Wegen großer Hitze

Weil es morgen wieder regnen könnte

26. Juli 2006


Manche erinnern sich noch: Vor wenigen Monaten haben viele Menschen geschimpft, es gebe in diesem Jahr zu viel Schnee und der Winter sei zu lang. Vermutlich sind es nicht dieselben, die sich in diesen Tag den Schweiß von der Stirn wischen und dabei über die Hitze dieser Tage stöhnen. Kein Thema ist spannender als die Frage, warum das Wetter nicht so ist, wie es wunschgemäß sein soll. Selbst das Laptop, auf dem dieses Editorial entsteht, hat an einem Nachmittag dieser Tage mitgeteilt, dass es ihm nun zu warm ist, und die Festplatte sich eine Pause wünsche. In einem der schnellen Zügen mit der Aufschrift ICE war schon die Durchsage zu hören, dass die Klimaanlage "wegen der großen Hitze" es nicht mehr bewältige, die Waggons zu kühlen - kollektives Schwitzen war auch eine Erfahrung, die zusammen schweißt. Kundig scheinende Wetterbeobachter höheren Lebensalters lehnen sich zurück und stellen fest, dass sie sich beim besten Willen nicht erinnern könnten, schon einmal eine solche Hitzeperiode erlebt zu haben. Statistisch kann allerdings festgestellt werden, dass es dies das eine oder andere Mal in einem Menschenleben schon gegeben hat.

Einen Vorteil bietet die Schönwetterperiode mit den hohen Temperaturen: Die Hitze eint die allgemeine Meinung über das Wetter. Wenn im Winter der eine oder andere sich trotz des allgemeinen Widerspruchs doch noch für Schnee begeistern kann, so gestehen selbst die größten Sonnenliebhaber in diesen Tagen, dass es nun doch ein bisschen zu heiß ist und einige Grad weniger das Leben erträglicher machen würden. Besonders die, die mit ihrer Urlaubsplanung nicht die Schönwetterperiode getroffen haben, und nun noch in den Büros, an den Werkbänken, auf den Baustellen oder in der Schulbank arbeiten, stöhnen unter den ungewohnt hohen Temperaturen. In einigen Betrieben und Verwaltungen wurde - so weit dies möglich war - die Gleitzeit nach vorne verlegt: Nicht nur, weil nach dem Sprichwort der frühe Vogel den Wurm fängt, sondern weil es der frühe Vogel in den Morgenstunden kühler hat und dafür vielleicht die Abendstunden an einem Baggersee, im Schwimmbad oder zumindest im Schatten eines Baumes genießen kann.

Beruhigend ist die Gewissheit, dass auch diese Schönwetterphase zu Ende gehen wird. Es wird nicht nur abends irgendwo kurz gewittern, sondern es wird auch wieder einmal einen richtigen Landregen geben. Dann werden die einen über den Regen schimpfen und die anderen werden sagen: "Ja, ja, aber der Boden braucht's, damit etwas wachsen kann." So bleibt eben die biblische Gewissheit: "Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." - und das ist letztendlich irgendwie beruhigend. Es war übrigens nach einem langen Regen - dem redensartlich sintflutartigen - als Gott dies versprochen hat.