Ökumenische Zusammenarbeit in Europa vertiefen

Rat der EKD begrüßt Charta Oecumenica

20. Mai 2001


Der Rat der EKD hat in seiner Sitzung am 18. Mai 2001 die Charta Oecumenica begrüßt. Sie ist das Ergebnis eines zweijährigen Diskussionsprozesses in und zwischen den Kirchen in Europa und wurde während der Ökumenischen Begegnung am 22. April in Straßburg an alle Mitgliedskirchen der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) auf den Weg gebracht. Sie soll ein verbindlicher Maßstab für eine ökumenische Kultur auf allen Ebenen kirchlichen Lebens sein. Sie lebt von der Selbstverpflichtung und Umsetzung durch die Partner.

Die Ziele, auf die hin die Selbstverpflichtungen verabredet sind, lauten u.a. wie folgt: gemeinsam das Evangelium verkünden, gemeinsam handeln, miteinander beten, Europa mitgestalten, Völker und Kulturen versöhnen, Gemeinschaft mit dem Judentum vertiefen.

Ausgangspunkt ist die Verpflichtung zur 'sichtbaren Einheit der Kirche Jesu Christi (...) die ihren Ausdruck in der gegenseitig anerkannten Taufe und in der eucharistischen Gemeinschaft findet sowie im gemeinsamen Zeugnis und Dienst'. Beachtung verdient darüber hinaus, dass die Charta uneingeschränkt von den Mitgliedskirchen der KEK und von der CCEE zusammen als 'Kirchen' spricht. Brisant etwa in manchen Regionen in Osteuropa ist auch die Verpflichtung, die freie Gewissensentscheidung des Einzelnen im Blick auf die religiöse und kirchliche Zugehörigkeit zu respektieren und Konversionen nicht moralisch zu erzwingen, aber auch nicht zu verhindern.

Aber es geht eben nicht nur um die Glaubwürdigkeit im Miteinander der Kirchen, es geht auch um die gemeinsame Verantwortung für Europa. Dazu heißt es: 'Die Kirchen fördern eine Einigung des europäischen Kontinents'. Wir 'müssen der Gefahr entgegen treten, dass Europa sich zu einem integrierten Westen und einem desintegrierten Osten entwickelt.' Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit, Toleranz Partizipation, Solidarität aber auch Vergebung und Barmherzigkeit sind zentrale Werte, für deren Relevanz im Einigungsprozess Europas die Kirchen gemeinsam eintreten wollen. Durch die kirchlichen Büros in Brüssel, Strassburg und Genf werden diese Werte bereits kompetent in die Entscheidungsprozesse der europäischen Institutionen eingebracht.

Zum Text der Charta Oecumenica

Foto: (epd-bild) Die evangelisch-lutherische Pfarrerin Elfriede Dörr (Rumänien) und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, bei der Eröffnung der Ökumenischen Begegnung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), am 19.04.2001 in Straßburg.