Ein alter Zeuge

Der Taufstein im Magdeburger Dom

30. April 2007


Ein besonderer Stein ist im Magdeburger Dom Zeuge der wechselseitigen Taufanerkennnung von elf Kirchen im Bereich der Bundesrepublik Deutschland geworden: Der Taufstein ist älter als die Trennungen innerhalb der Christenheit. So biete der Taufstein im Magdeburger Dom eine besondere Symbolkraft, erklärte der Ratsvorsitzende der EKD zu Beginn des Gottesdienstes: „Noch vor der Trennung zwischen östlicher und westlicher Christenheit und lange vor dem reformatorischen Aufbruch des 16. Jahrhunderts diente dieser Taufstein der einen Taufe, zu der wir uns heute an ihm bekennen wollen.“

Vermutlich ist es der einzige in Deutschland erhaltene Taufstein aus der Zeit vor der Trennung der West- und Ostkirche 1054, der seither ununterbrochen benutzt wurde und wird. Becken und Basis wurden noch in der römischen Kaiserzeit unabhängig voneinander aus rotem Porphyr geschaffen. In der Antike dienten beide zunächst als Teile kostbarer profaner römischer Brunnen. Das Material kam aus den Steinbrüchen des Mons Porphyrites in Ägypten.

Die Umwandlung in einen Taufstein erfolgte wahrscheinlich in Italien. Im 10. Jahrhundert ließ Kaiser Otto I. (912-973) den Taufstein in seinen Dom nach Magdeburg bringen. Das Gewicht des Taufsteins wird auf nahezu eine Tonne geschätzt.

1567 wurde der erste evangelische Domprediger feierlich in sein Amt eingeführt. Seitdem spenden evangelische Pfarrer das Sakrament an dem ehemals antiken Brunnen, der insgesamt seit mehr als tausend Jahren der christlichen Taufe dient. Während eines Gottesdienstes anlässlich des Weltjugendtages 2005 wurden im evangelischen Dom auch vom Magdeburger katholischen Bischof Gerhard Feige Jugendliche getauft. Eine um 955 von Kaiser Otto gegründete Kirche, die 1207 abgebrannt war, wird im Bereich des heutigen Doms vermutet. Der zwischen 1209 bis 1520 errichtete Magdeburger Dom war die erste gotische Bischofskirche auf deutschem Boden.

Um den Taufstein versammelten sich in dem Gottesdienst zur Unterzeichnung der wechselseitigen Taufanerkennung die leitenden Vertreter der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche, der Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland, der Armenisch-Apostolischen Orthodoxen Kirche in Deutschland, der Evangelisch-altreformierten Kirche in Niedersachsen, der Evangelischen Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine, der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Evangelisch-methodistischen Kirche, vom Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, der Orthodoxen Kirche in Deutschland, der Römisch-Katholische Kirche (Deutsche Bischofskonferenz) und der Selbständigen Evangelisch-Lutherische Kirche, um anschließend die gegenseitige Taufanerkennung zu unterschreiben. Vertreter der Kirchen, die die Tradition der Kindertaufe ablehnen und deshalb die Taufanerkennung nicht unterschreiben konnten, waren mit beim Gottesdienst vertreten.


Die wechselseitige Taufanerkennung lautet:

Jesus Christus ist unser Heil. Durch ihn hat Gott die Gottesferne des Sünders überwunden (Römer 5,10), um uns zu Söhnen und Töchtern Gottes zu machen. Als Teilhabe am Geheimnis von Christi Tod und Auferstehung bedeutet die Taufe Neugeburt in Jesus Christus. Wer dieses Sakrament empfängt und im Glauben Gottes Liebe bejaht, wird mit Christus und zugleich mit seinem Volk aller Zeiten und Orte vereint. Als ein Zeichen der Einheit aller Christen verbindet die Taufe mit Jesus Christus, dem Fundament dieser Einheit. Trotz Unterschieden im Verständnis von Kirche besteht zwischen uns ein Grundeinverständnis über die Taufe.

Deshalb erkennen wir jede nach dem Auftrag Jesu im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit der Zeichenhandlung des Untertauchens im Wasser bzw. des Übergießens mit Wasser vollzogene Taufe an und freuen uns über jeden Menschen, der getauft wird. Diese wechselseitige Anerkennung der Taufe ist Ausdruck des in Jesus Christus gründenden Bandes der Einheit (Epheser 4,4-6). Die so vollzogene Taufe ist einmalig und unwiederholbar.

Wir bekennen mit dem Dokument von Lima: Unsere eine Taufe in Christus ist „ein Ruf an die Kirchen, ihre Trennungen zu überwinden und ihre Gemeinschaft sichtbar zu manifestieren“