Auch Gemeinden der Finnen befinden sich im Wandel

Neuer Pfarrer an der Gemeinde in Berlin

25. April 2007


Etwa 13.000 Finninnen und Finnen leben in Deutschland. Etwa drei Viertel von ihnen gehören versammeln sich in eigenen Gemeinden. Diese verteilen sich über fünf Regionen von Kiel bis München. Für jede dieser Regionen ist eine Pfarrerin oder ein Pfarrer tätig. Seit August 2006 gibt es für die Region Ostdeutschland einen neuen Pastor:

Kai Henttonen heißt der neue in Berlin lebende Pfarrer, der auch noch die finnischen Gemeinden in Dresden und in Nordostdeutschland seelsorgerlich betreut. Erfahrungen mit Deutschland hat Henttonen schon viel früher gemacht. Als er von 1982 bis 1984 als finnischer Pfarrer in Hessen arbeitete, war er gleichzeitig für die deutsche Gemeinde in Königstädten verantwortlich. Mit guten Erfahrungen, wie er in der Rückschau berichtet. Denn die Jahre in Hessen haben ihn motiviert, sich für die Stelle in Berlin zu bewerben. Dabei sind ihm natürlich auch seine guten Deutschkenntnisse sehr nützlich, die er schon aus dem Schulunterricht in Finnland mitbringt. Auch im Studium ist ihm deutsche theologische Literatur sehr wichtig gewesen und bei seiner vorherigen Tätigkeit als Hochschullehrer an einer Diakonie-Fachhochschule hat er ebenfalls die Kontakte nach Deutschland gepflegt.

Wenn der Vater einer fünfjährigen Tochter nicht „seine“ 750 Gemeindeglieder in Berlin betreut, reist er durch Ostdeutschland und sucht die „verschwundenen Finnen“. Denn  zum Beispiel in Thüringen gibt es kein so enges Netz wie in der Hauptstadt. Oft leben die Finnen vereinzelt und wissen manchmal auch gar nichts von den finnischen Gemeinden, berichtet Mauri Lunnamo, der Geschäftsführer des Zentrums der finnischen kirchlichen Arbeit in Hannover. Hier wird die Arbeit der 20 Gemeinden koordiniert.
 
In Berlin ist das Gemeindeleben sehr rege. Dabei wird immer der gemeinsam praktizierte christliche Glaube mit der Pflege finnischer Kultur verbunden. Für die in Deutschland lebenden Finnen ist es wie für andere Menschen fremder Herkunft auch besonders wichtig, dass Taufen, Trauungen, Beerdigungen  und seelsorgerliche Gespräche in ihrer Muttersprache durchgeführt werden können. Auch legen viele wert darauf, den Segen in Finnisch zu hören. Der Gottesdienst am Sonntag wird aber zweisprachig in Finnisch und Deutsch gehalten. So können auch deutsche Ehepartnerinnen- und partner, die zweisprachig aufwachsenden Kinder  sowie deutsche  Finnlandfreunde dem Ablauf des Gottesdienstes  folgen. Wie in vielen deutschen Gemeinden auch folgt danach der Kirchenkaffee, wo neben dem persönlichen Gespräch und dem Austausch von Neuigkeiten aus der finnischen Heimat auch das weitere Gemeindeleben geplant wird. Hier stehen musische Aktivitäten im Vordergrund, aber auch die Sauna darf natürlich nicht fehlen. Das Gemeindeleben ist sehr stark von der Arbeit von Frauen geprägt, die diese Arbeit meist schon sehr lange machen. Deshalb sieht Pastor Henttonen auch eine seiner Hauptaufgaben darin, das Gemeindeleben zu erneuern. Hierbei geht es ihm vor allem darum, verstärkt die jüngere Generation einzubinden, die weniger am traditionellen Vereinsleben interessiert ist. Eine Möglichkeit dafür sind die regelmäßigen Konfirmandenfreizeiten in Finnland. Dort werden die Jugendlichen dann auch konfirmiert. Auf der anderen Seite ist in der Gemeinde auch eine gewisse Überalterung spürbar. Dies wiederum bedeutet  eine verstärkte seelsorgerliche Arbeit und  Anforderungen an die Nachbarschaftshilfe, die Henttonen sehr wichtig ist.

Gerade der demografische Wandel ist nach Einschätzung des Theologen ein wichtiges Thema für die Zusammenarbeit und die Diskussion zwischen den Kirchen beider Länder. Henttonen ist zwar überrascht davon, wie sehr sich die kirchlichen Probleme in Finnland und Deutschland gleichen. Er lobt aber auch die nach seiner Überzeugung vielseitigeren Lösungsmodelle in Deutschland. Deshalb hat er auch alle  Pfarrer aus Helsinki für das kommende Jahr nach Deutschland  zum Gedankenaustausch eingeladen.
Wer an den finnischen Gemeinden in Deutschland interessiert ist, der werfe einen Blick auf: www.rengas.de. Dort finden sich viele Informationen rund um finnische Kirchen und Gemeinden in Deutschland. Für Informationen über Finnland: www.finnland.de