"Wir haben etwas dagegen"

Evangelische Kirchen widersprechen Antisemitismus

02. Oktober 2006


"Vorurteile entstehen meist ohne Kenntnis der Personengruppe, auf die sich diese Vorurteile beziehen." Darin sehen die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Union Evangelischer Kirchen (UEK) und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) eine der zentralen Ursachen für einen wieder erstarkten Antisemitismus. Dieser äußere sich nicht erst in Gewaltakten, sondern schon in Sätzen wie diesen: "Der Jude hat zuviel Einfluss." "Die Juden sind alle reich." "Die Juden haben einen Rachegott." "Die Juden halten alle zusammen." EKD, UEK und VELKD haben deshalb unter dem Titel "Antisemitismus - Wir haben was dagegen!" einen zwölfseitigen Flyer herausgegeben. Darin wird darauf verwiesen, dass der Nahost-Konflikt häufig für antisemitische Vorurteile ausgeschlachtet wird. Eine sachliche Auseinandersetzung mit der Politik der Regierung Israels habe ihr Recht. Allerdings schleiche sich Antisemitismus ein, wenn sich mit der Kritik an der Politik des Staates Israel eine Verurteilung und Ablehnung "der Juden" verbinde. In gefährlicher Weise bediene sich neuerdings der Antisemitismus in Deutschland antisemitischer Parolen aus arabischen Ländern, heißt es in dem Flyer.

Selbstkritisch wird festgehalten, dass es Judenfeindschaft von Christen aus religiöser Überheblichkeit und Selbstüberschätzung seit vielen Jahrhunderten gebe. Dazu heißt es aber klipp und klar: "Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schließen einander aus." Wie lässt sich Antisemitismus überwinden? Durch Information. Sie ist das entscheidende Heilmittel gegen Vorurteile. Kurz und knapp bietet der Flyer Basiswissen, das in Deutschland jeder beherrschen sollte. Zum Beispiel: Jesus war Jude. Und wenn Christen das Vaterunser beten, wie Jesus es seine Jünger gelehrt hatte, dann treten auch sie in eine Beziehung zu dem Gott, der sich zuerst den Juden offenbart hat. Wenn Christen das Alte Testament lesen, lesen sie die jüdische Bibel und finden dort die Zehn Gebote und das von Jesus im Neuen Testament zitierte Gebot der Nächsten- und Gottesliebe. Schließlich sprechen Christen hebräische Worte: Sie singen Halleluja, rufen Hosianna und sagen Amen - auch sprechen sie Psalmen, die das Gebetbuch Jesu waren.

Gegen Antisemitismus kann, ja muss man etwas tun. EKD, UEK und VELKD widersprechen gemeinsam den Vorurteile gegenüber Juden: Mit einem Flyer, der leicht verständliche Informationen bietet.