Noch immer ist Weihnachten

Das Epiphanias-Fest erinnert an den Besuch der drei Weisen aus dem Morgenland.

04. Januar 2007


In diesen Tagen kann man vielerorts die Vorbereitungen auf das Epiphanias-Fest beobachten: Die Sternsinger sind unterwegs. Drei Kinder verkleidet als Könige, eine Krone auf dem Kopf, in einen langen Umhang gehüllt, ziehen durch die Städte und Dörfer, sammeln Spenden für gute Zwecke und tragen Gottes Segen von Tür zu Tür. Sie erinnern an die drei Männer, die nach biblischer Überlieferung einem Stern gefolgt sind, um das neu geborene Jesuskind zu besuchen und ihm Geschenke zu bringen. Der Volksmund bezeichnet sie als "Heilige Drei Könige“.

Das Epiphanias-Fest („Erscheinung“) am 6. Januar ist der zweitälteste Feiertag der Christenheit und bei orthodoxen Christen immer noch das eigentliche Weihnachtsfest. Im Westen hat sich das Erscheinungsfest mit der Geschichte der "Heiligen Drei Könige" verbunden. Ob es nun tatsächlich Könige waren oder Weise oder Magier – entscheidend ist, dass sich die drei Männer aufmachten und einem Stern folgten, um den  "neugeborenen König der Juden" zu finden. Sie stoßen zuerst auf den damaligen König Herodes, der über dieses Ansinnen erschrickt. Nachdem er Rat bei denen, die sich in den Weissagungen auskennen, eingeholt hat, schickt er die drei Männer nach Bethlehem. Dort finden sie das Kind in der Krippe, schenken ihm Weihrauch, Gold und Myrrhe und kehren zurück in ihre Heimat, ohne noch einmal bei Herodes vorbei zu schauen. Der, übrigens, trotzdem wenig später nach dem biblischen Bericht alle Kinder in Bethlehem umbringen lässt, weil er Angst hat vor dem, der "nackt und bloß" in der Krippe liegt. Da war Jesus mit seinen Eltern allerdings schon lang geflohen.

Eine Geschichte, die auch heute das Zeug hätte, ein Bestseller zu werden: drei angesehene Männer verlassen ihr alltägliches Leben und laufen einem Stern nach, überwinden soziale Spannungen, indem sie ein total verarmtes Kind besuchen und beschenken und erweisen sich schließlich als wahre Helden, die Gott mehr fürchten als den damaligen Herrscher. Dass sich um diese biblische Geschichte, deren historischer Kern sich kaum belegen lässt, allerlei Legenden spannen, ist leicht zu verstehen: Im Frühmittelalter setzten sich für die drei Männer die Namen Caspar, Melchior und Balthasar durch und bald danach wussten alle, dass Caspar wohl ein bartloser Jüngling, Melchior ein bärtiger Greis und Balthasar ein Farbiger war. Schon in den Malereien in den Katakomben, in denen sich die Christen bei den ersten Verfolgungen versteckt haben, sind Szenen zu erkennen, wie drei Männer dem Kind in der Krippe begegnen.

Die Geschichte der drei Sterndeuter aus dem Osten ist einer der Belege, wie weit sich Volksfrömmigkeit und biblischer Text auseinander entwickeln können. Der Evangelist Matthäus hat die Geschichte vermutlich erzählt, um von allem Anfang an deutlich zu machen, dass Herodes und die Mächtigen der damaligen Zeit Angst vor dem Neugeborenen hatten, dass die drei Männer mit ihren drei Geschenken zeigten, dass im Stall in Bethlehem ein König (Gold), der Messias (Weihrauch) und ein Mensch (Myrrhe) geboren wurde, und dass auch Heiden den als Mensch Geborenen als Gott anerkennen. Damit hat Matthäus wesentliche Botschaften seines Evangeliums in der Einleitung vorweg genommen.

Der 6. Januar ist auf jeden Fall noch einmal Weihnachten: Noch einmal können wir die Botschaft feiern, dass Gott Mensch geworden ist. "Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude; A und O, Anfang und Ende steht da. Gottheit und Menschheit vereinen sich beide, Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah."