Kirche in Deutschland – Ein  Votum des Rates der EKD zur Stärkung evangelischer Spiritualität“

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