Orden für deutsches Pfarrerehepaar in Beirut

12. März 2007


Grund zu feiern hat die Evangelische Gemeinde Beirut: Am Sonntag bekam das Pfarrerehepaar Friederike und Uwe Weltzien vom deutschen Botschafter Marius Haas das Bundesverdienstkreuz verliehen. In der deutschsprachigen Gemeinde in der libanesischen Hauptstadt zeige sich „Deutschland mit Herz, das Deutschland, das auch in Kriegszeiten Solidarität und tatkräftige Hilfe übt“ erklärte Botschafter Haas in seiner Laudatio.

Seit September 1999 leitet das Pfarrerehepaar die Gemeinde im gemischt muslimisch-christlichen Stadtteil Ras Beirut. Während des Krieges zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und Israel im Juli 2006 organisierten Weltziens und die Mitarbeitenden der Gemeinde die Unterbringung und Evakuierung von Tausenden Deutschen und ihren Angehörigen. Der Botschafter würdigte bei der Ordensverleihung die vielseitigen Aktivitäten im Gemeindezentrum - ob nun Sport-, Spiel- und Musikaktivitäten, Konversations- und Bastelrunden, Frauentreffs oder Weihnachtsbasare. Er machte aber auch klar: „Sie erhalten den Orden für ihre rastlosen und umfangreichen Aktivitäten im humanitären und interkulturellen Bereich“, vor allem „den exemplarischen Einsatz während der großen Evakuierungsoperation“ im vergangenen Sommer.

Über viele Jahre hinweg hätten sich die Weltziens um die Alten und sozial Schwachen gekümmert und ihnen seelsorgerische und materielle Hilfe angedeihen lassen. Sie sorgten sich um Rückkehrer aus Deutschland, auch um ausgewiesene Libanesen, und halfen ihnen mit Rat und Tat. Ohne die tatkräftige Mitwirkung des Ehepaares Weltzien hätten viele komplizierte Konsularfälle keine Lösung gefunden, machte Marius Haas deutlich.

Friederike Weltzien, die schon als Kind mit ihren Eltern und Geschwistern mehrere Jahre in Beirut lebte, lenkte die Aufmerksamkeit auf die ganze Gemeinde: "Das, was hier in den vergangenen sieben Jahren geschaffen wurde, kann man nicht alleine oder zu zweit leisten - das ist nur durch Teamarbeit, durch die Erfahrungen und das Engagement aller in der Gemeinde möglich." Insofern habe sich die gesamte Gemeinde das Bundesverdienstkreuz verdient.

Erst im Oktober feierte die unweit der Uferpromenade Corniche gelegene Gemeinde ihren 150. Geburtstag. Unter den Besuchern waren neben dem EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber, auch viele muslimische Geistliche. Von Anfang an bildete neben dem innerchristlichen der muslimisch-christliche Dialog eine wichtige Säule für die Weltziens. Erst im Januar, während der schiitischen Aschura-Feierlichkeiten, hatte ein schiitischer Scheich Uwe Weltzien eingeladen. Wenige Tage nach blutigen Ausschreitungen zwischen sunnitischen und schiitischen Demonstranten traf Weltziens "Rede gegen Gewalt" den Nerv der Besucher.

"Es braucht drei bis vier Jahre, bis die Beziehungsnetze geknüpft sind, die wirklich vertrauensvolle, aber auch kritische Begegnungen erlauben", sagt der Theologe Weltzien. Im von alten Familienbanden und feudalen Klanstrukturen geprägten Libanon mit seinen 19 Glaubensgemeinschaften sei es "naiv" zu glauben, von oben herab rasche Veränderungen herbeiführen zu können. "Man muss sich auf die Wege der Gesellschaft einlassen", ergänzt Friederike Weltzien, die neben ihrer Arbeit als Pfarrerin als Tanztherapeutin versucht, tief sitzende Verletzungen aufzuarbeiten.